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Himmel über der Maremma. Ursula Tintelnot
Читать онлайн.Название Himmel über der Maremma
Год выпуска 0
isbn 9783748504658
Автор произведения Ursula Tintelnot
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Möchtest du das denn, Kind?«, hatte Maria gefragt.
»Vielleicht ist es dann nicht mehr so langweilig«, hatte Amalia auf ihrem Tablet geantwortet und genickt.
»Wenn die Schule das empfiehlt, machen wir den Versuch«, sagte Maximilian.
»Du bist offenbar gar nicht so dumm, wie du aussiehst.«
Zum ersten Mal hatte Amalia auf Fredericos Frechheit reagiert. »Was man von dir kaum sagen kann.«
Maximilian hatte laut gelacht. »Geschieht dir ganz recht.«
Maria schmunzelte. Die Kleine besaß nicht nur einen scharfen Verstand, sie wusste auch mit Worten umzugehen, und sie hatte Frederico an einer empfindlichen Stelle getroffen. Im letzten Jahr war er durchs Abitur gerasselt. Ihr Enkel war nicht dumm, aber sträflich faul.
Maria erhob sich, als Alicia mit dem Geschirr erschien. Ludwig schlabberte den Rest des Wassers auf und schloss sich seiner Herrin an. Sie würde noch ein Stunde ruhen. Bis dahin sollten alle zum abendlichen Essen eingetroffen sein.
Madame Durand hatte am Morgen mit Maja den Speiseplan für den Tag besprochen.
Diese Aufgabe, wie viele weitere, hatte Madame schon lange übernommen. Sie war nicht sicher, ob die Signora es bemerkte. Sie schien mit ihren Pferden vollkommen ausgelastet. Eine Hausfrau war sie definitiv nicht. Sie arbeitete im Stall genauso hart wie die Pferdeburschen, gab Reitunterricht, ritt Pferde ein, bewegte sie und wachte nachts bei den trächtigen oder kranken Tieren.
Wenn sie sich um Frederico genauso kümmerte wie um ihre kostbaren Tiere, dachte sie, würde der Junge vielleicht nicht so aus dem Ruder laufen.
Der Einfluss des Vaters war eindeutig stärker als der Theresas. Seit der Pubertät, die in ihren Augen immer noch anhielt, orientierte sich Frederico am Vater.
Maximilian schien es zu gefallen. Mit dem Stolz eines Mannes auf einen Sohn, der ihm so ähnlich war.
Frederico trank zu viel. Er sah gut aus, und die Mädchen umschwärmten ihn. Für Madame war er ein Blender mit einem schwierigen Charakter. Er besaß eine gefährliche Mischung aus Charme, Bosheit und Aggressivität. In Theresas Augen glaubte sie manchmal tiefe Besorgnis und auch Trauer zu erkennen, wenn ihr Sohn bei Tisch schwadronierte, mit seinen Abenteuern angab, die alle mit M und S begannen, Motorräder und Mädchen, in dieser Reihenfolge, gefolgt von zweimal S, Spaß und Saufen. Mehr als einmal war die Polizei im Haus gewesen. Von Ossten hatte immer alles auf seine Art geregelt.
Wenn Frederico niemals die notwendigen Konsequenzen aus seinen Taten oder Untaten ziehen müsste, würde er weiter über die Stränge schlagen. Maximilian wiegelte jedes Mal ab, sprach von Testosteron und dem Übermut der Jugend.
Madame hielt Frederico für einen ausgewachsenen Sadisten, der sein Mütchen unter anderem an einem kleinen Mädchen kühlte. An Amalia. Sie fragte sich, wann sich die Wandlung Fredericos vom Muttersöhnchen zum Vaterkind vollzogen hatte. War Amalias Ankunft vor acht Jahren Auslöser dafür gewesen?
Sie stellte eine große Vase auf den Tisch in der Halle. Theresa legte Wert darauf, dass dort immer ein kindsgroßer Blumenstrauß stand.
Ein kostspieliges Vergnügen, dachte Madame. Alle paar Tage erschien ein Gärtner, der diese zauberhaften Arrangements lieferte.
Lautes Geklapper in der Küche riss sie aus ihren Gedanken.
Gleich darauf Majas Gezeter. »Wie ungeschickt! Sollen wir das Brot vom Fußboden essen?«
Alicia hatte das Backblech mit der Foccacia fallen lassen.
»Es ist nichts passiert«, hörte sie Alicia. »Es ist ganz geblieben.«
»Wisch es gut ab und pass ein bisschen besser auf.«
Madame stieg die Treppe hinauf und betrat, ohne anzuklopfen, Amalias Zimmer. Das Schild »Aperto!« an der Tür sagte ihr, dass sie eintreten durfte. Amalias Umriss am Fenster. Sie presste ihr Tablet an sich. Madame bückte sich und hob ein achtlos fallen gelassenes T-Shirt auf.
Amalia deutete nach draußen. Madame Durand trat ebenfalls ans Fenster. Amalia gebärdete: »Sie kommen.«
»Wer kommt?«
»Konstantin und die Blonde.«
»Sie heißt Annabel«, sagte Madame.
Unten flackerte die automatische Beleuchtung auf. Annabels blonde Locken tanzten im Licht.
Madame wandte sich vom Fenster ab. Sie knipste das Deckenlicht an und staunte. Amalia trug einen knöchellangen blauweiß gestreiften Rock aus feinstem Batist, dazu ein bauchfreies enges T-Shirt. Geschenke von Theresa, wie sie sich erinnerte.
Amalias kleine Brüste zeichneten sich unter dem hautengen Shirt ab. Es war nicht zu übersehen, stellte Madame Durand mit einer Mischung aus Bedauern und Entzücken fest, ihr Schützling wurde zur Frau. Und, wie sie vermutete, zu einer sehr aparten Frau. Die jetzt noch kindlichen Züge würden bald verschwinden, hohen Wangenknochen und einem trotzigen Kinn weichen. Die fein geschwungenen Lippen und die großen verträumten Augen waren ein Erbteil ihrer Mutter. Madame sah hinüber zu der Fotografie, die immer auf Amalias Nachttisch stand. Johann und Bella, Amalias Mutter, sie trug den Namen zu recht, war schön. Sie fragte sich, wo diese Frau heute wohl war und wie man das eigene Kind verlassen konnte.
Maximilian stellte den Maserati neben Annabels Wagen ab. Er sah sich um, der Mini fehlte. Auf dem Parkplatz standen nur die Familienkutsche, Madame Durands Alfa Romeo Giulia und Fredericos Motorrad.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er gerade noch rechtzeitig käme.
Theresa war heute schon früh aufgebrochen. Wohin, wusste er nicht. Zum Abendessen wollte sie zurück sein.
Er wusste, dass er Theresa verletzt, dass sie unter seinen Eskapaden gelitten hatte und vielleicht noch litt. Aber niemals hatte sie sich dazu herabgelassen, mit ihm darüber zu sprechen. Sie schwieg. Und sie war bei ihm geblieben! Sie wandte sich niemals gegen ihn, weder in Gesellschaft, noch wenn sie alleine waren. Sie wies ihn nicht einmal in gewissen Nächten ab. Theresa schien entschlossen zu sein, eine vorbildliche Ehe zu führen, wie die mit ihrem ersten Mann, Thomas, Konstantins Vater.
Oh, sie konnte wütend