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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
58. Die stoaner' Agnes bei Reichenhall.
Erzählt von F . v . K o b e l l .
Wann d' vo' Reichehall auf Hallthurn hi' gehst, da
sichst 'es Lattngebirg mit 'n Dreisesselberg. Da drobn
ist vor alti Zeitn a' wunderbari G'schicht' gschegn und
die will 'Enk verzähln, wier i' s' g'hört ho'.
Es is selm a jungi Sennderinn auf der Alm gwest, a'
gar a' sauberni und frumm und brav aa' dabei, wie's es
nit allewei' geit. In aller Frua wann d' Sunn aufganga
is und hat der Luft frisch abagwaht vo' die Boifn, na'
hat ma s' wandln segn durch dees thauigi Gras und hi'
auf an' Eck, wo ma' weit hat 'rumschaugn kinnt, und
selm is a' Kreuzl gstandn und da hat s' na' 'bet't. Und
wie dees gschegn gwest is, hat s' a'fanga singa und
juchezn und is fröhli' der Arbeit nachganga, bis 's
Nacht worn is, da hat s' wieder bei'n Kreuz betn
mögn. Es is halt scho' a' recht a' guats Diendl g'wen,
dees d' Leut all' gern ghabt hamm. Schau, just auf selleni
macht der Teufi am liebstn sei' Jagd und grad bei
die probirt er zum erschtn seini Künstn, denn die andern,
die koan' frumma Wandl führn, die arbetn ihm
scho' selm in d' Händ', da braucht er ihm nit viel
plagn. Und drum is er auf die Sennderinn scho' b'sunders
verpicht' gwest und hat g'moant, wann er d i e
fanget, so hätt' er aar amal ebbas Fei's dawischt für
sei' Hofhaltung, wo ihm die grausinga Schlangen und
Gaankerln und sei' andri loadigi Gsellschaft leicht an
diem zwider worn is. Na hat er allerhand probirt und
is bald als a' junga Hüatabua in ihra Hüttn kemma
und hat gsagt, er hätt' ihm bei'n Schafsuacha verirrt,
oder als a' Wurzngraber, der geign kinnt hat und Winterszeit
bei die Hochzetn aufgspielt und hat d' Fidl aa'
bein ihm ghabt, daß er sei' Kunst nit vergißt und hat
ihr halt a so fürgschwatzt, und geigt und Gschpaßln
gmacht und recht o'draaht tho', daß se si' verliebn
sollt in ihm und a so furt. Aber 's Diendl hat aus sein'
Redn bald g'mirkt, daß er nix Guats nit in Sinn hat,
und hat ihm nit viel Aacht gebn und z'letzt hat 's allzeit,
wann a so oana kemma is, vo' die andern Sennderinna
oani herg'ruafa und is nit alloa dabei 'bliebn.
Jetz is der Teufi no' fuchtiger wor'n und hat ihm a'
Stückl ausdenkt, daß er s' weglocket auf an' oa'sama
Platz. Na hat er ihr a' weißi Kua wegtriebn und allewei
furt bis auf an Alm, die mar Almgartn hoaßt, sie
g'hört auf St. Zeno. Jetz' hat halt 's Diendl um sei'
Kua g'suacht und sicht s' endli' weit weg auf derselln
Alm, wo niem'd drobn gwest is. Ganz verwundert,
wie die Kua dort hi' kemma ko', schleunt se si' auf den
Platz und wie s' na' dazua kimmt, steht der Teufi in an
grean' Jaagagwand vor ihra und hat feurigi Augn
g'macht und g'sagt, wann s' nit mit ihm geht, so
z'reißt er s' auf'n Fleck. Da hat 's Diendl an' Schroa
tho' und is in größtn Schricka davo g'loffa und aber
der Teufi nach und hat s' auf a' Gwänd von' Rothofa
hi'triebn, wo s' g'segn hat, daß s' ninderscht mehr aus
ko. Da hat s' laut aufg'schrien. »O heiligi Muatta Gottes
hilf! hilf!« und da hat si' die ganz' Wand ausenanda
tho' und sie is durchg'rennt in die oa' Seit'. Aber
der Teufi hat oanaweg nit auslassn und sie hat 'n
nachkeucha hörn durch die Schlucht. Da hat s' no' zu
unsern Herrgott bitt' und is auf d' Knie hi'g'falln und
da san zwoa weißi Engl daherg'flogn und hamm s' in
'Himmi aufitragn. Und wie der Teufi auf den Platz
hi'kemma is, hat er statt ihra a' s t o a n e r n i Sennderinn
g'fundn und die is heunt no' da und hoaßt die stoanern
A g n e s , weil sie aar a so ghoaßn hat.
Dees is g'schegn um Johanni am Sunnwend und
daß 's dem Diendl dabei guat ganga is und no' guat
geht, da hat mar a' bsunderin Zoagschaft dafür wann
mar oani bräucht', denn alli Jahr' hört ma' s' juchezn,
wann's gschicht, daß d' Sunna grad durch denselln
Felsnspalt, der 's Teufisloch hoaßt, durchscheint und
dees is am Sunnwend um die Zeit, wo s' der Teufi verfolgt
hat und wo ihr unser Herrgott und unser liebi
Frau g'holfa hamm.
59. Die drei Jungfrauen auf dem Kirnberg bei
Berchtesgaden.
F r . P a n z e r , Beitrag zur deutschen Myth. S. 10.
Auf dem Kirnberg bei Berchtesgaden sind drei Felsenspitzen,
welche man die drei Jungfrauen heißt.
Diese flochten einander die Haare, als zur Wandlung
geläutet wurde; sie bekreuzten sich nicht und eine
sagte: »Wandlung hin, Wandlung her!« drauf sind
alle drei zu Stein geworden.
60. Die stoanern Jager.
Von F . v . K o b e l l . – Sage vom S t a u f e n bei
R e i c h e n h a l l .
Zwoa Jager steig'n in an Gwänd',
'S red't koana nit a Wort,
Sie steig'n langsam nach der Höh',
Es is a schiecher Ort.
Und wie s' jetz kemma gegen d' Schneid,
Da rastn s' auf an Eck,
Sie segn schier zum Ferchtn aus,
So barti, wild und keck.
Just graut der Tag, der Nebi liegt
No' tief herunt' in Thal,
Von selln Platz, da sicht ma schö'
Viel' Dörfer aufamal.
Und wie s' a weil so rast'n thien,
So hörn s' Kirche'gläut,
In d' Fruhmeß ruft a Glöckl' zamm,
Dees Läute hört man weit.
Da stopft der oa a Pfeif' Tabak,
Der ander putzt sei' Bix
Und Branntwein trinkn s' aar an Schluck,
Aber betn thien s' nix.
Und wieder üb'r a kloani Weil,
Da läut't dees Glöckl drunt,
»Jetz wandeln s' erscht, lacht da der oa,