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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Sage abgemalt. Zur Zeit, als die Heiden oder
Hunnen bis nach Schwaben vorgedrungen waren,
rückte ihnen der Kaiser mit seinem Heere entgegen
und lagerte sich unweit der Donau zwischen Lauingen
und dem Schloß Faimingen. Nach mehreren vergeblichen
Anfällen von beiden Seiten kamen endlich Christen
und Heiden überein, den Streit durch einen Zweikampf
entscheiden zu lassen. Der Kaiser wählte den
Marschall von Calatin (Pappenheim) zu seinem
Kämpfer, der den Auftrag freudig übernahm und
nachsann, wie er den Sieg gewiß erringen möchte.
Indem trat ein unbekannter Mann zu ihm und sprach:
»Was sinnst du? ich sage dir, daß du nicht für den
Kaiser fechten sollst, sondern ein Schuster aus Henfwil
(später Lauingen) ist dazu ausersehen.« Der Calatin
versetzte: »Wer bist du? Wie dürfte ich die Ehre
dieses Kampfes von mir ablehnen?« »Ich bin Georg,
Christi Held,« sprach der Unbekannte, »und zum
Wahrzeichen nimm meinen Däumling.« Mit diesen
Worten zog er den Däumling von der Hand und gab
ihn dem Marschall, welcher ungesäumt damit zum
Kaiser ging und den ganzen Vorfall erzählte. Hierauf
wurde beschlossen, daß der Schuster gegen den Heiden
streiten sollte. Der Schuster übernahm es, und besiegte
glücklich den Feind. Da gab ihm der Kaiser die
Wahl von drei Gnaden sich eine auszubitten. Der
Schuster bat erstens um eine Wiese in der Nähe von
Lauingen, daß diese der Stadt als Gemeingut gegeben
würde. Zweitens, daß die Stadt mit rothem Wachs siegeln
dürfte, welches sonst keinem mittelbaren Ort verstattet
war. Drittens, daß die Herren von Calatin eine
Möhrin als Helmkleinod führen dürften. Alles wurde
ihm bewilligt, und der Daumen St. Georgs sorgfältig
von den Pappenheimern aufbewahrt, die eine Hälfte in
Gold gefaßt zu Kaisheim, die andere zu Pappenheim.
48. Der Mohrenkopf im Lauinger Wappen.
Von S c h ö p p n e r . – Variante der vor. Sage. S. das
Sagenbuch der Städte Gundelfingen, Lauingen etc.
Augsburg 1849.
Ein Schuster war zu Lauingen, im Frieden flickt' er
Schuh,
Im Kriege schlug er ritterlich mit seiner Klinge zu.
Da kamen die Hungaren von Osten in das Land
Auf ihren schnellen Rossen mit Morden und mit
Brand.
Bei Augsburg auf dem Lechfeld geschah die große
Schlacht,
Da hat der Kaiser Otto den Hunnen warm gemacht.
Da war auch unser Schuster von Lauingen dabei,
Der schlug gar manchen Schädel auf einen Hieb
entzwei.
Ein Goliath der Andre im Hunnenheer sich fand,
Wohl mancher deutsche Degen erlag von seiner Hand.
Da kam der wackre Schuster von Lauingen daher:
»Ei! lasset mich zusammen mit diesem alten Bär'.«
Nun ging ein scharfes Klingen der blanken Schwerter
los,
Es dröhnten Schild und Panzer von manchem harten
Stoß.
Ein Hieb durchbrach den Schädel, er stürzt: Victoria!
Da lag der große Esel in seinem Blute da.
Und lauter Jubel schallte durch's ganze deutsche Heer,
Der Kaiser selber eilet auf seinem Roß daher.
Und eine goldne Kette, ein Mohrenkopf daran,
Die hängt der deutsche Kaiser dem braven Schuster
an.
Darnach beschloß zu Lauingen ein hochwolweiser
Rath,
Zu ehren eines Lauinger Schuhmachers Heldenthat:
»Es soll derselbe Mohrenkopf hinfort im Wappen
stehn.«
Und also ist zu selber Stund' in Lauingen gescheh'n.
49. Ursprung des Pferdemarktes zu München
und Keferlohe.
Historisches Schatzkästlein f. Bayern. I., 18.
Als Kaiser Otto der Große mit den Hunnen auf dem
Lechfelde stritt, neigte sich anfangs der Sieg auf die
Seite der auf kleinen, windschnellen Rossen sich gar
leicht bewegenden Feinde. Den Deutschen gebrach es
an leichter Reiterei, daher sie plötzlich in große Fährlichkeit
kamen, so daß der Kaiser selbst einen Augenblick
den Tag verloren gab und ausrief: »Dawider
vermögen Menschen nichts, da muß Gott helfen!« Um
so größer war seine Freude, als er die Bayern mit
ihren vielen und zahlreichen Pferden herankommen
sah. Mehrere Anführer schlug er zu Rittern, ob sie
gleich nur Bauernkittel trugen, auch soll er das Volksfest
der Wettrennen, sowie den Münchner und Keferloher
Pferdemarkt gestiftet haben. Zwei Hauptleute
jenes Tages sollen eifersüchtige Nebenbuhler gewesen
seyn. Niklas und Balthauser waren ihre Namen. Einer
wollte es dem Andern bevorthun an Pracht der Waffen
und der Rosse, des Hauses und des Kirchganges,
der Knechte und Marställe. Der Wetteifer entartete in
Neid und Haß. Zuletzt wollten sie einander nicht einmal
mehr in der Kirche erblicken. Jeder baute sein ei-
genes, jener das Jakobs-, dieser das Niklaskirchlein.
Ein dritter Nachbar auf der Georgenschwaige zu Milbertshofen,
der Keferloher, ließ sich beiden zum Trotz
einen Pflug von purem Silber machen aus der unermeßlichen
ungarischen Beute. Er spannte die schönsten
vier Pferde dran, und setzte den Silberpflug mit
dem Viergespann in sein Wappenschild.
50. Vom heiligen Ulrich, dem Lechfeldhelden.
Sagen- und Geschichtsbuch von Burgau, Günzburg etc.
(Von M i t t e r m a i e r . ) 1851. S. 129.
Die Geschichte erzählt, welchen Antheil der heilige
Ulrich an dem Siege über die Hunnen auf dem Lechfelde
nahm. Die Sage meldet Denkwürdiges aus seinem
übrigen Leben. Dieser fromme Held, von edlem