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Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
Читать онлайн.Название Guy de Maupassant – Gesammelte Werke
Год выпуска 0
isbn 9783962817695
Автор произведения Guy de Maupassant
Жанр Языкознание
Серия Gesammelte Werke bei Null Papier
Издательство Bookwire
Die Boote entfernten sich eins nach dem andren von der Landungsbrücke. Die Ruderer beugten sich im Takte vor- und rückwärts, und unter ihrem gleichmässigen langen Schlägen glitten die leichten Boote flüchtig über den Wasserspiegel dahin; sie entfernten sich mehr und mehr, wurden kleiner und kleiner, und verschwanden schliesslich unter der nächsten Eisenbahnbrücke, unterhalb deren das Café »Froschteich« lag.
Nur ein Paar war noch zurückgeblieben. Der junge, bleiche, fast noch bartlose, schmächtige Mann hatte seine Freundin, eine kleine, magere Brünette, mit den Bewegungen einer Heuschrecke um die Taille gefasst. Hin und wieder versenkten sich ihre Blicke tief ineinander.
»Vorwärts, Herr Paul! beeilen Sie sich,« rief der Wirt. Das junge Paar kam heran.
Von allen Gästen des Hauses war Herr Paul der beliebteste und angesehenste. Er bezahlte gut und pünktlich, während man den anderen oft lange auf die Taschen klopfen musste, wenn sie nicht unter Umständen ganz verschwanden, ohne überhaupt zu zahlen. Ferner bildete er für das Etablissement eine Art lebendige Reklame, denn sein Vater war Senator. Und wenn ein Fremder fragte: »Wer ist denn der junge Mann da, der so schön mit seiner Liebsten tut?« so antwortete einer der Stammgäste halblaut mit wichtiger geheimnisvoller Miene: »Das ist Paul Baron, Sie wissen schon, der Sohn des Senators.« Und ganz bestimmt konnte man darauf rechnen, dass der andere sagte: »Der arme Teufel! Er wird gründlich ausgezogen.«
Mutter Grillon, eine brave Frau, die ihr Geschäft verstand, nannte die beiden »ihre Turteltauben« und schien durch deren eigentümliche Vorliebe für ihr Haus sehr beglückt zu sein.
Das Paar näherte sich langsamen Schrittes; die Barke »Madeleine« lag bereit, aber in dem Augenblick, als sie einsteigen wollten, gaben sie sich noch einen Kuss, was unter dem Publikum auf der Brücke allgemeines Gelächter hervorrief.
Herr Paul griff zum Ruder und fuhr gleichfalls zum Café »Froschteich.«
Als sie ankamen, war es gerade drei Uhr, und das große Restaurant wimmelte von Menschen.
Das mächtige, mit einem auf hölzernen Säulen ruhenden Teerdache versehene Floss ist mit der herrlichen Insel von Croissy durch zwei Stege verbunden, von denen der eine mitten auf dieses Wasser-Etablissement zuführt, während der andere das äusserste Ende desselben mit einem winzigen Inselchen verbindet, auf welchem ein Baum gepflanzt ist und welches den Namen »Blumentopf« führt. Von da aus gelangt man zu den Bade-Kabinen.
Herr Paul legte mit seinem Boot an der Längsseite des Café’s an, erkletterte die Gallerie die ringsum läuft und zog seine Gefährtin mit den Händen empor. Hierauf setzten sich beide am Ende eines Tisches einander gegenüber.
Auf der anderen Seite des Flusses, wo der Leinpfad ging, zog sich eine lange Wagenreihe hin. Fiaker wechselten mit eleganten Gummi-Equipagen ab. Jene unförmig und mit ihrem mächtigen Kasten die Sprungfedern zusammendrückend, während sie von einer Rosinante mit hängendem Kopfe und krummen Knien mühsam fortgeschleppt wurden; diese dagegen elegant, von edlen Rossen in brillanter Form, von deren Gebiss der Schaum in dichten Flocken fiel, auf leichten Rädern dahingezogen, während der Kutscher in geschmackvoller Livree den Kopf fest auf dem hohen Kragen tragend von seinem Bock aus tadellos die Zügel führte und die Peitsche unbeweglich auf dem rechten Schenkel aufgesetzt hatte.
Eine Unmenge Menschen promenierte in Familien, in grösseren Trupps oder auch paarweise und einzeln dem Ufer entlang. Sie pflückten Blumen im Grase stiegen an’s Wasser herunter, kletterten wieder auf den Weg herauf, und warteten massenweise an einer bestimmten Stelle auf den Fährmann. Unaufhörlich fuhr das geräumige Boot herüber und hinüber, um die Ausflügler auf der Insel abzusetzen.
Der Flussarm, (der tote Arm genannt) auf welchem der Kahn den Verkehr vermittelte, schien zu schlafen, so schwach war seine Strömung. Ganze Flotten von Yollen, Skifs, Seelentränkern, Segelbooten, Gigs und Fahrzeugen aller Art und Form glitten über die stille Fläche, bald sich kreuzend, bald sich mit dem Kurs der anderen vereinend; hier stiessen zwei Boote aneinander, dort machte ein anderes durch einen kräftigen Gegenstoss des Ruders plötzlich Halt, um dann von Neuem unter den schwellenden Armmuskeln seines Führers lebhaft vorwärts zu gleiten. Das Ganze glich einem Gewimmel von muntren, grünen, blauen, roten, gelben und weißen Fischen.
Unaufhörlich kamen neue Fahrzeuge heran, die einen stromaufwärts von Chatou, die anderen stromabwärts von Bougival; Gelächter, Rufen, Fragen, Antworten und auch laute Flüche mitunter schallten über das Wasser. Die Ruderer liessen sich ihre schon gebräunten muskulösen Arme noch mehr von der Sonnenglut verbrennen, während auf dem Wasser schwimmenden exotischen Blumen gleich die rot-, grün-, blau- oder gelbseidenen Sonnenschirme der Damen, am Steuerruder das Hinterteil der Boote zierten.
Hoch am Himmel stand die brennende Julisonne; die Luft schien mit lautem Jubel erfüllt, und kein Windhauch bewegte die Blätter der Pappeln und Weiden.
Geradeaus da unten türmen sich die überall sichtbaren mächtigen Umrisse des Mont-Valerien auf, während zur Rechten die liebliche Hügelkette von Louveciennes sich im Halbkreis an den Lauf des Flusses anlehnt, und bald hier und dort aus dem reichen saftigen Grün ihrer Gärten die blinkenden Mauern der Landhäuser hervorragen.
Vor den Zugängen des Café Froschteich bewegten sich zahlreiche Spaziergänger unter den riesigen Bäumen, welche diesen Winkel der Insel zu einem der angenehmsten von der Welt machen. Blondhaarige Halbweltdamen mit üppiger Brust und unverhältnismässigen Hüften, bemalten Wangen, geschwärzten Wimpern und gefärbten Lippen, enggeschnürt und auffallend angezogen, verunzierten mit ihren geschmacklosen schreienden Toiletten das saftige frische Grün des Rasens, während neben ihnen junge Herrchen in allen Übertreibungen der Mode, hellen Handschuhen, Lackstiefeletten und fadendünnen Spazierstöckchen zu glänzen suchten, ihr albernes Lächeln mit einem täppischen Fallenlassen des Monocles begleitend.
Gerade bei dem Froschteich wird die Insel schmal und am anderen Ufer, von dem aus ebenfalls eine Fähre den lebhaften Verkehr mit Croissy vermittelt, wälzt der lebendige