Скачать книгу

er ihr, stand auf und streckte sich. Nachdem er seine Hose hochgezogen hatte, trat er hinter dem Tisch hervor. Im Vorbeigehen an der Tür betätigte er plötzlich den Schließknopf.

      Lexi hörte das Klicken und wusste genau, was er gerade getan hatte. Sie verkrampfte sich und schaute zu ihm auf. »Was haben Sie vor?« Sie erhob sich ebenfalls und wandte sich Adam zu.

      »Nichts.« Er lächelte wieder, während er sich ihr näherte.

      Lexis ganzer Körper wurde steif, und sie drückte sich gegen den breiten Tisch, als sie zurückwich.

      Adam baute sich wenige Zoll vor ihr auf und deutete an: »Ich dachte, wir könnten doch jetzt schon mal ganz in Ruhe ein Bewerbungsgespräch führen.«

      Lexi erschauderte. Als sie Adam zum ersten Mal getroffen hatte, war er ihr attraktiv vorgekommen, doch kaum hatte er den Mund aufgemacht, war diese Attraktivität direkt von zehn auf fünf gesunken. Anschließend hatte sie von seinem Benehmen erfahren, und aus der Fünf war eine Null geworden.

      Nun hob er eine Hand und berührte sanft ihre Haare. Abermals fies grinsend fragte er: »Sind Sie untenrum auch blond?«

      Lexi drehte den Kopf weg und entzog sich ihm. »Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«

      Nun rückte er ihr richtig auf den Leib und drückte sich an ihren Körper. Während er mit der Hand an ihrem Arm hinunterfuhr, flüsterte er: »Wenn Sie etwas für mich tun, dann tue ich auch etwas für Sie.«

      Lexi schloss ihre Augen fest und hielt sich bewusst steif. Sie wollte am Liebsten schreien, konnte es aber nicht. Stattdessen appellierte sie wieder an seine Vernunft: »Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«

      »Wie gern würden Sie die Stelle denn haben wollen?«, fragte er und rieb weiter ihren Arm.

      »Adam, nein!«, fuhr Lexi entsetzt auf.

      »Ich habe so einiges über Sie gehört. Sie sind ein Partygirl, und wir beide wissen doch genau, dass sich Partygirls gut unterhalten wollen.«

      »Aufhören.«

      Er beugte sich mit seinem Gesicht nach vorn, um ihren Hals zu küssen, doch sie wich ihm aus.

      »Nein, ich will das nicht!«

      »Und ob Sie das wollen.«

      Lexi ließ sich in erster Linie von ihrer Angst leiten. Sie wollte ihren Job schließlich nicht verlieren, sich aber auch nicht sexuell missbrauchen lassen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie unternehmen? Die strenge Stimme ihrer Mutter schoss ihr in den Kopf: »Lexi, meine Liebe, wenn du es zu etwas bringen willst, dann musst du auch das Notwendige dafür tun.«

      Sie sträubte sich erneut, als sein Mund ihren Hals berührte.

      »Nein, hören Sie gefälligst sofort auf!«

      Seine rechte Hand wanderte zu einem ihrer Oberschenkel hinunter.

      Kindheitserinnerungen drängten sich plötzlich in Lexi auf, und mit ihnen auch die entsprechenden Emotionen. Es war lange her, aber sie konnte den Mann noch genau vor sich sehen. Jemanden, den man ihr als vertrauenswürdig vorgestellt hatte … wie er in ihr Schlafzimmer gekommen war. Ihre Furcht, die sie jetzt empfand, war die gleiche wie damals. Ihre Eingeweide hatten sich zusammengezogen, als sie das Gesicht des Mannes erkannt und ihn gerochen hatte, eine Mischung aus Tequila und fast verflogenem Rasierwasser. Dieser Geruch sollte in der Luft zurückbleiben, nachdem er wieder verschwunden war, und ihre Hoffnungslosigkeit und ihre Schmach nur noch schlimmer machen. Nach einer Weile hatte sie seine Übergriffe körperlich zwar einigermaßen ertragen können, allerdings nie ihre Scham und ihren Selbstekel ablegen können. Mit gerade einmal sieben Jahren war sie außerstande gewesen, sich zu wehren, doch jetzt sah die Sache anders aus. Denn sie war älter und nicht mehr so schwach.

      Adam begann nun, ihren Hals vehement zu küssen, und hatte seine Rechte zwischen Lexis Schenkel geschoben.

      Sie drückte ihre Beine fest zusammen, doch er zwängte sie mit der Hand grob auseinander.

      »Nein!«, rief sie erneut.

      Aber er ignorierte ihr Flehen.

      Vor ihrem geistigen Auge sah sie wieder das ängstliche Kind, das sie einmal gewesen war. Sie durfte nicht wieder so werden, so weit würde es nicht kommen, das nahm sie sich fest vor.

      »Adam, nein, hören Sie auf!«

      Aber er nahm es immer noch nicht zur Kenntnis.

      Sie streckte jetzt ihre rechte Hand nach hinten aus und tastete auf dem Tisch nach irgendetwas, das sie als Waffe benutzen konnte. Schließlich bekam sie das kalte Metallgestell eines Tackers zu fassen und umklammerte es fest. Ohne eine Vorwarnung holte sie damit aus, zögerte aber dann doch. Zuzuschlagen würde ihr Leben komplett verändern, doch sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, weil es sie genauso wenig kaltlassen würde, sich von ihm vergewaltigen zu lassen. Sie durfte nicht noch einmal in die Opferrolle zurückfallen. Fest entschlossen hob sie den Tacker noch höher, ließ ihn dann mit aller Kraft niedersausen und traf Adam an der linken Kopfseite.

       Jetzt hatte sie es getan! Doch was ihr in diesem Moment gar nicht bewusst gewesen war … es handelte sich dabei um den ersten Schritt auf einem Weg, in dessen Verlauf die alte Lexi auf der Strecke bleiben und eine neue Frau geboren werden würde.

      Infolge des Aufpralls geriet Adam ins Taumeln. Er fiel auf die Knie und fasste sich mit einer Hand an die getroffene Stelle. »Du Miststück hast mich geschlagen!«, brüllte er. Als er die Hand herunternahm und Blut daran sah, machte er ein fassungsloses Gesicht.

      Lexi fühlte sich plötzlich komplett klar im Kopf. Sie ging nicht auf seine Bemerkung ein, weil sich Worte für sie erübrigten und Taten das einzige Kommunikationsmittel waren, dessen sie sich noch behelfen wollte. Mit einer Wut, die von Sekunde zu Sekunde wuchs, setzte sie ihre Gegenwehr fort. Sie kniff die Augen zusammen, hob ihre Rechte hoch in die Luft und ließ den Tacker noch einmal auf Adams Kopf niedergehen.

      Er stöhnte und sackte daraufhin auf dem Boden zusammen.

      Die beiden Hiebe gegen Adam linderten ihren Zorn allerdings nicht, sondern schürten ihn nur noch weiter.

      Als er nun zu ihr aufschaute, war sein Gesicht blutüberströmt. Er machte riesengroße Augen, als er erkannte, dass sie noch lange nicht fertig mit ihm war. Wimmernd kroch er unter den Tisch.

      Lexi hatte den Tacker nicht fallenlassen, sondern beabsichtigte, ihn noch weiter einzusetzen. Sie versuchte nun, Adam unter den Tisch zu folgen, doch seine Tritte hinderten sie daran. In ihrer Raserei gelang es ihr schließlich, das Möbelstück umzukippen. Die Kraft, die ihr der aufgestaute Ärger verschaffte, war einfach nur berauschend.

      Adam drehte sich auf den Rücken und schrie laut: »Hilfe!«

      Kurz darauf klopfte es laut an der Tür des Besprechungszimmers, doch in Lexis Ohren hörte es sich seltsam weit weg an. Sie konzentrierte sich nur noch darauf, Adam für all seine Anmaßungen büßen zu lassen. Nachdem sie ihm so fest sie konnte, in den Schritt getreten hatte, baute sie sich breitbeinig über seinem erschlafften Leib auf.

      Tränen mischten sich unter das Blut in seinem Gesicht. »Bitte nicht, nein«, bettelte er.

      »Nein?«

      »Bitte nicht, nein«, wiederholte er.

      »Meinst du das verdammt noch mal ernst? Ich habe auch Nein gesagt, und du hast es einfach als ein Ja aufgefasst, also heißt dass deiner Definition zufolge doch, dass ich dich noch einmal schlagen soll, oder?« Sie schaute auf ihn hinab, während sie den Tacker erneut über ihren Kopf hob.

      Das Klopfen und Schreien vor der abgesperrten Tür wurde noch lauter.

      Adam drehte seinen Kopf in die Richtung und brüllte panisch: »Helfen Sie mir, schnell! Sie will mich umbringen!«

      Noch nie im Leben hatte sich Lexi so gut und so befreit gefühlt. Insgeheim wusste sie natürlich, dass das Ganze nicht gut für sie ausgehen konnte. Sie würde ihre Anstellung verlieren, und die Abreibung, die sie Adam verpasst hatte, würde sie sehr wahrscheinlich in den

Скачать книгу