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aus Ridges Schüssel.

      Ich würde seinen Computer so was von hacken.

      »Tja, da ihr es euch alle gemütlich gemacht habt, können wir auch besprechen, was ich herausgefunden habe«, schlug ich vor. Hauptsächlich, damit ihr nicht wieder hierherkommen müsst.

      »Aber wir sind nicht alle hier«, erinnerte mich Breck. Er hielt sein Handy hoch und wackelte damit. »Ich hab Danny zwei Mal geschrieben, und er antwortet nicht.«

      »Vielleicht schläft er, vielleicht isst er, vielleicht holt er sich unten am Strand einen runter.« Und war das nicht eine schöne Vorstellung? Ich räusperte mich. »Wir können ihn später auf den neuesten Stand bringen.« Und um ehrlich zu sein, würde ich das hier um einiges leichter hinter mich bringen, wenn er nicht dabei war.

      »Setz dich«, wies ich Leo an, der sich auf der Armlehne des Sofas niederließ. »Ich zeig euch, was ich habe.«

      Ich drückte ein paar Tasten, schaltete alles auf den großen Fernseher um, und der Soundtrack des Videospiels, der für miserable Stimmungsmusik gesorgt hatte, verstummte.

      »Willkommen im White Sands Resort auf der Isla de Santa Rosa, einer Privatinsel vor der Küste Floridas.« Ich öffnete ein paar Bilder, die ich online gefunden hatte, zusammen mit den eingescannten Fotos aus Charlies Umschlag.

      »Ohhh«, schwärmte Breck. »Hübsch. Schick.«

      Ich schnaubte. »Das sollte es bei den Preisen auch sein. Es ist ein All-inclusive-Resort für die Superreichen.« Ich drückte auf eine Taste und rief ein paar Instagram-Fotos von Leuten auf, die das Resort markiert hatten. »Sehr exklusiv.«

      »Moment, ist das nicht Julianne Mardura aus dieser Fernsehsendung?«, wollte Carson wissen und beugte sich vor. »Ihr wisst schon, ›Real Drama‹?«

      »Du … guckst Reality-TV?«, fragte Ridge mit derselben entsetzten Faszination, die er vielleicht gezeigt hätte, wenn Carson verkündet hätte, dass er an rituellen Hühneropferungen teilnahm.

      Eigentlich hätte uns das Hühneropfer nicht so sehr beeindruckt wie diese kleine Offenbarung.

      »Ich habe Hobbys, Ridge«, sagte Carson schnaubend, ehe er sich zurücklehnte. Er winkte mir gebieterisch zu. »Mach weiter, Wesley.«

      »Ja, Majestät.« Ich rief ein Luftbild von der Insel auf, auf dem die Privatbungalows, die umwerfenden Strände, mehrere Pools und ein schmutziges, schmutziges Geheimnis zu sehen waren. »Das Resort gehört demselben Typen, der auch die Insel besitzt. Marvin Mason. Sie ist seit den Fünfzigern in seiner Familie.«

      Carson pfiff leise. »Ich bin überrascht, dass die Marriott-Gruppe oder ein ähnlicher Konzern das Resort oder die ganze Insel noch nicht gekauft hat. Das ist eine erstklassige Immobilie. Irgendwie will selbst ich da versuchen, es ihm abzukaufen. Zum Vorzugspreis natürlich.«

      »Über die Jahre hat es zahllose Angebote gegeben. Mason lehnt sie alle ab.«

      Ich wechselte das Bild. »Und das ist Marvin Mason persönlich.« Wir alle starrten Marvin an, der wie einer dieser Typen in den Weihnachtsfilmen aussah, die angeblich ein einfacher Waldarbeiter sind, aber in Wahrheit ist es der Weihnachtsmann in Verkleidung. Wenn der Weihnachtsmann einen dreiteiligen Anzug tragen würde. Ich glaube, da war sogar ein Funkeln in seinen blauen Augen.

      »Er ist also das Ziel?«, fragte Ridge etwas skeptisch.

      »Möglich. Zumindest ist er ein Ziel«, stimmte ich zu. »Aber es ist etwas komplizierter. Ich, ähm, hab nach Dannys Vorschlag ein bisschen nachgeforscht.« Ich kratzte mich am Kopf und fühlte mich noch etwas schlechter, weil er nicht hier war, um das Lob dafür einzuheimsen, dass er mich in die richtige Richtung gelenkt hatte. »Da wir gerade von ihm sprechen, Breck, hat er geschrieben?«

      Breck schüttelte den Kopf. »Was auch immer du gesagt hast, muss ihn echt wütend gemacht haben.«

      »Ich hab nicht …«, setzte ich an, unterbrach mich aber schnaubend. »Wie auch immer. Also, die Sache ist die, dass diese Resorts nicht all ihre Mitarbeiter direkt einstellen. Bei Resorts und anderen Orten mit Saisonbetrieb, selbst hier in Florida, ist es allgemein üblich, Arbeitsplätze über eine Agentur zu vermitteln.«

      Steele runzelte die Stirn. »Also genau so, wie man ein Hauswirtschaftsunternehmen anruft, um eine Reinigungskraft zu bekommen, oder eine Poolfirma für jemanden, der einem den Pool sauber macht? Man bezahlt die Firma, die bekommen einen Teil des Geldes, um ihre Fixkosten zu decken, und bezahlen dann die Person, die die eigentliche Arbeit macht?«

      »Genau. Man bezahlt eine Agentur, die im Ausland Mitarbeiter findet, die in die USA wollen, aber ohne Job kein Visum bekommen. Diese Vermittler sind die Verbindung zwischen den Jobs und den Arbeitskräften. Vor etwa zwei Jahren hat Mason angefangen, eine Agentur namens Atlantis Enterprises zu nutzen, die Mark Toffler hier gehört.« Ich öffnete das Bild eines Firmenlogos und eines weiteren lächelnden Typen, der wie ein älterer, dickerer Steven Seagal aussah. »Atlantis ist in mindestens vier Ländern vertreten – auf den Philippinen, in Guatemala, Honduras und Kolumbien. Ihr Job ist es, Arbeitskräfte zu rekrutieren, ihnen beim Visumsprozess zu helfen und sie legal in die Vereinigten Staaten zu bringen, damit sie hier arbeiten können.«

      »Okay«, sagte Leo und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nicht wirklich empört, außer darüber, wie hässlich der Anzug dieses Typen ist.« Er deutete mit dem Kopf auf Mark Tofflers Bild.

      »Mhm«, machte ich. »Tja, also, so sollten die Dinge mit diesen Agenturen laufen. Aber seht euch das an.« Ich rief ein Dutzend Screenshots auf, die sich überlagerten. »Das ist ein Prozess, der kürzlich gegen eine Vermittlungsagentur geführt wurde, die dieselben Versprechen gemacht hat. Allerdings wurden die Mitarbeiter, nachdem sie den Vertrag unterschrieben hatten, gezwungen, Tausende Dollar an Gebühren zu zahlen, um hierherzukommen. Und sobald sie hier waren, wurden sie in unsicheren, überfüllten Unterkünften untergebracht, die von der Agentur zur Verfügung gestellt wurden, und mussten jede Woche Hunderte von Dollar für dieses Privileg hinblättern.«

      »Verdammt«, kommentierte Steele.

      »Ganz genau. Ein paar Mitarbeiter konnten schließlich mit den Behörden sprechen und das ganze Konstrukt zum Einsturz bringen, haben aber vorher Abertausende Dollar verloren, ganz zu schweigen davon, dass sie von ihren Familien und ihren Freunden getrennt waren.«

      »Und wir glauben, dass das bei White Island passiert?«, wollte Carson wissen.

      »Im White Sands Resort«, korrigierte ich ihn. »Und ja. Außer dass es möglicherweise noch schlimmer ist.« Ich verzog das Gesicht. »Zumindest waren die Mitarbeiter in diesem anderen Fall auf dem Festland, wo sie schließlich Hilfe holen konnten. Wenn die Bilder aus Charlies Umschlag korrekt sind, werden Arbeitern wie Tala bei White Sands vielleicht die Pässe abgenommen. Wenn das der Fall ist, stecken sie dort fest, ohne Aussicht auf Hilfe oder darauf, wieder nach Hause zu kommen.«

      »Also werden wir sie da rausholen«, erklärte Ridge. »Wir finden die Pässe und holen alle Arbeiter von der Insel.« Er nickte vor sich hin, als wäre es beschlossene Sache.

      »Nicht so schnell, Cowboy«, widersprach Leo. »Wenn wir ihre Geschäfte auf Dauer zerschlagen wollen, müssen wir den Hässlichen und den Weihnachtsmann festnageln.«

      »Auch bekannt als Mark Toffler und Marvin Mason«, sagte ich und rief ihre Bilder nebeneinander auf dem Bildschirm auf.

      »Mark und Marvin. Klingt wie eine Sitcom«, meinte Breck.

      »Du denkst an Mork und Mindy, Babe«, entgegnete Steele und drückte Breck noch fester an sich. »Allerdings ist an dieser Sache nichts lustig.«

      »Überhaupt nichts«, stimmte Carson zu.

      »Um Mark und Marvin damit in Verbindung zu bringen, werden wir die Finanzunterlagen brauchen«, sagte Leo und strich sich übers Kinn, während er auf den Bildschirm starrte. »Beweise dafür, was sie diesen Arbeitern abnehmen, Schecks …«

      »Das heißt, wenn sie sie überhaupt bezahlen«, warf Ridge ein. »Ich meine, haben wir irgendwelche Beweise

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