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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Eine Gewehrsalve dröhnte hinter ihnen auf; die Kugeln pfiffen über sie hinweg und an ihren Köpfen vorbei. Da die Ruder im Kielboot während der Vorbereitungen zum Schuß ruhen mußten, gewannen die Verfolgten einen nicht unerheblichen Vorsprung. Einbiegen, das Kanu unter die überhängenden Äste treiben und mit den Büchsen in der Hand an Land springen, war das Werk eines Augenblicks. Atemlos und keuchend vor Anstrengung kauerten sie sich in den Büschen nieder; der Indianer begann, ungeachtet seiner Erschöpfung, seine Büchse zu laden.
Von kräftigen Ruderschlägen getrieben, bog das Kielboot in den Kanal ein. Eine Stimme brüllte: »Halt!« Das Boot hielt. »Die Burschen sind längst an Land«, fuhr die Stimme fort, »wir setzen uns nur der Gefahr aus, eine Kugel in die Rippen zu bekommen. Bei der Dunkelheit sind sie unmöglich zu finden. Diese roten Hunde haben uns gerade noch hier gefehlt. Wenden! Müssen uns um Bill kümmern.«
Das Boot wendete und fuhr, langsamer als es gekommen war, zurück.
Erst nach geraumer Zeit und nachdem sie sicher waren, nicht mehr in einen absichtlich gelegten Hinterhalt zu geraten, verließen die Verfolgten ihr Versteck, bestiegen das Kanu, setzten das Behelfssegel und landeten gegen Mitternacht an der Insel, an der sie gestrandet waren. John erstattete den bereits unruhig Wartenden eingehend Bericht und erregte mit seinen Mitteilungen nicht geringes Aufsehen. Der junge Indianer, der noch immer ruhige, ernste Zurückhaltung zeigte, erhielt nicht nur von Elias Burns, sondern sogar von dem Indianerfresser Bob Green für sein tapferes und entschlossenes Verhalten hohes Lob gespendet. Und das wollte etwas heißen.
PIRATEN AN BORD
Die Sonne stand schon lange am Himmel, als die Gestrandeten sich vom Lager erhoben. Ihr erster Blick galt dem Schiff. Die Molly lag ruhig im Schein der Morgensonne; die Wälder schwiegen ringsum. Das unbewegte Wasser, in dem sich die Baumkronen spiegelten, der wolkenlose Himmel, der rötliche Schimmer, der die Spitzen der Bäume vergoldete – das alles vermittelte ein Bild des Friedens, wie es eindrucksvoller nicht gedacht werden konnte. Und doch lauerten hinter diesem freundlichen Bild finstere Leidenschaften; hinter dem Dunkel der Wälder gab es Menschen, die mit allen göttlichen und irdischen Gesetzen gebrochen hatten.
Elias Burns, der alte Puritaner, wich auch hier in der Wildnis nicht von dem Brauch, den beginnenden Tag mit einem Gebet zu eröffnen. Bob Green, der weniger vom Beten halten mochte, hörte gleichwohl andächtig zu, und auch der Indianer lauschte den ihm kaum verständlichen Lauten. Er mochte immerhin begreifen, daß der alte Mann mit dem Großen Geist der Weißen sprach.
Anschließend wurde mit gutem Appetit gefrühstückt. Der Indianer zeigte auch beim Essen eine würdige Zurückhaltung; obgleich er sich, insbesondere mit Johns Hilfe, recht gut verständlich machen konnte, sprach er kaum. Die Trauer um seine ertrunkenen Gefährten mochte ihm noch im Sinn stecken. Auch über seine Stammeszugehörigkeit hatte er sich noch nicht geäußert, klar war nur, daß er weder ein Hurone war, noch zu den sechs Nationen der Irokesen gehörte; im Gegenteil, er schien Huronen wie Irokesen mit unauslöschlichem Haß zu verfolgen.
Der Unbekümmertste und Sorgloseste von allen war nach wie vor Bob Green, der alte Seefahrer. Nach dem Essen steckte er sich seine Pfeife an und blies dicke blaue Ringe in die Luft. »Nun wissen wir also, daß die Sache mit dem DUKE OF RICHMOND stimmt«, sagte er. »Das Schiff ist nicht im Sturm untergegangen, sondern von Piraten gekapert worden, und zwar war es auf den Erben des Lords abgesehen.«
»Trauriges Los, das den jungen Herrn getroffen hat.« Der alte Burns schüttelte bekümmert den Kopf.
»Aber wir werden ihn befreien, Vater«, sagte John.
»Wenn es überhaupt möglich ist, wollen wir es gewiß versuchen«, versetzte der Alte.
»Ich habe es versprochen, und es ist klar, daß ich zu meinem Wort stehe«, stellte John mit Entschiedenheit fest.
Elias Burns blieb ruhig und bedächtig: »Wir werden alles versuchen, dein Wort einzulösen.«
»Wird einen Hauptspaß geben, Master«, lachte der Bootsmann. »Brenne direkt darauf, nähere Bekanntschaft mit den Halunken zu machen, die so manchen ehrlichen Seemann auf dem Gewissen haben.«
»Ich fürchte, Ihr stellt euch die Sache ein wenig gar zu leicht vor«, sagte der Alte. »Nach Johns Bericht besteht kein Zweifel daran, daß die Banditen Helfershelfer auf dem festen Land haben, und daß es sich um eine größere Bande mit mehreren Schlupfwinkeln handelt. Dieser sonderbare Sir Edmund scheint in diesem Zusammenhang ja auch eine bemerkenswerte Rolle zu spielen.«
»Diesen ehrenwerten Gentleman möchte ich besonders gern in der Hand des Sheriffs sehen«, knurrte Bob Green.
»Aber was sollen wir überhaupt tun, Bob? Wir sind ja selber in einer nicht eben erfreulichen Lage«, wandte Burns ein. »Jetzt liegen wir hier schon zwei Tage hilflos am Strand, und da wir wissen, daß sich das Seeräubergesindel in nächster Nähe aufhält, ist nicht abzusehen, wie wir aus dieser Situation herauskommen sollen.«
»Ich hatte mir das alles schon überlegt«, sagte Bob. »Eigentlich wollte ich euch heute morgen den Vorschlag machen, trotz allem nach Stacket Harbour zu segeln und eine tüchtige Mannschaft heranzuholen. Dann bekämen wir nicht nur das Schiff wieder flott, sondern könnten gleichzeitig auch mit dem Piratengesindel aufräumen. Und ob hier nun drei oder vier Mann sitzen und warten, läuft schließlich auf dasselbe hinaus. Ich hatte mir vorgenommen, unter Umständen sogar einen Regierungskutter mit Soldaten mitzubringen. Johns neueste Nachrichten haben mich nun aber bedenklich gemacht. Ich bin überzeugt, die Halunken haben hier am See ihre Aufpasser sitzen. Wittern sie erst Gefahr, werden sie sich samt dem Gefangenen in Sicherheit zu bringen wissen. Es scheint mir nach all meinen Erfahrungen aber unmöglich, sie, wenn sie erst einmal untergetaucht sind, im Gewirr der Tausend Inseln aufzuspüren; abgesehen davon, daß ihnen der Rückzug nach dem französischen Kanada immer offen ist. Es scheint mir deshalb leichtfertig, am hellen Tage mit der Jolle auf den See zu gehen; werde ich entdeckt und ist der Sechsruderer draußen, womit wir rechnen müssen, könnte ich den Banditen nicht entgehen. Damit aber wäre alles verloren.«
»Das alles ist unzweifelhaft richtig«, versetzte Elias Burns nach kurzem Schweigen. »Und da John überdies sein Wort gegeben hat, möchte ich also vorschlagen, daß wir heut abend nach Einbruch der Dunkelheit einen Versuch machen, den jungen Baronet zu befreien. Möglicherweise können wir damit rechnen, daß die Piraten auf Beutefang sind; dann könnte die Sache keine allzu großen Schwierigkeiten machen.«
John jubelte, und auch der Bootsmann stimmte dem Vorschlag höchst befriedigt zu.
»Spaßige Sache, daß die Banditen überzeugt waren, zwei Indianer vor sich zu haben«, lachte Bob Green, »könnte uns unter Umständen gut zupaß kommen; mindestens brauchen sie nichts von unserer Anwesenheit zu ahnen, selbst wenn sie die Molly entdecken sollten.«
Er hatte kaum ausgesprochen, als der Indianer, der schweigend an einen Baum gelehnt stand, den Arm ausstreckte und ein warnendes »Hugh!« ausstieß. Der Arm wies in die Richtung, wo die Molly lag.
Die drei Weißen sprangen erschrocken auf und gewahrten, durch die Büsche lugend, das stark bemannte Kielboot der Seeräuber, das eben aus dem Ausgang des Kanals kommend, langsam auf die gestrandete Sloop zusteuerte.
»Da sind sie. Nun schütze uns der Herrgott!« flüsterte Elias Burns.
»Nun also«, knurrte Bob; er schien eher befriedigt, daß die Spannung gebrochen war. »Wie ist's«, sagte er, »wollen wir ihnen eine volle Salve geben?«
»Still, Bob, wollen erst abwarten, was sie tun.«
John starrte mit glühenden Augen auf die Szene; man sah ihm an, daß er entschlossen war, den Kampf aufzunehmen. Der Indianer öffnete, unbewegt neben ihm stehend, die Pfanne