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der wackere Simon wurde zum Ritter geschlagen

       und auch Moraut, der Bertha das Leben gerettet

       hatte, erhielt reichen Lohn.

       4. Parthonopeus und Meliur

       König Chlodwig jagte einst mit seinem Neffen Parthonopeus

       im Ardennerwalde. Ein Eber floh vor dem

       Jüngling und lockte ihn immer tiefer in den Wald hinein.

       In der Irre tappend gelangte er schließlich zum

       Ufer des Meeres. Hier fand er eine herrlich geschmückte

       Barke liegen. Der Jüngling hoffte, auf diesem

       Schiffe an den Hof seines Oheims zurückkehren

       zu können oder doch zum wenigsten zu erfahren, wo

       er sei. Aber wie groß war sein Erstaunen, als er keine

       lebendige Seele auf dem Schiff antraf. Er zog sein

       Roß hinter sich her, streckte sich ermüdet auf dem

       Deck aus und schlummerte ein. Als er die Augen wieder

       öffnete, war kein Land noch Wald mehr zu erblikken,

       nur Himmel und Wasser, und ein heftiger Wind

       schwellte die Segel. Lieber wäre Parthonopeus noch

       im Walde gewesen, denn die Gefahren des Landes

       sind geringer als die des Meeres. Als aber die Sonne

       aufging und er das Wunderwerk betrachtete, das ihn

       trug, wurde er ruhiger. Die ganze Ausrüstung der

       Barke war von Seide und ein strahlender Glanz durchfloß

       ihr Inneres. Schneller als der Hirsch vor dem

       Jagdhund flieht, glitt das Fahrzeug durch die Wellen

       und landete abends von selbst am Fuße eines Bergschlosses.

       Parthonopeus stieg aus und führte sein

       Reittier, das ebenso abgemagert war wie er selber, am

       Zaume nach.

       Die hohen Mauern der Feste waren aus rotem und

       weißem Marmor erbaut, der schachbrettartig wechselte.

       Der Hafen war groß und tief, wohl hundert Schiffe

       hätte er gefaßt, rechts und links davon dehnte sich ein

       unbebauter Sandplatz aus. Durch einen hohen und

       breiten Turm, der so weiß war wie Elfenbein, betrat

       der Jüngling die Stadt. Eine Straße, zu deren Seiten

       marmorne Paläste mit goldenen Dächern in der Sonne

       glänzten, führte zum Schloß hinauf. Parthonopeus

       glaubte zu träumen, bald dünkte ihn das alles ein

       Trug der Hölle, bald vermeinte er im Paradiese zu

       wandeln, nur sein knurrender Magen mahnte ihn an

       die Wirklichkeit. Unter dem Schirmdach des Schloßtores

       war ein Mosaik aus Gold, das Sonne, Mond und

       Sterne und die Heldentaten der Alten darstellte. Weit

       öffneten sich die Tore des Palastes und Parthonopeus

       durchschritt eine Anzahl prächtiger Säle, bis er in

       einen gelangte, in welchem ein reiches Mahl gedeckt

       worden war. Große Kerzen brannten im Saale, Messer,

       Löffel, Becher und Gold- und Silberschalen standen

       auf der Tafel, aber in der ganzen Stadt war kein

       lebendes Wesen zu erblicken, kein Ritter und keine

       Dame saß am Tisch, keine Harfe und keine Geige ließ

       ihre Saiten erklingen. Der Hunger nötigte den Jüngling,

       daß er beschloß, von den bereitstehenden Spei-

       sen zu kosten. Sogleich bot ihm eine unsichtbare

       Hand ein Becken mit Wasser und eine andere ein

       Handtuch dar, und als er sich die Hände gewaschen

       hatte, setzte er sich auf den Ehrensitz der Tafel, denn

       inmitten des höllischen Spuks und Blendwerks blieb

       er sich bewußt, daß er aus königlichem Stamme geboren

       sei. Von selbst stellten sich die Schüsseln vor ihn,

       und wenn er von einem Gerichte genommen hatte,

       wurden die Platten wieder von ebenso unsichtbaren

       Händen abgetragen. Feenhafte Schenken gossen roten

       Wein in goldene Schalen, mit welchen sie den Becher

       des Jünglings füllten, der aus einem einzigen Safir bestand,

       den ein funkelnder Rubin bedeckte. Nach dem

       Mahle wurden ihm wieder Wasserbecken und Tücher

       gereicht und dann ein Würzwein aufgetischt. Parthonopeus

       fühlte den Schlaf nahen und trat zum Ausgang

       des Saales. Sogleich erschienen zwei brennende Kerzen,

       die ihn zu einem reichgeschmückten Lager führten.

       Die Decke war aus dem Pelze eines Salamanders

       gefertigt, der nur im Feuer leben kann, und der Teppich

       vor dem Bette bestand aus Federn des Vogels

       Phönix, das ganze Gemach aber war mit Porphyr eingelegt.

       Parthonopeus setzte sich in einen Lehnstuhl,

       um sich die goldenen Sporen abzunehmen, aber schon

       war ihm eine dienende Hand zuvorgekommen, die ihn

       entkleidete.

       Kaum hatte er sich in die Decke gehüllt, als alle

       Kerzen erloschen und das Gemach so dunkel wurde,

       wie es zuvor in Helle gestrahlt hatte. Den Jüngling

       lähmte ein unbeschreibliches Grauen, aber er konnte

       nicht schlafen. Mit einem Male kam ein Mensch ans

       Bett, Schritt vor Schritt, leise, leise. Parthonopeus

       fürchtete, es möge der Böse selber sein, aber es war

       eine Jungfrau, welche die Bettdecke lüpfte und sich

       neben ihn legte. Er hielt sich ganz ruhig und drückte

       sich zur Seite, aber auf einmal berührte ihn das Fräulein

       mit dem Fuße und rief: »Wie? Wer bist du? Bin

       ich betrogen? Mein ist dies Reich, wie wagtest du,

       ohne meine Erlaubnis deinen Fuß in meinen Palast zu

       setzen und dich obendrein in mein Bett zu legen?«

       Der Jüngling erzählte, durch welche seltsame Reihe

       von Abenteuern er hierher gekommen sei und entschuldigte

       sich damit, daß er niemanden gesehen

       habe, den er um Erlaubnis hätte fragen können.

       »Frau,« bat er, »habt Erbarmen mit mir! Ich weiß

       nicht, wohin ich mich wenden soll, wenn Ihr mich

       verstoßt. Ich bin Euer Gefangener, Frau, beschließt

       über mein Leben oder meinen Tod!« Sie aber bestand

       darauf, daß er gehen solle und drohte, ihre Ritter zu

       rufen. »Frau,« flehte er wieder, »ich kann nicht mehr

       gehen, ich bin zu müde. Macht mit mir, was

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