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Himmel über der Maremma. Ursula Tintelnot
Читать онлайн.Название Himmel über der Maremma
Год выпуска 0
isbn 9783748504658
Автор произведения Ursula Tintelnot
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er stieg aus und ging den beleuchteten Weg zum Haus. Bevor er um die Ecke bog, konnte er die Stimmen bereits hören. Seine Familie schien versammelt zu sein. Er trat in den Lichtschein unter der Kastanie.
»Wo ist Theresa?«
»Sie hat angerufen, es wird etwas später. Auf der Strecke hinter Siena, in Höhe Murlo, gab es einen Verkehrsunfall. Aber jetzt müsste sie gleich da sein.« Konstantins Antwort beruhigte Maximilian. Je älter er wurde, desto abhängiger wurde er von Theresas Anwesenheit.
Frederico flirtete mit Annabel. Madame reichte Maximilian eine Karaffe. Amalia, er musste zweimal hinsehen, als sie sich neben Konstantin setzte, sah ihrer Mutter zum Verzweifeln ähnlich. Statt eines der üblichen verschlissenen, unförmigen T-Shirts, trug sie ein hautenges Shirt zu einem halblangen Rock. Sie sah heute Abend nicht wie ein Junge aus, sondern wie ein junges Mädchen auf dem Weg zur Frau.
Er hatte ihre Mutter betrunken gemacht und verführt, er hatte sie gewollt, wie alles, was seinem Bruder gehörte. Geblieben war ihm Bellas Tochter, von der er nicht wusste, ob sie Johanns oder seine Tochter war. Er war nicht sicher, ob er es wissen wollte.
Annabel hörte Konstantin.
»Na, mein Milou, was hast du heute angestellt?«
»Ich habe im Stall geholfen. Marisa war da, sie hat nach Desdemona gesehen.« Annabel reckte den Hals, um einen Blick auf Amalias Tablet zu erhaschen.
»Zeigst du mir morgen dein Fohlen? Wie heißt es noch?«
»Es heißt Lauser und ist ein Hengst!!! Das habe ich dir doch geschrieben, Tintin!!!« Drei Ausrufezeichen bedeutete Ungeduld.
Konstantin legte einen Arm um Amalias Schultern. »Ja, ich erinnere mich.«
Er stand auf, als er Theresas schnellen Schritt erkannte.
Auch Maximilian erhob sich, um Theresa zu begrüßen. Sie küsste ihn flüchtig, ließ sich Konstantins Umarmung gefallen und ging zum Haus. »Ich bin gleich bei euch.«
Annabel legte die Hand auf Konstantins Arm, als er sich wieder setzte. Sie sah Theresa nach. Die Frau war groß, schlank, und, obwohl sie den ganzen Tag unterwegs gewesen sein musste, wirkte sie gepflegt.
Ihr Blick traf sich mit dem Marias. Annabel fürchtete, sie könnte womöglich ihre Gedanken lesen.
Maria nickte ihr zu. »Wie war Ihr Tag?«
»Wir waren in Grosseto. Ich habe ein paar Sachen eingekauft. Keine sehr elegante Stadt.«
»Wo kaufen Sie denn ein?«
»In Mailand oder Rom. Weihnachten fliegen wir nach London oder New York.«
Sie plappert, dachte Maria.
»Konstantin hat mir seine alte Schule gezeigt. Ich war nicht auf einer staatlichen Schule.«
»Ach ja? Wo sind Sie zur Schule gegangen?«
»Ich war in einem Internat in der Schweiz.«
»Der Wahnsinn, hätte ich auch gerne gemacht«, sagte Frederico.
»Was hättest du auch gerne gemacht?«
Theresa hatte offenbar den letzten Satz ihres Sohnes gehört. Sie sah frisch und kühl aus. Ihr Kleid ließ Schultern und Rücken frei. Die leicht gebräunte Haut schimmerte im Kerzenlicht.
»Ich wäre gerne in einem schicken Internat zur Schule gegangen.«
Sie beugte sich über Frederico und küsste sein Haar. »Ich glaube, mein Schatz, du hättest furchtbar geweint, wenn wir dich weggeschickt hätten.«
Maria lachte leise. Frederico errötete tatsächlich. Theresa nahm zwischen Konstantin und Amalia Platz.
»Du siehst bezaubernd aus, meine Liebe.« Maxim prostete ihr zu.
»Danke.« Sie hob ihr Glas.
»Ja, Mama, du bist wie immer die Schönste«, bestätigte Konstantin.
Annabels Gesichtsausdruck ließ sich schwer deuten, bemerkte Maria schmunzelnd.
Maximilian schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein.
Annabel griff nach Konstantins Arm und säuselte: »Du hast recht, Liebling, deine Mutter sieht noch sehr gut aus.«
Theresa hob eine Braue und riss ein Stück Foccacia entzwei. Sie hatte anscheinend das noch in Annabels Antwort gehört und verstanden.
»Konstantin«, sagte sie, »in Gegenwart anderer Frauen, solltest du auf solche Komplimente verzichten.«
»Aber, Mama, Annabel weiß, dass ich sie liebe, egal, wie sie …«
Oh mein Gott, Maria bemühte sich, ihre Heiterkeit zu unterdrücken.
»Wo habt ihr euch kennengelernt«, versuchte sie das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
»In Mailand. Annabel hat dort Kunstgeschichte studiert.«
»Was hast du in Siena gemacht?« Maxim hatte, wie so oft, nicht zugehört. Aber in diesem Moment war sie ihm für die Unterbrechung dankbar.
»Ich habe mit Professor Donato gesprochen.«
»Bist du krank?«
»Nein«, sie lächelte, »aber wenn du dich erinnerst, hatte Raffael einen Unfall.«
Sie sah hinüber zu Frederico. Er biss sich auf die Lippe.
»Raffael liegt in einer Privatklinik?«
»Ja.« Theresa steckte sich eine Olive in den Mund.
»Er muss gut versichert sein«, sagte Maxim.
»Nein, mein Lieber, ist er nicht. Ich habe dafür gesorgt, dass er bei Donato behandelt wird.«
»Aha? Gibt es dafür einen Grund?«
»Allerdings.«
»Und?«
»Ich möchte das später mit dir besprechen, falls du nicht noch ausgehst.« Sie wandte sich ihrem jüngeren Sohn zu. »Ich wünsche, dass du dabei bist, Frederico.«
Oha! Wenn ihre Tochter diesen Ton anschlug, wurde es ernst. Maria legte ihre Serviette neben den Teller.
Vorwürfe
»Du weißt, wie ein Hengst reagiert,