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Französische Volksmärchen in deutscher Sprache - 583 Seiten. Ernst Tegethoff
Читать онлайн.Название Französische Volksmärchen in deutscher Sprache - 583 Seiten
Год выпуска 0
isbn 9783742762917
Автор произведения Ernst Tegethoff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Da, wo eine klare Quelle sprudelte, abseits vom
Wege, ließ er sich nieder, denn er wünschte mit seinem
Schmerz allein zu sein. Er betete zu Gott, daß er
dem Kaiser in der Schlacht beistehen möge. Während
er so betete, trat die wunderschöne Jungfrau, des Kaisers
Tochter, zur schattigen Quelle, und als sie sich
umwandte, erblickte sie den Narren, wie er seine
Hände ausbreitete und Gott anzurufen schien. Das
wunderte sie sehr und sie bedachte, daß einer, der solches
tue, kein Narr sein könne. Sie schaute ihm lange
zu und Mitleid mit ihm ergriff sie. Dann blickte sie
über das Meer, wo die Türken heranrückten, um Rom
zu vernichten. Sie sah die Römer, die gegen sie zogen
und ihnen schon auf Bogenschußweite nahegekommen
waren. Noch beobachtete sie den Zusammenstoß
der Vorhut, da trat plötzlich an die Quelle, wo Robert
seinem Schmerze nachhing, ein Ritter von leuchtender
Schönheit. Mit einem silberweißen Harnisch war er
angetan und weißer als Lilienblüten waren seine Waffen
und sein Schild. Ein gewaltiges Schwert trug er an
den Hüften, dessen Klinge so weiß war wie frisch gefallener
Schnee, und das Roß, auf dem er saß, war
weißer als eine eben aufgeblühte Blume, einen weißen
Mantel hatte er umgeschlagen. Vor Robert stieg er ab,
neigte sich vor ihm und sagte ihm diese Botschaft
Jesu Christi: »Freund Robert, Gott befiehlt dir und
trägt dir durch mich auf, daß du unverzüglich in die
Schlacht eilst. Und willst du mir nicht glauben, so
nimm dies zum Zeichen: ich weiß, daß du ins Gebirge
gegangen bist, um beim heiligsten Manne des Landes
Buße zu suchen, und daß dieser dir solche Lebensweise
auferlegt hat.« Als Robert diese Botschaft hörte,
wurde er froh und sein Herz pochte; er warf sich zu
Boden und sagte seinem Schöpfer Dank. Dann nahm
er die Waffen und die Kleider, die der Engel ihm gab,
und legte sie an. Die Jungfrau aber wunderte sich gewaltig,
als sie ihn sich waffnen sah, und weinte aus
Mitleid und Liebe. Robert gürtete sich das Schwert
um, schnallte den Helm fest und sprang dann ganz in
Waffen gehüllt auf das Schlachtroß, das ihm der Himmel
gesendet hatte. Er ergriff den Schild geschickt wie
einer, der im Waffenhandwerk erfahren ist, zog ihn an
sich und nahm die große und gerade Lanze, mit der er
manchen Sarazenen in den Tod zu senden gedachte,
ehe die Sonne sinken würde. Darauf schied er vom
Boten Gottes und ritt davon. Nie sah man einen besser
gewaffneten und schöner geschmückten Ritter.
Gewaltige Heldentaten verrichtete der Unbekannte
in der Schlacht und entschied sie zugunsten der
Römer. Zwanzigtausend Türken lagen am Strande,
die alle ihr Leben verloren hatten, ungerechnet jene,
die die Schiffe nicht mehr schwimmend erreichen
konnten und im Meer versanken. Als Robert bemerkte,
daß die Schlacht zu Ende war, stahl er sich von
hinnen, so daß niemand erfuhr, was aus ihm geworden
sei. Er eilte wieder zur Quelle, wo ihn der Engel
erwartete. Schild und Helm waren ihm gräulich zerschlagen,
sein Antlitz war von den Schlägen, die er
auf das Nasenband erhalten hatte, mit Blut überströmt,
und die Maschen des Halsbergs waren von
den unzähligen Streichen in sein Gesicht eingedrückt.
Der Bote kehrte mit den Waffen zu Gott zurück. Robert
aber wusch sein blutiges Antlitz im Bach, und
seine Wunden schmerzten ihn heftig. Darauf ging er
an seinen gewohnten Platz unter die Stufen und häufte
sich Stroh zum Lager. Er überdachte in seinem Sinn
die heilige Tat und entschlummerte. Die Jungfrau aber
hatte die ganze Begebenheit mit angesehen und sie
war verwundert und erfreut über das große Werk, das
Robert vollbracht hatte.
Der Kaiser, der sehr betrübt war, seinen Retter
nicht aufzufinden, um ihm danken zu können, kehrte
in seinen Palast zurück und setzte sich zum Mahl. Um
diese Zeit erwachte Robert, sein Herz war tief betrübt
und er richtete sein zerfleischtes Gesicht zum Himmel.
Sodann verließ er sein Lager und ging langsam
und müde in den Saal und trat auf den Kaiser zu. Sobald
ihn die stumme Prinzessin bemerkte, erhob sie
sich gegen ihn und neigte tief ihr Haupt, dann setzte
sie sich wieder ganz züchtig neben ihren Vater. Der
Kaiser aber schämte sich, denn er wußte nicht, warum
sie solches getan hatte, noch mochte er sie zur Rede
stellen. Die Tafelgesellschaft sprach manches spottende
Wort über den garstigen Narren und die törichte
Jungfrau, die man für toll hielt, weil sie diesen so geehrt
hatte. Dem Narren wurde Fleisch vorgeworfen,
welches er mit den Hunden teilte, während der Kaiser
in höchsten Lobeserhebungen den unbekannten weißen
Ritter pries, der die Stadt gerettet habe, und die
Prinzessin bemühte sich vergeblich, durch Zeichen
anzudeuten, daß Robert der Gesuchte sei.
Nach einiger Zeit kehrten die Türken zurück, um
für die Niederlage Rache zu nehmen, die gleichen
Vorgänge wiederholten sich, wieder entschied Robert
unerkannt in der Rüstung des Engels die Schlacht,
wieder begrüßte ihn die Jungfrau, die alles beobachtet
hatte, mit tiefer Verneigung, während der Seneschall
sich grollend vom Kampfe zurückhielt. Zum drittenmal
zogen die Türken mit ungeheuren Heeren heran,
der Kaiser rüstete sich zur Verteidigung und beriet
sich mit seinen Truppenführern. Lange dauerte der
Kriegsrat, schließlich ergriff der Kaiser das Wort und
sprach: »Ihr Herren! Gott unser Vater hat uns zweimal
einen Ritter zugesandt, der uns gewaltiglich