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des firmeninternen Sicherheitsdienstes.

      Lexi drehte sich nicht nach ihnen um, denn ihr war nun alles egal. Ob sie Adam ein- oder fünf Mal geschlagen hatte, spielte keine Rolle, denn ihre Strafe würde wohl die gleiche sein. Dieser Gedankengang führte dazu, dass sie den Tacker noch ein letztes Mal hinuntersausen ließ. Ihr gefühlloser Blick wurde wieder glücklich, während sich ein Lächeln auf ihren Lippen breitmachte.

      Als ihr Adam wieder in die Augen schaute, packte ihn erneut die Angst, denn er erkannte deutlich, dass sie noch nicht fertig mit ihm war.

      Sie sah, wie schlimm sie seinem Gesicht und Kopf mit den ersten beiden Hieben zugesetzt hatte. An der Stirnseite klaffte jetzt dicht über dem Ohr eine lange Platzwunde, die stark blutete und die andere auf der Schädeldecke war genauso verheerend. »Das ist für all die Frauen, die du je verletzt hast«, schrie Lexi. Dann nahm sie alle Kraft zusammen, die sie noch aufbringen konnte und versetzte ihm einen markerschütternden Schlag mitten ins Gesicht, bei dem der Tacker Schneidezähne und Nase zertrümmerte.

      Adam brüllte laut vor Schmerz, lag aber schon im nächsten Moment bewusstlos da.

      Zufrieden warf Lexi ihre Waffe beiseite und atmete erleichtert auf.

      Jeff stand mittlerweile mit einem Elektroschocker in der Hand hinter ihr. »Lexi, warum hast du das getan?«

      Sie drehte ihm den Kopf zu und antwortete: »Wir haben gerade über meine Bewerbung um die Mitarbeiterstelle in der Leitung gesprochen.«

      »Was?« Jeff konnte mit dieser unsinnigen Aussage nichts anfangen.

      »Du brauchst dieses Ding doch gar nicht, ich mache dir schon keine Umstände«, beteuerte sie laut keuchend beim Durchatmen.

      An der offenen Tür hatte sich mittlerweile eine große Menschenmenge versammelt. Es gab viel Getuschel und empörtes Geschluchze.

      Jeff trat jetzt langsam näher und hielt Lexis Arme von hinten fest. Dann verschränkte er sie auf ihrem Rücken und legte ihr Handschellen an. »Warum? Warum hast du ihm das angetan?«

      Sie grinste breit. »Ich wollte ihm lediglich dabei helfen, ein paar wichtige Dinge zu kapieren.«

      »Und was?«

      »Adam weiß jetzt genau, was nein bedeutet.«

      4. Dezember 2014

      »Weisheit ist nichts anderes als abgeklungener Schmerz.« – Robert Gary Lee

       Innenstadt von San Diego, Kalifornien

      Auf dem Weg durch das Parkhaus des Gefängnisses im Stadtzentrum lief Lexi erhobenen Hauptes und einem Grinsen im Gesicht, das jedem zeigen sollte, dass sie kein Wässerchen trüben konnte.

      »Was findest du denn so witzig?«, fragte Carey verdrießlich.

      »Nichts. Na ja, vielleicht doch, nämlich gleich Adams demolierte Fresse zu sehen.«

      »Lexi, das ist überhaupt nicht witzig. Du hast ihn schwer verletzt, und dass sie dich auf Bewährung freigelassen haben, macht deine Tat nicht ungeschehen, das begreifst du doch, oder?«

      Lexi verstand Carey laut und deutlich, aber es war ihr komplett egal. Sie hatte schließlich aus einem triftigen Grund gehandelt und hatte vor, ihren Angriff auf Adam als Notwehr zu rechtfertigen. »Er hat's darauf angelegt.«

      Carey blieb nun stehen und entgegnete: »Mag sein, aber bei deinem letzten Schlag waren unzählige Zeugen anwesend. Er hätte nicht sein müssen, und er fiel bestimmt nicht unter Notwehr.«

      Plötzlich hupte jemand.

      Die beiden schauten hoch und sprangen aus dem Weg, wobei Lexi dem Autofahrer noch einen Stinkefinger hinterherschickte.

      Carey schlug ihren Arm hinunter. »Was sollte das?«

      »Scheiß auf den Typen … scheiß auf sie alle … Die ganzen Zombies hier, die es immer so eilig haben und doch nirgendwohin kommen«, meinte Lexi.

      »Was ist denn plötzlich in dich gefahren?«, fragte Carey entsetzt.

      Lexi sah sie an und antwortete: »Es tut mir leid, dass du deinen Flug verpasst hast, aber ich bin froh darüber, dich auf diese Weise noch bei mir zu haben.«

      Carey stellte fest, dass sie ihrer großen Schwester unmöglich böse sein konnte. »Na ja, es ist ja nicht so, dass ich wieder zur Arbeit und aufs College müsste, doch eigentlich hasse ich dort alles. Aber erzähl das bloß nicht Mom.«

      Sie gingen langsam weiter zu Lexis Wagen.

      »Mach dir keinen Kopf deswegen, Schwesterherz. Du weißt ja, dass ich nicht mit Mom spreche. Ach, da fällt mir ein: Bitte sag mir jetzt nicht, dass du ihr von dieser Sache erzählt hast.«

      »Also, ein oder zwei …«

      »NEIN!«, heulte Lexi auf.

      »Ha, war nur ein Spaß. Mir war schon klar, dass du das nicht willst, also habe ich natürlich den Mund gehalten.« Carey legte einen Arm um Lexi. »Trotzdem mache ich mir Sorgen um dich.«

      »Das brauchst du nicht. Ich komm schon klar.«

      »Normalerweise würde ich es ja auch nicht tun«, erwiderte die Jüngere.

      Als sie am Auto stehen blieben, warteten sie noch mit dem Einsteigen.

      »Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich genau weiß, welche Probleme ich rechtlich gesehen kriegen könnte, aber dieses Arschloch hat trotzdem alles verdient, was auf ihn eingeprasselt ist.«

      »Das streite ich ja auch gar nicht ab, doch du hast ihn so übel zugerichtet, das sah dir überhaupt nicht ähnlich.« Carey entriegelte den Wagen.

      Lexi zog die Beifahrertür auf und stieg ein.

      Nachdem Carey den Motor gestartet hatte und losfahren wollte, hielt Lexi sie zurück. »Danke dafür, dass du mich da rausgeholt hast.«

      »Das versteht sich doch von selbst, du bist immerhin meine Schwester. Wir geben doch acht aufeinander.« Carey lächelte sanft.

      Lexi ließ ihren Kopf seitlich hängen und erwiderte das Lächeln. »Wie wär's, wenn wir deinen zusätzlichen Tag in der Stadt dazu nutzen, um ein Fass aufzumachen?«

      »Was gibt es denn zu feiern?«, fragte Carey lachend.

      »Brauchen wir denn unbedingt einen Grund dazu? Feiern wir doch einfach, dass heute ein weiteres Arschloch auf der Welt sein Fett weggekriegt hat.«

      »Damit kann ich leben.« Carey lachte noch einmal und zog dann an dem Gummiband in ihren schulterlangen, braunen Haaren, um den Pferdeschwanz zu lösen. Anschließend kratzte sie sich am Kopf und betrachtete sich kurz im Rückspiegel. »Wohin fahren wir denn?«

      »Zum Nunu's vielleicht? Ist ja nur ein Stück weit die Straße rauf«, schlug Lexi beschwingt vor.

      »Allzu hoch können wir es heute Abend aber nicht hergehen lassen, denn meine Maschine geht schon sehr früh morgen«, gab Carey in Hinblick auf ihre Umbuchung zu bedenken.

      »Nur weil ich einem Möchtegern-Vergewaltiger den Arsch versohlt habe, heißt das nicht, dass ich kein Verantwortungsbewusstsein mehr habe. Ich werde selbstverständlich pünktlich hellwach sein und dich zum Flughafen bringen.«

      »Gut, dann können wir ja die Korken knallen lassen«, beschloss Carey freudig und gab Gas. Das Auto fuhr mit einem Ruck aus der Parklücke, und die Reifen quietschten, als sie beim Verlassen des Parkhauses hart einlenkte.

      Die Geschwister saßen wie erstarrt auf ihren Barhockern, während sie gebannt auf den Fernseher schauten und die neuesten Entwicklungen mitverfolgten.

      »Noch ein Anschlag«, sagte Carey betrübt.

      »Ein neuer Tag, ein neuer Anschlag«, entgegnete Lexi beinahe scherzhaft. Als sie sich im Lokal umsah, bemerkte sie, dass die Hälfte der Gäste gar nichts mitbekam, obwohl der Wirt die Musik ausgeschaltet

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