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KLOSTER DER FINSTERNIS. Ralf Feldvoß
Читать онлайн.Название KLOSTER DER FINSTERNIS
Год выпуска 0
isbn 9783847607342
Автор произведения Ralf Feldvoß
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Sehr gerne. Komm, hier in der Nähe gibt es eine Bar, die haben sogar englisches Bier.“ Chavalier holte sich eine leichte Sommerjacke und gemeinsam gingen sie in die Bar. Gorham hatte trotzdem ein komisches Gefühl bei der Sache sich mit einem bekannten Drogenboss in der Öffentlichkeit zu zeigen, aber es interessierte ihn, wie aus diesem viel versprechenden französischen Studenten so jemand werden konnte. Er würde ihn danach fragen. Und dann mal weiter sehen.
8
Monasterium Diabolica Naturae
Dienstag, 28. September
Der Mönch saß in seinem Laboratorium und brütete darüber, wo genau er als nächstes zuschlagen lassen sollte. Hierfür brauchte er die Daten, wo sich sein Mensch am kommenden Wochenende aufhalten würde. Mallorca, das wusste er schon, aber wo dort? Die Tat in Hamburg verlief nahezu perfekt, es wurde immer besser.
Er schaute sich die Termine seines Menschen an. Aha, da steht es ja! Samstag würde der Mensch nach Mallorca fliegen und bis Montag früh bleiben, in Palma, der Hauptstadt der größten Insel der Balearen. Er hatte allem Anschein nach dort keinen geschäftlichen Termin. Der Mensch wollte offensichtlich lediglich ein kleines Urlaubswochenende einschieben, um ein wenig zu entspannen. Ein Hoch auf die Selbstständigkeit.
Aber das störte den Mönchen nicht bei seinem Vorhaben. Er machte weiter. Jetzt brauchte er noch den Ort und, ganz wichtig und entscheidend, das nächste Opfer. Wobei der Ort sich durch die Stadt von alleine ergab, die größte Kirche von Palma, die Kathedrale la Seu. Sie war der ideale Ort, passte zu den anderen.
Aber wer sollte das Opfer sein? Der Mönch begann zu recherchieren, ob es denn auf der Insel eine passende Größe gab, die sich eignen würde. Alternativ blieb ihm nur übrig zu schauen, ob an diesem Wochenende eine andere sich zufällig ebenfalls auf der Insel aufhalten würde.
Er ging ins Internet und stöberte durch diverse Seiten, kam aber lange zu keinem Ergebnis. Sollte er seine Spezialisten um Hilfe bitten? Nein, entschied der Mönch. Heute würde er es alleine probieren, morgen auch. Sollte er bis morgen Abend noch zu keinem Ergebnis gelangt sein, könnte er sich immer noch an seine Gruppe wenden, die ihm stets aus dem Verborgenem heraus unterstützten.
Der Mönch überlegte. Was hatte er bisher? Einen Drogenbaron, einen Schutzgelderpresser und einen Bordellkönig. Es musste etwas Neues kommen. Ein Serienmörder? Nein. Dafür musste er selber jemand überführen, das machte keinen Sinn. Also kam so etwas in dieser Art grundsätzlich nicht infrage. Es musste jemand sein, der seinen Lebensunterhalt mit Kriminalität verdiente. Jemand, bei dem dies ein Dauerzustand war.
Der Mönch fuhr sich durch seinen Bart und überlegte weiter. Ihm fiel spontan so gar nichts ein. Gab es eventuell etwas typisches für Mallorca? Konnte er da ansetzen? Was war denn mit dem Tourismus? Da gab es doch mit Sicherheit auch eine Mafia, in welcher Hinsicht auch immer.
Dann fiel ihm etwas ein. Taschendiebe! Da gab es bestimmt im Großen operierende Banden, die womöglich von einer einzigen Person gesteuert wurden. Oder die Händler mit den gefälschten Uhren, dem gefälschten Schmuck. Das waren aber Dinge, die er nicht von hier aus recherchieren konnte, dafür musste er vor Ort sein. Der Mönch fasste einen Entschluss.
Er klappte seinen Laptop zu, verstaute ihn in seiner Tasche. Er würde nach Mallorca fliegen, gleich heute noch, sich bei dem Abt der Kathedrale vorstellen und irgendeine Geschichte erzählen, die es plausibel erscheinen lassen würde, warum er sich nach der Kriminalität auf der Insel erkundigte. Aber es musste schnell gehen, sonst rann ihm die Zeit davon. Außerdem brauchte er noch die Liste mit den Mächten, die dort hausten, damit er dann vor Ort diese erwecken konnte. Also holte er den Laptop wieder aus der Tasche, stellte ihn auf den Tisch zurück und klappte ihn auf. Dann griff er in eine der Schubladen seines Tisches und holte einen unscheinbaren Ordner hervor in dessen Einband er die geheime Liste versteckt hielt. Er öffnete eine Datei und schrieb die Namen derer auf, die sich in der Kathedrale la Seu befanden. Dann machte er sich auf den Weg, um nach Mallorca zu gelangen.
9
Versailles
Dienstag, 28. September
Gorham und Chavalier saßen in der Bar und unterhielten sich über die alten Zeiten auf der Uni in London und die unzähligen Abende, die sie bei Professor Billingham verbracht hatten. Auch wenn Chavalier damals lediglich nur ein halbes Jahr in London gewesen war, so hatten die beiden sich damals doch sehr gut angefreundet und viel unternommen.
Sie waren bereits beide bei ihrem jeweils dritten Bier angekommen und Gorham musste feststellen, dass Chavalier recht hatte mit der Qualität dessen. Es schmeckte wirklich sehr gut und stand den englischen in nichts nach. Aber auf der anderen Seite hatte er ein schlechtes Gewissen, da er sich in den Fall vertiefen wollte und nun die Zeit vergessen hatte. Es war mittlerweile früher Abend geworden. Heute würde er nichts mehr machen.
„Aber nun erzähl doch mal Tinnie, wie du als Student der Kriminalistik auf die, wie sagt man so schön, schiefe Bahn geraten bist.“ Gorham lallte bereits bedenklich. Er war es einfach nicht mehr gewohnt so viel Alkohol zu trinken.
„Ach das ist eigentlich kurz erzählt. Auf der Uni hier in Paris habe ich mich mit anderen Studenten angefreundet und die wiederum hatten so ihre Stammkneipen. In denen wurde viel gekokst, also habe ich es auch mal ausprobiert. Darüber hat man halt gewisse Leute aus gewissen Kreisen kennengelernt. Tja, was soll ich sagen. Da führte dann schließlich eines zum anderen.“ Chavalier zuckte bloß mit den Schultern. „Es ist ja nicht so, dass ich bewusst jemanden umbringe. Ich habe einfach für mich meinen Job gefunden, könnte man sagen.“
„Hm. Aber hattest du nicht noch ein anderes Fach nebenher gehabt?“
„Ja, das stimmt. Theologie. Ich weiß, das passt noch viel weniger zu meinem Lebenswandel. Aber das habe ich auch nur mit angestrebt, weil meine Eltern, besonders meine Mutter, sich das gewünscht haben. Sie stammt aus einer tief gläubigen Familie, musst du wissen. Und da war es ihr sehr wichtig, das ich etwas in der Richtung mache. Sie hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass ich später mal irgendeinen hohen Posten in der Kirche bekleiden würde. Aber so ist das Leben, unberechenbar.“
Gorham versank in seine Gedanken. Er ließ sein eigenes Leben vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Wenn er nach den Wünschen seiner Eltern gehandelt hätte, würde er jetzt auf irgendeinem Managerstuhl in einer Bank, oder einem anderen Wirtschaftsunternehmen sitzen und wahrscheinlich den ganzen Tag mit langweiliger Büroarbeit verbringen.
Er hatte sich dem widersetzt und sein eigenes Ding durchgezogen. So wie Chavalier auch, auf seine Art.
„Wo wohnst du? Hast du ein Hotel?“, fragte Chavalier unvermittelt.
„Nein. Ich wollte ja eigentlich heute noch weiter nach London. Das wird jetzt wohl nichts mehr.“, antwortete Gorham mit einem Blick auf die Uhrzeit.
„Dann bleib doch bei mir. Ein wenig Gesellschaft könnte mir in der momentanen Situation glaube ich ganz gut tun. Was meinst du? Und morgen früh bringe ich dich zum Flughafen.“
Gorham überlegte nicht lange und willigte ein.
Sie verließen die Bar und schlenderten durch die prachtvollen Straßen von Versailles zurück zur Villa. Chavalier bat seine Haushälterin das Gästezimmer für Gorham herzurichten, zu lüften und frische Bettwäsche aufzuziehen. Sie bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick. Sie konnte sich nicht erklären wieso ein Agent irgendeiner europäischen Polizei bei Chavalier übernachten sollte. Aber sie hatte ihre Arbeit zu tun und keine Fragen zu stellen.
Gorham und Chavalier nahmen wieder im Kaminzimmer Platz und gönnten sich beide diesmal einen Cognac. Es war zwar nicht wirklich das Getränk, welches Gorham bevorzugte, aber um ihn nicht zu beleidigen nahm er das Glas entgegen. Es schmeckte erstaunlich gut. Vielleicht lag es aber auch an seinem durch die Biere hervorgerufenen Zustand.
„So, und du ermittelst nun