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Warum ich?. Diana Jäger
Читать онлайн.Название Warum ich?
Год выпуска 0
isbn 9783754180105
Автор произведения Diana Jäger
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Zum ersten Mal sah ich mir seine Lippen genauer an. Sie waren wunderschön, perfekt geformt und weich. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf ihn zu küssen. Genauso schnell wie er da war, war er auch wieder fort. Ich hatte gerade andere Probleme. Vorsichtig hob ich meinen Blick und sah in seine Augen. Das Blau glühte wieder, aber es war dunkler als zuvor. In seinem Blick war nicht nur Wut und Verärgerung, irgendetwas anderes war auch noch darin. Nur was?
Ohne noch länger abzuwarten, griff er zu meinem Höschen und riss es hinunter. Es war auf der Seite durchgerissen und wurde achtlos auf den Boden geworfen. Markus griff nach meinem Handgelenk und zog mich zur Couch. Er setzte sich sofort hin und zog mich dann über seinen Schoss. Der Kochlöffel lag schon auf dem Couchtisch. Das würde schmerzhaft werden.
Zu meiner Überraschung ließ er den Kochlöffel noch an Ort und Stelle und setzte zuerst nur seine Hand ein. Die ersten Schläge waren noch erträglich, bis mir etwas einfiel. Bis jetzt war ich bei jeder Behandlung feucht geworden, jedoch hatte ich da noch eine Unterhose an. Verdammt, wenn er das sah, wusste ich wirklich nicht, was ich machen sollte. Ich verstand es ja nicht einmal selbst. Überhaupt bei meiner Vergangenheit. Geschlagen zu werden müsste eigentlich das letzte sein, was mich erregt. Ich presste meine Beine zusammen, vielleicht kann ich es so verhindern, dass er es mitbekommt.
Die Schläge gingen unaufhörlich weiter und weiter. Schön langsam wurde es schmerzhaft und ich spürte, wie mein Hintern immer wärmer wurde. Ich weiß nicht mehr wann, aber irgendwann stoppte er. Die Tränen hatten sich jetzt schon in meinen Augen gesammelt und bis jetzt war ich vom Kochlöffel noch verschont geblieben.
„Du wirst jetzt auf jeder Seite zehn Schläge auf die gleiche Stelle erhalten. Es ist genau die Stelle, auf der man gewöhnlich sitzt. Das heißt du wirst das noch die nächsten Tage spüren. Ich hoffe, dass ist dir eine Lehre“, Markus sprach wieder ganz ruhig. Nur ich konnte meinen Mund halten:
„Warum eine Lehre? Ich habe nichts falsch gemacht. Es war nie eine Regel, dass ich nichts trinken darf und ich habe dich angerufen, als ich nach Hause wollte. Was ist jetzt dein Problem?“
Ich spürte wie sich Markus Oberkörper bewegte. Er holte tief Luft und stieß einen langen Seufzer aus. Dann antwortete er:
„Das Problem ist, dass du dich komplett unverantwortlich verhältst und die ganze Zeit versuchst, mit mir zu diskutieren. Ich habe dir das viel zu oft durchgehen lassen. Wenn ich dich nach jedem Widerspruch bestraft hätte, wären wir bis jetzt zu keiner Arbeit gekommen. Aber jetzt reicht es. Du debattierst schon wieder mit mir. Das werde ich dir jetzt ein für alle Mal auftreiben. Du läufst so betrunken nicht durch die Stadt. Du blamierst die Firma. Du blamierst mich. Du blamierst dich. So etwas will ich nie wieder erleben. Ich bin für dich verantwortlich. Glaubst du, ich mache mir keine Sorgen um dich? Mir ist schon klar, dass das alles viel für dich ist und dass du überfordert bist. Aber das ist kein akzeptables Verhalten. Ich möchte nicht, dass dir irgendetwas passiert. Verstanden?“
So hatte ich es noch nicht gesehen. Irgendwie kam ich mir jetzt ziemlich lächerlich vor, bloßgestellt. Ich richtete mich auf und Markus ließ es zu. Wir sahen uns einige Augenblicke lang an. Bis er mich schließlich in den Arm nahm und ich kuschelte mich an seine Brust. Er begann durch meine Haare zu streichen, mir sie aus dem Gesicht zu streichen. Markus begann zu sprechen:
„Ich weiß, dass alles ich viel für dich. Ich bin da für dich.“
Die Tränen, die sich vorher in meinen Augen versammelt hatte, suchten jetzt ihren Weg Richtung Boden. Ich weinte und schluchzte hemmungslos an seiner Brust. Zum ersten Mal kamen die ganzen Gefühle der letzten Tage an die Oberfläche. Bis jetzt hatte ich die Angst, die Wut, die Erniedrigung, den Schmerz unterdrückt und ignoriert. Jetzt kam die geballte Wucht. Ich war völlig überfordert mit dem Ganzen. Hilflos. Ich war allein in einer riesigen Stadt, weit weg von meiner Familie. Ich hatte bereits drei Jahre für mein Studium dort verbracht und fühlte mich immer noch allein. Die neue Arbeitsstelle sollte ein Neuanfang für mich werden. Jetzt sollte sich endlich alles zum Guten wenden. Stattdessen bin ich in einer Firma mit lauter Verrückten gelandet, die nichts besseres zu tun haben, als Frauen zu diskriminieren und zu verletzen. Ich bin absolut verloren in dieser Situation. Ich kann das alles nicht mehr.
Markus drückte mich noch fester an seine Brust und sprach weiter:
„Glaub mir, es ist nicht nur für dich schwer.“
Ich versuchte meine Stimmte wieder zu finden. Wieso nicht nur für mich? Es vertritt dieses absurde System doch genauso wie Dominik und Daniel und weiß Gott, wie viele, dass noch mitmachen. Wenn er dagegen ist, dann kann er ja einfach damit aufhören.
„Wieso machst du es dann?“, fragte ich zittrig.
Wieder seufzte er:
„Am Anfang war ich gegen das ganze System. Ich konnte mir weder vorstellen Frauen zu unterdrücken und schon gar nicht sie zu schlagen. Aber als ich gesehen habe, zu welchen Leistungen Menschen damit fähig sind, hat sich meine Meinung grundlegend geändert. Sie arbeiten viel besser und konzentrierter. Zu Beginn hatte ich Dominik dabei zugesehen, wie er mit neuen Mitarbeiterinnen umging und sie erzog. Sie wurden nie ernsthaft verletzt. Außerdem werden Frauen in der ganzen Wirtschaft unterdrückt. Im Gegensatz zu den anderen machen wir es offensichtlich, bieten aber im Gegenzug dafür ehrliche Aufstiegschancen, die nichts damit zu tun haben, ob man die Beine breit macht oder nicht. Alle Frauen, die bei uns in Führungspositionen sind, haben sich das durch harte Arbeit verdient.“
„Wo sind bitte in der Agentur Frauen die Chefs? Und wie soll das mit den Regeln zu vereinbaren sein?“
„Wir haben insgesamt 10 Stockwerke und Abteilungen. In vier davon haben Frauen die Leitung. Die Frauen, die dort arbeiten, haben die Regeln verinnerlicht. Falls es Probleme gibt, war ich bis jetzt auch zuständig dafür, einzugreifen. Bis du zu unserem Experiment wurdest.“
„Warum Experiment?“, fragte ich. Er sagte das jetzt schon zum zweiten Mal.
„Dr. Schneller hat uns gesagt, dass du keine leichte Vergangenheit hast.“
Erschrocken wich ich von ihm zurück und stieß ihn von mir. Wie konnte mich Dr. Schneller so verraten? Er hatte mir versprochen nie jemanden davon erzählen. Es fühlte sich an, als würde sich ein riesen Loch in meiner Brust öffnen und alles verschlingen. Am liebsten wollte ich wegrennen. Die Tränen schossen mir wieder in die Augen. Es kann nicht sein, dass ich verraten wurde.
Entsetzt fragte ich: „Was weißt du?“
Markus zog mich wieder zu sich und strich mir über den Rücken. Er versuchte mich zu beruhigen:
„Keine Sorge, er hat uns nur gesagt, dass du schon einiges durchgemacht hast. Was es genau ist, hat er uns nicht erzählt. Nur von dieser einen Situation mit einem alten Freund von dir.“
Ich wusste sofort welche Situation er meinte. Ich war damals 17 und stand ein Jahr vor der Matura. Es waren so viele Schicksalsschläge auf einmal, dass ich völlig überfordert war und alle mit denen ich sprach, sagten mir, es sei ja nicht so schlimm und dass alles wieder werden würde. Damit fühlte ich mich noch verlorener als zuvor. Bis ich diesen einen alten Freund davon erzählte. Martin sagte mir damals unverblümt ins Gesicht, dass er sich schon lange umgebracht hätte, wenn ihm das alles passiert wäre. Mit diesem Satz allein hat er mir mehr geholfen, als viele andere in stundenlangen Gesprächen. Er war der erste, der mich ernst genommen hatte und mir zeigte, dass ich nicht übertrieb. Ab dann ging es langsam wieder bergauf.
Markus redete weiter:
„Dr. Schneller hat uns gewarnt, wir sollen es nicht übertreiben. Deswegen bist du auch nicht in Daniels Abteilung, sondern bei mir.“
„Warum habt ihr mich dann trotzdem genommen?“, wollte ich wissen. Wahrscheinlich kommt sich Markus vor wie bei einem Verhör.
„Dominik hat darauf bestanden. Er wollte dich unbedingt. Johann war nach Dr. Schnellers Ausführungen zuerst auch dagegen. Dominik hat so lange auf ihn eingeredet,