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      Kurzerhand sprang Götz herbei und schnitt dem Dunklen den möglichen Fluchtweg ab. Gegen zwei ausgebildete Kämpfer hatte er keine Chance und panisch versuchte er einen Ausweg zu finden. Wie wild fuchtelte er mit seinem Schwert durch die Luft, doch Sid wehrte Schlag auf Schlag ab und kombinierte seine Angriffe nun mit Götz. Sie waren perfekt aufeinander abgestimmt, Sadalon hatte ihnen allen eine besondere Technik beigebracht, die im Team funktionierte. Das sei ihr Vorteil, behauptete der alte Meister immer. Die Dunklen kämpfen nur jeder für sich, wir können im Team kämpfen. Gegen zwei Schwerter hat nicht der beste Kämpfer eine Chance, wenn ihr euch perfekt abstimmt. Götz erinnerte sich noch genau an die Worte seines Lehrers, der auch diesmal Recht behielt. Lange konnte der Dunkle seine Verteidigung nicht mehr halten und Sid nutzte eine Lücke und stieß zu. Tödlich getroffen sackte ihr Gegner in sich zusammen und regte sich nicht mehr.

      Sid schaute noch einmal zufrieden auf ihr Werk und pfiff leise ein Liedchen vor sich hin, als er den Platz nach Zorc, Nahiri und Julius absuchte.

      Er fand sie schon nahe dem Rathaus, bewusst hatte der Dunkle den Kampf dahin gesteuert, aus Verzweiflung, dass irgendwer das Kampfgetümmel hörte. Von weitem bemerkten Götz und Sid schon, dass Julius Kräfte schwanden. Nur mit Mühe parierte er die Schläge seines Gegners und hielt sich im Hintergrund. Zorc und Nahiri versuchten, den kleinen Mann abzuschirmen, weshalb sie ihm nicht den tödlichen Stoß versetzten konnten. Zumal der verbliebene es nur auf Julius abgesehen hatte, da er die Schwäche seines Gegners ebenfalls bemerkt hatte. Nach einer besonders heftigen Attacke sprang Zorc gänzlich vor Julius, der erschöpft seine Augen schloss. Götz packte Sid an der Schulter, der bereits losstürmen und helfen wollte und stoppte ihn ab. >> Jetzt ist der Kampf entschieden. <<, lächelte der Riese. Sid sah ihn noch fragend an, doch Götz deutete nur auf die kleine Person, die jetzt alles andere als geschwächt wirkte.

      Auf ein Zeichen sprang Zorc zur Seite und verblüfft sah sich der Dunkle jetzt Julius gegenüber, der mit einer Schnelligkeit und Stärke zustieß, die eigentlich nicht möglich zu sein schien. Der Kopf des Verbliebenen rollte noch ein paar Fuß weit, bis er zum Stehen kam.

      Grinsend drehte sich Julius zu Götz und Sid und wortlos folgte die Gruppe Lucia und Finn ins Gefängnis. Etwas erschöpft wirkte Julius jetzt schon, fand auch Götz. Auch ihn hatte der Kampf Kraft gekostet.

      Nicht nur der Rücken blutete. Er konnte keine Stelle finden die nicht schmerzte. Sie schon. Wie viel Zeit vergangen war, konnte er nicht sagen. Wie lange er noch durchhalten konnte, konnte er nicht sagen. Es knackte hässlich und der Schmerz kroch von seinem linken Zeh hinauf bis zu seinem Kopf und schien auf dem Weg noch einmal jede einzelne Faser seines schmerzenden Körpers anzuschlagen. Er wollte das Bewusstsein verlieren, konnte aber nicht. Er war hellwach. Auch wenn er nicht hellwach war. Er wollte seine Sinne verschließen. Es klappte nur teilweise. Wieder Schmerzen. Ein weiterer Zeh war gebrochen. Es würde lange dauern, bis er wieder richtig laufen konnte. Wenn er überhaupt nochmal laufen musste.

      Finns Herz raste. Er hatte jede Zelle durchsucht, bisher ohne Erfolg. Zumal es schwierig war, von den vielen Gestalten, die meistens auf dem Boden lagen, Darian auszumachen. Er hoffte, dass er ihn nicht schon übersehen hatte. Er hatte recht gehabt, nur die wenigsten waren imstande, ein Geräusch von sich zu geben, als er Darians Namen in die Zellen murmelte. Er bemitleidete sie alle, jede einzelne Seele wollte er am liebsten befreien, vielleicht konnte es auch gelingen, nachdem er Darian ausfindig gemacht hatte.

      Wieder eine Zelle, wieder hatte er keinen Erfolg. Langsam bezweifelte Finn, ob sein Freund überhaupt hier zu finden war. Vielleicht hatte sie jemand in eine Falle gelockt? Nein, sonst hätten sich hier mehr Dunkle blicken lassen. Er wischte seine Zweifel beiseite und durchsuchte erneut eine Zelle.

      Fast war er am Ende des Hauptganges angelangt, welcher sich als Sackgasse entpuppte, doch an der linken Wand bemerkte er eine solide Stahltür, die seine Aufmerksamkeit erregte. Dann fiel sein Blick auf eine Zelle, die geöffnet war und eine düstere Vorahnung machte sich in ihm breit. Langsam bewegte er sich auf die Tür zu, drückte die kalte Klinke hinunter. Mit einem Ruck gab diese nach und ein Bild des Grauens erwartete ihn.

      Lucia fluchte laut auf. Egal, welche Taktik sie auch anwandte, ihr Gegner parierte mittlerweile sicher jeden ihrer Schläge. Der Kampf dauerte nun schon lange, zu lange für ihren Geschmack. Sie vermutete, dass der Wächter sie mittels Magie analysiert hatte, weswegen er wahrscheinlich auch so berüchtigt im Schwertkampf war. Diese Gabe der Magie gab es nicht häufig, es war ein Zweig der Vorteilsmagie auf geistlicher Ebene. Sie war erstaunt, dass der Wächter so etwas innerhalb eines hochgefährlichen Kampfes anwenden konnte, so etwas war noch seltener.

      Jeden einzelnen ihrer Schläge sah er nun voraus und drängte sie langsam zurück. Je länger der Kampf dauerte, desto sicherer wurde der Wächter. Jede ihrer Haltungen wurde kritisch beobachtet und gespeichert und Lucia merkte, dass er extra seine Schläge so variierte, dass er jede einzelne Stellung ihrer Klinge herausbekam. Er sucht nach Fehlern und Lücken in meiner Deckung. Wenn ich den Kampf nicht bald beende, wird er noch stärker werden, stellte sie grimmig fest und versuchte, ihre Technik völlig zu ändern. Es funktionierte, sie konnte sich ein Stück weit aus der Bedrängnis befreien und griff erneut an.

      Wieder und wieder änderte sie ihre Taktik, wirbelte unberechenbar auf den Wächter zu, der jetzt mehr Mühe hatte, ihr nicht in die Klinge zu fallen. Sie merkte, dass ihr Gegenüber schwächer wurde, doch auch sie hatte mit ihrer körperlichen Ausdauer zu kämpfen.

      Der Wächter bemerkte das und schaltete nun in die Offensive und drängte sie mit letzten Kräften mehr und mehr zurück. Immer träger wurde ihr Schwertarm immer fehlerhafter ihre Haltung.

      Bis sie einen Schlag falsch deutete und in einer Finte des Wächters landete. Hoffnungslos. Sie sah das gezackte Schwert bereits auf sich zurasen und hatte keine Chance auszuweichen, oder zu parieren, er hatte Lucia auf dem falschen Fuß erwischt. Doch wider Erwarten, stieß die bedrohliche Klinge, auf ein großes, breites Schwert und Götz ließ den Schlag zur Seite streifen.

      >> Wir dachten, wir greifen dir mal etwas unter die Arme. <<, hörte sie seine Stimme und nahm erleichtert wieder Kampfhaltung ein. Der Wächter schien verdutzt, dennoch setzte er entschlossen zum nächsten Schlag an. Doch mit Götz an ihrer Seite, wurde sie wieder sicherer und nun drängten sie den Wächter abermals zurück. Auch sie kombinierte ihre Schläge perfekt mit dem Partner und ihr Gegner stand mit dem Rücken zur Wand. Der Wächter bemerkte seine ausweglose Situation und versuchte, sich mit einem gewaltigen Sprung in Sicherheit zu bringen, doch die Decke war zu niedrig und Götz zu groß. Dieser musste nur sein Schwert in die Flugbahn halten und der leblose Körper des Gefängniswächters mitsamt den Schlüsseln prallte hinter ihnen auf den unnachgiebigen Boden. Angeekelt wischte Lucia sich das Blut aus ihrem Gesicht >> Warum musst du alle immer alles so dreckig hinterlassen? <<

      Götz grinste sie unschuldig an und erwiderte bloß >> Ich habe die anderen schon weiter zu Finn geschickt. <<

      >> Dann sollten wir ihnen folgen. <<, sagte Lucia, nahm sich den Schlüsselbund und rannte zusammen mit Götz den Gang entlang.

      Ruhe. Keine weiteren Schläge, oder Knochenbrüche in den letzten Minuten. Ein weiterer Luftzug kräuselte sich um seine Nase. Frische Luft. Die große Tür hatte gequietscht. War es endlich zu Ende? Nein, doch irgendetwas anderes ging hier vor sich. Sollte er seine letzte Kraft nutzen und die Augen öffnen? War es das wirklich wert? Er überlegte noch hin und her, als er seinen Namen durch den Raum hören konnte.

      >> Darian! <<

      Die Stimme kannte er. Aber sie konnte niemals hier sein, es war einfach nicht möglich. Vielleicht eine Phantasie? Ein neuer teuflischer Trank, dem sie ihm eingeflößt hatten? Das musste die Erklärung sein. Dann wieder. Diesmal war es mehr.

      >> Darian, wach auf! <<, verlangte die Stimme.

      Finn!

      Sein Freund. Metall schlug auf Metall. Das konnte keine Phantasie sein, er vernahm es ganz deutlich. Er musste sich einfach vergewissern.

      Ganz langsam öffnete Darian ein Auge. Verschwommen konnte er Finn an der Tür erkennen, der mühsam sein Schwert hielt. Ein Dunkler

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