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mit einem Blick mir so eine Angst einzujagen? Bevor ich in dieser Irrenanstalt war, hatte ich mir von niemanden etwas gefallen lassen. Jetzt bin ich den zweiten Tag hier und ein Blick reicht, damit ich zögere.

      Der Nachmittag verlief genauso ereignislos wie der Vormittag. Kurz vor 17 Uhr packte ich meine Sachen. Musste ich wirklich Fragen, ob ich gehen darf? Außerdem wollte ich heute noch ins Fitnessstudio. Als ich aufstand fragte ich:

      „Kann ich jetzt ins Fitnessstudio gehen?“ Das war zumindest nicht ganz so demütigend.

      Markus drehte sich mit seinem Sessel in meine Richtung und schüttelte ärgerlich den Kopf.

      „Du weißt, wie du Fragen sollst.“

      Zögerlich seufzte ich. Diskussionen bringen nichts bei ihm.

      „Darf ich nach Hause gehen?“, es war so demütigend.

      Wie gestern stand er auf, drückte mich an seine Brust und einen Kuss in meine Haare.

      „Bis morgen, Kleines.“

      Markus öffnete die Tür.

      Mitten in der Nacht läutete mein Handy sturm. Nachricht um Nachricht traf ein. Ich sah auf die Uhr. 05:02. Es war nicht mitten in der Nacht, in einer Stunde würde mein Wecker klingeln, aber mir kam es zumindest so vor. Ella bombardierte uns mit Nachrichten.

       Ella: Oh Gott, ihr glaubt nicht was passiert ist.

       Ella: Morgen Abend, Pizzaabend bei mir.

       Ella: Also heute Abend.

       Ella: Ihr werdet es nicht glauben.

       Ella: Er war so verdammt heiß!!

       Ella: Er war der Beste, den ich jemals hatte!!

      Es hörte sich so an, als hätte sie heute Nacht Sex gehabt. Ich antwortete nicht und versuchte noch ein bisschen zu schlafen. Um 6 Uhr klingelte mein Wecker und ich fühlt mich, als wäre es erneut mitten in der Nacht. Auf geht’s in einen neuen grauenvollen Arbeitstag. High Heels nicht vergessen.

      Im Büro legte mich mein Handy auf Markus Schreibtisch und wechselte die Schuhe. Er war heute noch nicht im Büro, aber ich dachte mir nichts dabei. Als er um 08:00 Uhr immer noch nicht da war, begann ich mich zu wundern. Erstens darüber, dass er nicht da war, zweitens über das, was ich jetzt machte. Eigentlich sollte ich froh sein, dass ich meine Ruhe hatte. Ich ging zur Tür und versuchte sie zu öffnen. Erstaunlicherweise gelang es. Ganz sicher war ich mir nicht, aber die große schwarze Tür sah aus wie das Tor zur Hölle im Sozialraum. Dahinter musste wohl Dominiks Büro liegen. Gerade als ich nach der Klinke greifen wollte, hörte ich hinter mir jemanden.

      „Ich würde es nicht tun.“

      Verwirrt drehte ich mich um und suchte nach dem Sprecher, aber niemand sah von seinem Computer auf und offenbarte sich. Was soll das?

      Anklopfen könnte nicht schaden, dachte ich mir und setzt es gleich in die Tat um.

      Von drinnen hörte man ein „herein“. Also ging ich hinein und wieder einmal fragte ich mich, warum ich?

      Kapitel XI

      Im Büro befanden sich nicht nur Markus und Dominik, sondern auch der Mann vom ersten Tag, der mich ach so freundlich gebeten hatte, aufzustehen.

      Dominik fragte: „Was ist?“

      Für seine Verhältnisse klang es schon fast freundlich. Zwei Wörter reichten, damit sich meine Nackenhaare aufstellen und mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.

      Vorsichtig antwortete ich: „Ich habe mich nur gewundert, wo Markus bleibt. Deswegen wollte ich nachfragen.“

      Der Mann, den ich noch nicht wirklich kannte, studierte mich von oben bis unten. Er war ungefähr im selben Alter wie die beiden Wahnsinnigen. Jetzt waren es wahrscheinlich schon drei davon. Der Mann nickte anerkennend und sagte:

      „In zwei Tagen habt ihr sie gut hinbekommen.“

      „Lass dich nicht täuschen“, antwortete Markus mit einem Schmunzeln im Gesicht.

      Der Mann kam auf mich zu und streckte die Hand aus. Ich ergriff sie.

      „Daniel, freut mich.“

      „Ebenfalls“, ich hielt mich kurz und knapp.

      Er hielt meine Hand fest, drehte den Kopf aber zu Dominik und Markus.

      „Gehorcht sie schon?“

      „Ich bin kein Hund,“ antwortete ich leicht verärgert.

      Der Händedruck wurde fester und ließ mich nicht entkommen. Daniel schrie mich augenblicklich an:

      „Kleine Mädchen sprechen nur, wenn sie gefragt werden!“

      Was glaubt der wer er ist? Kokett antwortete ich:

      „Gut, dass ich kein kleines Mädchen bin.“

      „Da hast du deine Antwort“, sagte Dominik lachend, „aber heute wollen wir nicht so streng sein.“

      Nanu? Was war denn los? Beide Psychopathen sind so gut drauf. Verdutzt schaute ich die drei an und wartete. Markus antwortete meinem Blick:

      „Geh ins Büro, ich komm gleich.“

      Nichts wie weg von den Wahnsinnigen. Am Weg zurück ins Büro sah ich jede Menge Köpfe in die Höhe schnellen. Alle blickten mich verwirrt an. Hatte ich etwas falsch gemacht?

      Im Büro war ich der Versuchung nahe, meinen Plastiksessel wieder gegen den Schreibtischsessel auszutauschen, aber Markus hatte bestimmt etwas dagegen. Außerdem wollte ich heute Abend zu Ella gehen, deswegen durften mir heute keine Fehler passieren. Nach wenigen Minuten kam Markus durch die Tür und ließ sich in seinen Sessel fallen.

      „Handy auf meinem Tisch, hohe Schuhe an den Füßen, keine blöden Kommentare und die Sessel hast du auch nicht getauscht. Was willst du?“, Markus kam gleich auf den Punkt.

      „Heute Abend zu Ella gehen. Pizza essen.“

      „Wann gehst du? Wer kommt aller? Geht ihr nachher noch wohin? Wie kommst du nach Hause, wenn es später wird? Wenn du etwas willst, brauche ich mehr Infos.“

      War das jetzt ein Verhör? Ich schaute ihn verwundert an und sagte nichts.

      „Antworte mir oder du bleibst du zu Hause“, die Schroffheit war wieder da.

      Ich seufzte: „Sarah, Miranda, Ella und ich. Wir sind nur bei ihr zu Hause und sie macht selbstgemachte Pizza. Dazu trinken wir ein paar Gläser Wein. Normalerweise fahre ich mit der U-Bahn heim. Zufrieden?“

      „Nein“, antwortete er streng, „erstens so sprichst du nicht mit mir. Zweitens fährst du in der Nacht sicher nicht betrunken mit der U-Bahn. Wenn du nach Hause willst, ruf mich an, ich hole dich.“

      Ich musste mehrfach blinzeln, um zu verstehen, was er gerade gesagt hat. Vorsichtig fragte ich:

      „Und wenn ich ein Ta..“

      Weiter kam ich nicht. Sein Blick brachte mich zum Schweigen und die Angst kroch wieder meinen Rücken hinauf.

      „Du weißt was passiert, wenn du mit mir diskutierst?“

      Ich senkte den Blick und war versucht nicht zu antworten. Aber er würde es wieder nur einfordern. Gerade eben noch in Dominiks Büro lachte er und jetzt war er wieder gnadenlos. Wie macht der das?

      „Ich werde bestraft“, sagte ich beschämt, „aber darf ich etwas einbringen?“

      Markus wartete nur, reagierte aber nicht. Soll ich jetzt was sagen?

      „Ich fahre sonst immer gemeinsam mit Miranda in der U-Bahn. Sie steigt eine Station vor mir aus, also bin ich nicht allein. Falls wir ein Taxi nehmen, könnten wir uns das auch teilen. Außerdem

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