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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Die erschöpften Leute ließen sich das nicht zweimal sagen. Bald darauf brannte der Herd in der auf Deck befindlichen Kombüse, und während die Piraten sich an Schinken und Bärenpranken gütlich taten, die sie unter den Proviantvorräten der Molly gefunden hatten, siedete das Wasser für das geliebte Getränk.
Die Männer im Wald hatten dem Ablauf der Ereignisse mit gemischten Gefühlen zugesehen. In die Freude über das Abbringen des Schiffes mischte sich die Besorgnis, es könne in der Gewalt der Seeräuber endgültig verloren sein. Sie waren in starker Spannung Zeugen der ungeheuren, am Ende durch das Gelingen gekrönten Anstrengungen der Piraten gewesen.
»Was nun, Master?« fragte Bob Green, auf die Molly starrend, die leicht schaukelnd vor Anker lag. »Hättet meinem Rat folgen sollen. Eine einzige Salve hätte vier der Halunken kampfunfähig gemacht. Mit den anderen wären wir dann schon fertig geworden.«
»Und die Molly?« sagte Burns, »würde sie dann schwimmen?«
»Ist natürlich ganz schön, daß sie uns eine Arbeit abgenommen haben, die wir allein nicht leisten konnten, aber nun scheint mir auch die Stunde des Handelns gekommen. Tun wir jetzt nichts, dann sind wir die Molly los.«
»Es widerstrebt mir, Blut zu vergießen, wenn es nicht zur unmittelbaren Verteidigung des eigenen Lebens geschieht«, sagte der Puritaner.
»Nehmt's mir nicht übel, aber das sind närrische Bedenken«, schnaufte der Bootsmann. »Von den Burschen da unten ist jeder einzelne für den Galgen reif. Ihr nehmt die Sache verdammt kaltblütig, Sir, schließlich steht auch Euer Eigentum auf dem Spiel.«
Der Alte schüttelte störrisch den Kopf. »Vorläufig können die Kerle mit dem Schiff nicht weg«, sagte er. »Oder meint Ihr doch? Ihr seid Fachmann. Müssen sie nicht wenigstens einen Notmast setzen?«
»Irgend etwas dergleichen müssen sie natürlich tun. Würde wahrscheinlich schwer halten, das Schiff mit sechs Rudern ins Schlepptau zu nehmen. Aber paßt nur auf, sie werden schon eine Spiere setzen. Die Jungen verstehen ihr Handwerk, das hab' ich gesehen.«
Der Alte zögerte; er war offensichtlich unschlüssig. Abgesehen davon, daß es ihm zuwider war, Blut zu vergießen, wollte er auch das Leben des Sohnes der Schiffsladung wegen nicht in Gefahr bringen.
Auf dem Schiff unten kreiste mittlerweile der Grogbecher. Gesang und Gejohl zeigten an, daß die Piraten den Beutetag feierten.
John, der bisher geschwiegen hatte, sagte jetzt mit ironischem Lächeln: »Ich meine, die Burschen haben uns einen ganz hübschen Gefallen erwiesen. Sie sollen sich ruhig noch etwas mehr für uns anstrengen. Ich denke, wir lassen sie einen Notmast setzen und takeln – sie werden damit bestimmt schneller fertig als wir – wenn die Molly dann klar zum Auslaufen ist, holen wir sie uns.«
Bob Green sah den Jungen verdutzt an und hatte dann Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. »Weiß Gott, Ihr habt recht, John«,, sagte er; »wir lassen die Kanaillen unsere Arbeit verrichten, und wenn sie damit fertig sind, gehen wir an Deck. Muß Euch sagen, ich brenne geradezu darauf, ihnen den Büchsenkolben um die Ohren zu schlagen.«
»Der Vorschlag ist grundsätzlich so übel nicht«, sagte Elias Burns mit gleichbleibender Ruhe. »Versuchten wir das Schiff jetzt zu nehmen, müßten wir sie alle hinschlachten. Selbst wenn wir vier Mann aus dem Hinterhalt abschössen, was mir gar nicht gefällt, blieben immer noch acht, mit denen wir kämpfen müßten. Und das scheint immerhin eine recht unsichere Sache.«
»Also gut«, versetzte Bob Green, »sollen die Halunken die alte Molly segelfertig machen. Und dann müßte ich nicht meines Vaters Sohn sein, wenn ich sie ihnen nicht abjagte.«
Der junge Indianer, der den Vorgängen auf dem Wasser aufmerksam gefolgt war und auch den Reden seiner drei weißen Gefährten gelauscht hatte, ohne selbst ein einziges Mal den Mund zu öffnen, sagte jetzt, auf das Schiff deutend: »Alle Feinde dort. Gehen, Gefangenen holen. Eine Büchse mehr.«
Zunächst erfolgte keine Antwort auf den unerwarteten Vorschlag, doch leuchteten die darin zum Ausdruck gebrachten Gesichtspunkte den anderen ohne weiteres ein. Es war sehr wahrscheinlich, daß sich im Augenblick außer dem Gefangenen nur der alte Stelzfuß in dem Insel-Blockhaus befand. Waren die rechtmäßigen Eigentümer des Schiffes erst einmal offen in Erscheinung getreten, bestand kaum noch eine Möglichkeit, dem Gefangenen Hilfe zu bringen, und die Seeräuber würden in solchem Fall sicherlich keinen Augenblick zögern, einen so gefährlichen Zeugen wie Richard Waltham zu beseitigen.
John, dem die Worte des Indianers aus der Seele gesprochen waren, sah seinen Vater an. Dessen Stirn war gefurcht. Er erwog wohl das Für und Wider des Vorschlages.
Als niemand antwortete, sagte Ni-kun-tha ruhig: »Roter Mann allein gehen – Gefangenen holen.«
Elias Burns sagte in seiner bedächtigen Weise, ohne auf die Worte des Indianers zu achten: »Wie lange Zeit werden die Leute brauchen, um einen Notmast zu setzen?«
»Nun«, antwortete Bob, »falls sie jetzt an die Arbeit gingen, möchten sie es vielleicht bis zum Abend geschafft haben, wenn sie die Molly einigermaßen segeltüchtig machen wollen. Begnügen sie sich damit, soviel Leinwand zu setzen, wie nötig ist, um die Sloop in irgendein Versteck zwischen den Inseln zu steuern, ist es auch in ein paar Stunden zu machen. Denke aber nicht, daß sie die ausgeladene Fracht zurücklassen wollen. Das Einladen würde ein paar weitere Stunden in Anspruch nehmen.«
»Ihr meint also, es sei in jedem Fall genug Zeit, um im Kanu nach der Pirateninsel zu fahren und wieder zurückzukommen?«
»Ganz gewiß, Sir, zumal die Kerle einstweilen stark mit dem Grog beschäftigt sind. Schätze auch nicht, daß sie sobald damit aufhören werden, sich vollaufen zu lassen.«
»Gut«, sagte Elias Burns. »Es liegt mir natürlich am Herzen, den jungen Waltham aus den Händen der Bande zu befreien, und es sieht aus, als könne das gerade jetzt ohne sonderliche Gefahr geschehen. Also mögen John und der Indianer sich in Gottes Namen aufmachen und ihr Heil versuchen.«
»Danke schön, Vater«, rief John freudig aus, »Ni-kun-tha und ich holen den jungen Waltham heraus.«
»Aber ihr müßt euch eilen und unter allen Umständen sofort zurückkommen; wir wissen nicht, wie die Dinge sich hier entwickeln«, mahnte der Alte.
»Selbstverständlich, wir verschwenden keine Minute. Aber – wie beseitigen wir die Gitter an dem Fenster des Gefängnisses?«
»Denke, das wird gar nicht nötig sein«, schaltete Bob sich jetzt ein. »Am liebsten ginge ich ja überhaupt mit; aber das geht nicht gut, kann Euern Vater nicht hier allein lassen, außerdem müssen wir ein Auge auf die Molly haben. Aber die Sache ist doch so: Entweder sind außer dem Stelzbein, von dem Ihr erzähltet, noch weitere Leute im Haus; dann ist am Tage sowieso nichts zu machen und ihr kehrt schleunigst um. Oder der Wächter ist allein, dann müßt ihr eben mit ihm fertig werden. Nehmt auf alle Fälle die Axt aus der Jolle mit, könnte euch unter Umständen gute Dienste tun.«
»Machen wir«, antwortete John. »Komm, Falke, wir gehen.« Er verabschiedete sich kurz und betrat gleich darauf, von Ni-kun-tha gefolgt, den Wald. Nicht lange danach glitt das Irokesenkanu mit seinen beiden Insassen, vom leichten Wind getrieben, in das Gewirr der Inseln hinein.
NI-KUN-THAS KRIEGSLIST
Nach einer knappen Stunde schneller Fahrt erreichte das Kanu die Pirateninsel. Ni-kun-tha und John durchforschten aufmerksam den Uferbereich, vermochten aber nichts Verdächtiges zu bemerken. Sie landeten schließlich an einer Stelle, die für den Notfall eine schnelle Flucht ermöglichte. Durch das dichte Gebüsch schlichen sie sich alsdann an das Blockhaus heran, und zwar von der Rückseite aus, weil sie erst einmal den Gefangenen von ihrer Anwesenheit verständigen wollten. Danach hatte John die Absicht, den Wächter anzurufen und sich als Bote Hollins auszugeben. Sobald der Stelzfuß ihnen öffnete, wollten sie sich dann seiner bemächtigen.
Das Gebäude