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Himmel über der Maremma. Ursula Tintelnot
Читать онлайн.Название Himmel über der Maremma
Год выпуска 0
isbn 9783748504658
Автор произведения Ursula Tintelnot
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Am Morgen erwachte sie allein. Maxim war ein notorischer Frühaufsteher, sie nicht. Wenn die Arbeit es zuließ, schlief sie lange und überließ sich träge dem Beginn des Tages.
Als sie feststellen musste, dass sie nicht die einzige Frau im Leben ihres Mannes war, hatte sie gelitten, sich verraten und gedemütigt gefühlt.
Aber Theresa war auch pragmatisch. Lange Gespräche mit Marisa, einer Frau, die sie bewunderte, hatten ihr Weltbild langsam verändert.
»Wenn du dich nicht arrangieren kannst, musst du dich trennen. Aber denk nicht mal im Traum daran, dass ich über Jahre dein seelischer Mülleimer sein werde. Du musst eine Entscheidung treffen.«
Das war hart gewesen, aber ehrlich und hilfreich. Theresa hatte sich entschieden.
Sie führte ein angenehmes Leben, mit Freiheiten, von denen andere Frauen nur träumen konnten. Sie liebte die Arbeit mit den Pferden, die Maremma und ritt für ihr Leben gern. Es machte ihr Vergnügen, ein großes Haus zu führen. Wenn Maximilian die Gutsbesitzer und seine Geschäftsfreunde einlud, brillierte sie.
Niemand würde auf die Idee kommen, sie zu bemitleiden.
Maxim wurde hofiert und genoss es. Geld brachte offenbar Ansehen. An solchen Abenden hatte er nur Augen für sie. Sie lächelte und spielte das Spiel mit. Theresa hatte sich arrangiert.
Nach dem Duschen ging sie hinunter in die Halle. Die Haustür war weit geöffnet und ließ ungehemmt Sonne und Hitze ins Haus. Als sie die Tür schloss, bemerkte sie, dass Annabels Sportwagen verschwunden war. In der Küche stand wie jeden Morgen ihr Frühstück bereit. Der unwiderstehliche Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen erfüllte den kühlen Raum.
»Guten Morgen, Signora.«
»Guten Morgen, Maja.« Theresa ließ sich am Küchentisch nieder. »Wo ist Kitty?«
»Sie müsste bald wieder da sein. Sie ist im Dorf, um nach ihrer Mutter zu schauen.«
Durch die geöffneten Lamellen der nur angelehnten Läden konnte sie in den großen Gemüsegarten sehen. Der Garten war, wie die Küche, Majas Reich. Von einer hohen Mauer umgeben, war er von außen nicht einsehbar. Obstbäume warfen Schatten auf Beete und sauber geharkte Wege. Hier konnten die Mädchen oder Maja jederzeit Salat und frisches Gemüse ernten. Maja konnte nicht nur kochen, sie besaß auch das, was man einen grünen Daumen nannte.
»Geht es ihrer Mutter schlechter?«
»Die Nacht war nicht gut. Kitty hat bei ihr gewacht.«
Theresa trank noch einen Schluck Kaffee und erhob sich.
»Sagen Sie ihr, sie soll so lange wie nötig bei ihrer Mutter bleiben. Alicia muss alleine zurechtkommen.«
»Es sind zwei Personen mehr im Haus, Signora«, gab Maja zu bedenken.
»Natürlich, daran habe ich nicht gedacht. Vielleicht kann eine der Frauen aus dem Dorf aushelfen?«
Maja nickte. »Das wird sicher gehen.«
Die Köchin ging zum Telefon und erledigte zwei Anrufe.
Die Signora ist eine angenehme Arbeitgeberin, und, dachte sie schmunzelnd, sie hat keine Ahnung von Haushaltsführung, aber ein Händchen dafür, die richtigen Menschen einzustellen.
Ohne Madame Durand und sie wäre der Haushalt längst zusammengebrochen. Madame hatte seit Langem unbemerkt die Pflichten einer Hausdame übernommen. Amalia brauchte, seit sie zur Schule ging, keine Erzieherin oder Nanny mehr.
Theresa fragte: »Hat Konstantin gesagt, wann er zurück ist?«
»Nein, Signora.«
Die Glocke der kleinen Kirche in Basso läutete. Schon Mittag. Sollte sie Konstantin anrufen? Aber nein. Er würde zu ihr kommen, wenn er neben Annabel Zeit dazu fand. Sie verzog unbewusst die Lippen zu einem spöttischen Lächeln und schaute hinüber zu den gelben Hügeln, die in der Hitze zu verglühen schienen. Die Luft flimmerte, als ob die Landschaft einen letzten Atemzug machte. Oben auf dem Kamm standen Zypressen in Reih und Glied, eine Armee von schlanken Wächtern. Sie konnte Basso von hier aus nicht sehen. Warum es so hieß, wusste sie nicht. Vielleicht weil es so klein war? Oder so weit unten im Tal? Es bestand nur aus wenigen Häusern, ein paar Restaurants und, unvermeidlich, einer Kirche ohne Pastor. Wenn Beerdigungen oder Hochzeiten abzuhalten waren, musste man warten, bis ein Pastor aus einem der benachbarten Orte Zeit hatte.
Theresa dachte an Kitty. Ihre Mutter lag im Sterben. Armes Mädchen. Selbstverständlich würde sie der Beerdigung beiwohnen müssen. Sie seufzte. Das war der Teil ihres Aufgabenbereichs, den sie am wenigsten mochte. Diese Auftritte als Gutsherrin lagen ihr nicht.
Maxim hatte keine Schwierigkeiten damit.
»Das sind unsere Leute, die erwarten das«, pflegte er zu sagen. Mein Mann hat zuweilen etwas Überhebliches, dachte sie. In ihren Augen waren diese Menschen nicht »ihre Leute«, sie waren Menschen, von denen unter anderem der Erhalt des Gutes abhing. Aber Maximilian gefiel sich in der Rolle des Gutsherrn. Die Bauern mochten ihn, er wickelte sie ein mit seiner jovialen Art, und da er die Schafe genauso schnell scheren konnte wie sie, erkannten sie ihn als einen der ihren an.
Maria stand hinter halb geschlossenen Läden. Sie sah ihre Tochter in der glühenden Sonne stehen. Die dunklen Locken hatte sie aus der Stirn gekämmt und mit einem Tuch im Nacken gehalten. Von ihr hatte sie ihre Schönheit nicht (ihr Vater war ein schöner Mann gewesen), aber mit Sicherheit die königliche Haltung.
Ein weißes T-Shirt und helle, eng anliegende Reithosen betonten ihre schlanke Gestalt. Plötzlich wandte Theresa sich ihrem Fenster zu. Maria stieß den Laden auf und winkte ihrer Tochter.
»Guten Morgen, Mama. Komm mit, ich will zum Stall hinüber. Ich erwarte zwei Käufer. Sie wollen sich Abigail und Sultan ansehen.«
Maria bewunderte die Energie, mit der ihre Tochter sich den Pferden widmete. Sie hatte sich in den letzten Jahren einen ausgezeichneten Ruf als Züchterin erworben. Es war harte körperliche Arbeit, die ihre Tochter leistete.