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man erblickt

       noch jetzt darin die eingedrückten Finger deutlich.

       56. Der versteinerte Ritter.

       Sage von C h a m m e r a u unweit C h a m im

       B a y e r w a l d e . B . G r u e b e r u. A. M ü l l e r

       der bayerische Wald. S. 296.

       Der Ritter von Chammerau hatte sein Auge auf die

       schöne Tochter eines Müllers im Regenthale geworfen,

       fand aber bei der sittsamen Maid kein williges

       Gehör. Eines Tages, als er in gewohnter Weise von

       seiner Veste auf Raub auszog, überraschte er die

       Jungfrau auf der Wiese ihres Vaters, wo sie das Linnen

       bleichte. Straks faßte er den Entschluß, mit Gewalt

       zu nehmen, was ihm nicht in Gutem gegeben

       wurde, und lenkte sein Roß vom Wege ab auf den

       Grasplatz hin. Das Mädchen aber merkte noch zeitig

       genug des Ritters bösliche Absicht und suchte sich

       durch die Flucht zu retten. Wie ein gescheuchtes Reh

       lief es über die Fluren hin; nicht lange jedoch, so

       stand es an dem Ufer des Regen, über welchen an

       jener Stelle weder Brücke noch Steg führt. Vor ihr der

       Tod im Flusse, hinter ihr Entehrung und Schande; die

       Wahl war kurz, denn schon sprengte der Ritter mit

       seinem Trosse näher heran. Mit dem Rufe: »Gott genade

       meiner Seele!« stürzte sich die Jungfrau in die

       Fluthen. Diese waren barmherziger als die Menschen,

       und trugen sie nach einer Untiefe hin, wo sie festen

       Fuß fassen konnte. Doch war sie noch nicht nicht gerettet,

       denn der Verfolger setzte ihr auch in den Fluß

       nach, und bald hörte sie dicht hinter sich das Schnauben

       der Rosse und das Hohngelächter der wilden

       Schaar. Mit einem Male aber war Alles still, und als

       die Jungfrau sich umwendete, sah sie weder Ritter

       noch Knappen mehr, wohl aber eine lange Reihe ungestalter

       Felsblöcke, die vom Ufer bis über die Mitte

       des Flusses sich erstreckte. Die Hand Gottes hatte

       strafend den Wüstling und seine Helfershelfer erreicht.

       Die Steine liegen noch heute im Regen, und

       man sieht sie, wenn man von Chammerau nach Roßbach

       hinunter geht.

       57. Der Jungfernsprung bei Dahn.

       Von F r a n z W e i ß . – D a h n in der P f a l z .

       Nach Andern diente die Stelle zu Gottesurtheilen. Eine

       angeklagte Jungfrau habe durch einen Sprung vom

       Felsen ihre Unschuld bewiesen. Wo sie aufsprang, soll

       die noch fließende Quelle hervorgesprudelt sein. J . K .

       B r u c k n e r , das Haardtgebirge. S. 164. F. W e i ß ,

       die mal. u. rom. Pfalz. S. 36.

       »Unheimlich ist's in eurer Nähe,

       Und Furcht und Grauen faßt mich an,

       Wenn ich euch vor mir stehen sehe,

       In euerm wilden Liebeswahn.«

       »Nie wird mein Herz euch Liebe spenden:

       Es hasset euch, und wird hinfort

       Sich stets mit Abscheu von euch wenden,

       Dies sei für euch mein letztes Wort!«

       Die Jungfrau spricht's, und Rache tobet

       Wild in des Jägers schnöder Brust;

       Mit fürchterlichem Eid gelobet

       Er sich zu stillen seine Lust.

       In weichem Purpurscheine blühen

       Die Berge von des Morgens Hauch,

       Und tausend Demanttropfen glühen

       Hellfunkelnd rings an Busch und Strauch.

       Da wandelt in der duft'gen Frühe

       Die Jungfrau zur Kapelle hin,

       Sie scheuet nicht des Weges Mühe,

       Zum fernen Gnadenschrein zu zieh'n.

       Schon hält die Waldnacht sie umfangen,

       Da hemmt sie angstvoll ihren Schritt,

       Als plötzlich, lüsternes Verlangen

       Im Blick, der Jäger vor sie tritt.

       »Willkommen hier in meinem Reiche!«

       Spricht er mit arger Freundlichkeit;

       »Hier darf ich schlürfen bis zur Neige

       Den Becher eurer Lieblichkeit.

       Hier endlich wird sich mir erschließen

       Der Liebe Quell an eurer Brust!

       Wohlauf, mein Lieb', laß uns genießen

       Der flücht'gen Stunde süße Lust!«

       Und schon mit schreckenden Gebärden

       Streckt er nach ihr die rohe Hand.

       Wer soll ihr nur ein Retter werden,

       Vom Himmel gnädig ihr gesandt?

       Rasch hat sie sich zur Flucht gewendet;

       Doch wie ein wutherfülltes Thier

       Ihr nach der Jäger, bald geendet

       Wird sein der Wettlauf, wehe ihr.

       Schon fühlt sie ihre Kraft ermatten,

       Und jeder Hoffnungsstrahl entschwand

       Als sie, entflohn des Waldes Schatten,

       Sich sieht an eines Abgrunds Rand.

       Sie starrt, als ob der Tod ihr riefe,

       Und schaudernd blicket sie hinab,

       Wo in der schreckenvollen Tiefe

       Sich öffnet ein gewisses Grab.

       Und niederstürzt sie auf die Knie,

       Und hebt die Hände himmelan;

       »Der Unschuld Schützerin, Marie,

       Nimm gnädig deiner Magd dich an.«

       Sie ruft's, und zwischen Tod und Schande

       Hat sie getroffen schnell die Wahl,

       Und muthig springt sie von dem Rande

       Der Felsenwand hinab zu Thal.

       Doch sieh, vom sanften Rosenlichte

       Erglänzt die Tiefe hell und hehr,

       Und von des Himmels Angesichte

       Ergießet sich ein Düftemeer.

       Die Himmelsmutter hat vernommen

       Das Flehen ihrer treuen Magd,

       Und ihre Engel sind gekommen,

       Ob ihr zu halten sich're Wacht.

       Und leichten Fluges schwebt sie nieder,

       Zur Seiten ihr der Engel Schaar,

       Die als der Unschuld treue Hüter

       Vor Tod sie schützen und Gefahr.

       Noch steht das Kreuz, des Wunders Zeichen,

       Auf steiler Felsenstirn erhöht,

       Oft in der Nächte stillem Schweigen

      

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