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1 Gemeint ist Gurnemanz.

       7. Iwein

       Als König Artus einst zu Carduel das Pfingstfest beging,

       erzählte Kalogreant seine letzte Abenteuerfahrt

       zur Wunderquelle von Broceliande, welche für ihn

       einen schlimmen Ausgang genommen hatte. König

       Artus hörte den Bericht und schwur, er wolle am Johannistage

       das nämliche Abenteuer bestehen, aber

       Iwein, der das Mißgeschick seines Vetters Kalogreant

       rächen wollte, brach in aller Stille nach dem Zauberwalde

       auf.

       Ein Bauer wies ihm den Weg: »Geht nur immer geradeaus,

       « sagte er, »dann werdet Ihr zu der kochenden

       Quelle gelangen, die trotzdem so kalt ist wie Marmelstein.

       Der herrlichste Baum, der Sommer und Winter

       sein Laub behält, überschattet sie, und daran hängt an

       langer Kette ein metallnes Becken. Neben der Quelle

       werdet Ihr einen Stein finden und auf der anderen

       Seite eine kleine Kapelle. Wenn Ihr nun das Becken

       mit Wasser füllt und dieses auf den Stein ausgießt, so

       wird sich ein solches Unwetter erheben, daß Wild und

       Vögel den Wald fliehen; denn solchermaßen wird es

       blitzen, stürmen und krachen, regnen und donnern,

       daß Ihr schon gewaltiges Glück haben müßt, wenn Ihr

       ohne Schaden davonkommen wollt.«

       Gegen Mittag gewahrte Iwein den Baum und die

       Kapelle. Am Baume war ein Becken aus lauterm

       Golde befestigt, die Quelle aber brodelte wie kochendes

       Wasser. Der Steinblock war ein durchbohrter

       Smaragd mit vier Rubinen besetzt, die flammten wie

       die Morgensonne. Iwein füllte das Becken und goß

       das Wasser auf den Stein. Auf der Stelle zuckten

       mehr als ein Dutzend Blitze hernieder und die Wolken

       gossen Schnee, Regen und Hagel aus. Iwein

       glaubte von den rings um ihn einschlagenden Blitzen

       und von den splitternden Bäumen vergehen zu müssen.

       Aber alsbald sandte Gott wieder schönes Wetter,

       die Vögel kehrten auf die Tanne zurück und trieben

       ihr lustiges Spiel über der Wunderquelle. Kaum hatte

       sich der Sturm gelegt, so erschien, vor Zorn flammend

       wie Kohlenglut, ein Ritter mit solchem Lärm, als jage

       er einen Brunsthirsch: es war der Hüter der Quelle.

       Beider Blick verkündete, daß sie einander auf den

       Tod haßten. Mit mächtigen Lanzenstößen zersprengten

       sie einander Schild und Harnisch, die Lanzen zersplitterten

       und die Trümmer flogen in die Höhe. Dann

       gingen sie einander mit den Schwertern an und es entbrannte

       ein furchtbarer Kampf, doch keiner wich um

       eines Fußes Breite von der Stelle. Schließlich zerhieb

       Herr Iwein den Helm des Gegners, so daß das Blut

       von dessen Haupte strömte und die Maschen seines

       weißen Harnischs rötete. Auf den Tod verwundet floh

       der Fremde; im Galopp sprengte er nach seiner Burg,

       die Zugbrücke rasselte herunter und das Tor öffnete

       sich, hinten nach aber jagte Herr Iwein, ungestüm wie

       ein Falke, der einen Kranich verfolgt. So galoppierten

       sie beide durch das Stadttor und durch die menschenleeren

       Straßen und gelangten mit verhängten Zügeln

       vor das Tor des Schlosses. Der Zugang war so eng,

       daß zwei Ritter nicht nebeneinander eindringen konnten.

       Wie bei einer Rattenfalle befanden sich unter dem

       Tor zwei Schlagfallen, welche eine scharf geschliffene

       eiserne Falltür hielten. Trat jemand auf diese Vorrichtung,

       so sauste die Falltür herab und er war gefangen

       oder gar zerhackt. Der Quellwächter sprengte geradeswegs

       hindurch, Iwein aber, der hinter ihm herhastete,

       packte ihn schon am Sattelbogen, da trat sein

       Roß auf das Holzbrett, welches die Eisentüre hielt.

       Wie die Teufel in die Hölle, so fuhr die Falltür herab,

       durchschnitt den Sattel und trennte das Pferd mitten

       auseinander, ohne indessen, Gott sei Dank, Herrn

       Iwein zu berühren, dem nur die beiden Sporen von

       den Fersen gerissen wurden. Da stürzte er und der

       Todwunde entkam ihm. Eine ebensolche Tür, wie sie

       am äußeren Eingang sich befand, war auch innen angebracht.

       Der Schloßherr eilte hindurch und die Tür

       fiel hinter ihm herab. So war Herr Iwein gefangen.

       Auf einmal hörte er, wie sich das schmale Türchen

       eines Seitenraumes öffnete; eine wunderschöne Jungfrau

       trat heraus und schloß die Pforte hinter sich wie-

       der zu. Als sie Herrn Iwein erblickte, erschrak sie:

       »Wenn man Euch hier bemerkt, Herr Ritter,« rief sie,

       »so seid Ihr verloren. Unser Herr ist auf den Tod verwundet,

       und wohl weiß ich, daß Ihr sein Mörder seid.

       Unsere Herrin und ihre Leute sind trostlos und werden

       Euch gewißlich töten, wenn sie Euch hier erwischen.

       « »Das steht bei Gott!« antwortete Iwein. »Sie

       sollen Euch aber nicht erwischen,« hub Lunete, die

       Jungfrau, wieder an, »denn ich will Euch helfen, wie

       Ihr mir einst am Artushofe halfet, als ich als kleines

       blödes Mädchen dorthin kam. Da, nehmt dies Ringlein

       und stellt es mir zurück, wenn Ihr wieder frei

       seid!« Sie fügte hinzu, daß es mit dem Ringe diese

       Bewandtnis habe: wenn man ihn so anstecke, daß der

       Stein in der Faust verborgen sei, so brauche der, welcher

       den Ring am Finger trage, nichts mehr zu fürchten,

       denn er sei für jedermann unsichtbar, ebenso wie

       ein Baumstamm, den die Rinde verdeckt. Nach diesen

       Worten führte sie den Ritter in den Nebenraum, hieß

       ihn sich auf ein Ruhebett niederlassen und reichte ihm

       Speise und Trank. Nun kamen die Ritter und Bürger,

       die ihren Herrn rächen wollten, sie zogen die Falltüren

       in die Höhe und fanden die beiden Teile des toten

       Rosses, aber Iwein war nirgends zu sehen. Rasend

       vor Wut stürzten sie in den Saal und schlugen blindlings

      

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