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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Magnus, der Apostel des Allgäus, kam auf seiner
Wanderschaft mit Thosso nach Kempten. Dort hatten
sich seit geraumer Zeit die Bewohner vor schrecklichen
Drachen und Schlangen geflüchtet, welche ihrer
statt die Häuser bewohnten. Magnus erkannte darin
einen Wink des Himmels, die Heiden durch wunderbare
Hilfe für den wahren Gott zu gewinnen. So geschah
es eines Tages, als Magnus und sein Gefährte
betend für das Volk auf den Knieen lagen, daß ein ungeheurer
Drache aus dem Gemäuer hervorbrach. Der
heilige Magnus befiehlt ihm im Namen Jesu Christi,
des lebendigen Gottes, sich vor ihm zu beugen, und
schlug ihm mit dem Stabe des heiligen Gallus auf den
Kopf. Augenblicklich stürzte das Unthier todt vor ihm
nieder, und auch alles übrige Gewürm und Ungeziefer
verschwand.
So hauste auch in der Gegend, wo jetzt das Pfarrdorf
Roßhaupten liegt, in tiefer Schlucht ein scheußlicher
Lindwurm, der Menschen und Vieh erwürgte.
Die Sage erzählt, derselbe habe besonders Pferden
nachgestellt und in seiner Höhle einen ganzen Berg
von R o ß h ä u p t e r n angelegt, woher denn nach-
mals dem Dorfe der Name R o ß h a u p t e n . Der
heilige Magnus kam dahin, ging, mit einem Kreuze
auf der Brust, seinen Stab in der einen und einen
Pechkranz in der andern Hand, auf den Lindwurm los,
und schleuderte ihm unter Anrufung Gottes den Pechkranz
in den Rachen. Das Unthier zerbarst vor seinen
Füßen, der Heilige aber dankte Gott auf den Knien für
die wundervolle That.
34. Sankt Mang und die Bären.
E r m e n r . u. T h e o d o r . Vit. S. Magni bei
F a l k e n s t e i n Antiqq. Nordg. I., 227, (e).
Der heilige Magnus war einmal auf Befehl seines
Meisters Columban in den Wald gegangen, um Aepfel
zu holen, als sich ein Bär vor ihm dort eingefunden
hatte und in gleicher Verrichtung dort beschäftiget
war. Sankt Mang befahl ihm, er solle mit Aepfelauflesen
inne halten, bis er zuvor für sich gesammelt habe,
welchem Befehl der Bär auch zur Stelle nachgekommen.
Demselben Gottesmann sind die Bären wie Lämmer,
zahm und sanftmüthig nachgefolgt, auch zu
Dienst und Befehl gewesen, wie Theodorus im Leben
des heiligen Magnus umständlicher berichtet.
35. Der Mangensprung bei Füssen.
Von? – Bei F ü s s e n bildet der Lech einen Durchbruch
durch steile Felsen; das ist der M a n g e n s p r u n g .
A . C . C a m m e r e r Naturwunder S. 123.
Wer immer heut' nach Füssen kommt,
Der sieht den Mangenstab;
Er betet, was dem Herzen frommt,
Und fragt nach Magnus Grab.
Drauf weiß wohl Keiner ihm Bescheid,
Weil keines nah und fern,
Doch gibt man Jedem das Geleit
Zum Mangen-Sprunge gern.
Da ist ein harter Felsenstein,
Ganz nah' am wilden Fluß,
Ein Tritt gar tief gegraben ein,
Er ist von Magnus Fuß.
Von da herüber sprang Sankt Mang
Zum nächsten Schroffen hin,
Wo er mit wilden Mächten rang,
Die zitterten vor ihm.
Und staunend sieht der Wandersmann
Den Tritt und weiten Sprung,
Und glaubt, daß Heilige gethan,
Was Keinem sonst gelung.
Und glaubt, daß Glaube stärker ist,
Als jeder Marmelstein,
Daß frommer Eifer schneller ist,
Als jedes Vögelein.
Und kommt auch mancher Jungherr hin,
Und mißt den großen Tritt,
Und ist zu weit nach seinem Sinn
Von Fels zu Fels der Schritt:
So spricht der Führer artiglich
Zu ihm an seiner Seit':
»Wohlweiser Mann, du irrest dich,
Dein Messen fehlet weit,
Der Mann, der solches hat gethan
War eine Kraftnatur;
Bemiß doch nicht den großen Mann
Nach deiner Zwergstatur!«
36. Das Kirchlein des Auerbergs.
Mündlich.
An der Nordgrenze des Landgerichts Füssen im
schwäbischen Allgäu, liegt der Auerberg mit einem
dem heiligen Georg geweihten, von dem umwohnenden
Volke häufig besuchten Kirchlein, von dessen Erbauung
sich im Munde des Volkes eine Sage erhalten
hat. In grauer Vorzeit kam ein gewaltiger Rittersmann
in diese Gegend. Er saß milden Anblicks auf einem
blendend weißen Rosse, mit Purpur angethan, einen
silberstrahlenden Helm auf dem Haupte. Man sah ihn
niemals, nach Anderer Art, von wildem Trosse gefolgt,
den Edelhirsch und den Eber jagen, auch hörte
man nichts von Schmausen und Gelagen auf seinem
Schlosse. Nur mit den Drachen und grausen Unthieren,
welche das Land bedrängten, lag er in Fehde, und
wo es eine Unschuld zu retten oder zu schirmen gab,
da war er männiglich bereitet. Es ward überhaupt
nichts Edles und Gutes gethan, was er nicht aus allen
Kräften beförderte. Damals gedachten die Bewohner
jener Gegend auf der Höhe des Auerberges eine Kirche
zu bauen. Sie begannen das Werk, allein es ging
wider Erwarten langsam von Statten, weil das Herbeischaffen
der Steine auf den Berg gar beschwerlich
war. Da flehten sie inbrünstig zu Gott um Förderung
und Segen ihres Beginnens, und siehe da, von selbem
Augenblicke an gedieh der Bau auf wunderbare
Weise. Denn Gott hatte ihnen einen wackern Helfer
geschickt, das war kein Anderer, als jener treffliche
Rittersmann, welcher mit den Ungeheuern und Drachen
Krieg führte. Dieser arbeitete Nachts, während