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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Und nahm vom Brünnlein, das dort fließt,
Den Schöpfer, draus man Wasser gießt,
Und stellt ihn keck und wohlgemuth
Ueber dem Haupt in seinen Hut.
Drauf von dem Boden, wo er stand',
Faßt' er den feinsten Gartensand
Und streut' ihn sorgsam und verstohlen
Inwendig auf der Schuhe Sohlen,
Und stieg zu Pferd! O Doktor Bach,
Das geht gewiß dem Rechte nach!
Versammelt standen sie schon all',
Als Bach heraufritt durch das Thal;
Er stieg gar froh von seinem Pferde,
Fest trat er auf des Aelpleins Erde;
Und da er in der Mitte stand, –
Die Augen Aller aufgespannt –
Sprach er, der kleine Pfarrdechant:
»Ihr Leute, habt mich kommen lassen:
Seid ihr bereit, den Spruch zu fassen?
Seid ihr bereit, ihn zu vollziehen?« –
Ja! ward vom Bauernvolk geschrieen. –
»So will ich nun auf euer Klagen
Als Schiedsmann richten, thun und sagen,
Was Rechtens ist und bleibt: hört ihr!
So wahr ein Schöpfer über mir,
Steh' ich auf Wertach-Boden hier.«
Das konnt' er leicht sagen mit seinen Sohlen,
Und mit dem Schöpfer zum Wasserholen!
Der Spruch gar Manchen schlimm verdroß!
Des theuren Guts war Hind'lang los;
Durch Doktor Bach nun war es klar,
Bei wem das Recht auf's Aelplein war;
Auf Erden ließ sich's nicht mehr nehmen;
Die Andern mußten sich bequemen. –
Doch der im Himmel oben ist,
Der Herr vernahm des Dechants List,
Befand die Weise arg und schlecht
Und selbst das Urtheil ungerecht.
Der Schöpfer ließ ihn nimmer ruh'n,
Der Boden brannt' ihm in den Schuh'n;
Und als Herr Bach in kurzer Zeit
Gesegnet drauf die Endlichkeit,
Sah man – so hört man Leute sagen, –
Ihn oft zu Pferd um's Aelplein jagen,
Im schwarzen Mäntlein, wie er war,
Da er das Recht fand also klar. –
Ein Kreuz steht auf den Felsenhöh'n,
Wo einst das Aelplein grün und schön
Im reichen Gottessegen lag;
Es wurde kahl nach kurzem Tag.
40. Nehmet die Goggeler nicht mit.
Sage von W i e d e m a n n s d o r f , Landg.
I m m e n s t a d t in Schwaben, mitgeth. von K . A .
B ö h a i m b .
Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges flohen die Bewohner
von Wiedemannsdorf, zur Pfarrei Thalkirchdorf
gehörig, in die Bergschluchten, packten Alles
auf, was lebte und schwebte, steckten die Hennen und
Hähne in Säcke; da habe eine Dirne die andern Bewohner
ermahnt: »nehmet die Hahnen nicht mit, sie
könnten uns mit ihrem Krähen verrathen.« Daher besteht
daselbst das Sprichwort: »nehmet die Goggeler
nicht mit,« was nach dortiger Deutung heißt: schafft
die Schwätzer bei Seite.
Kapitel 3
41. Die Isenbrechen.
Mitgeth. von A . v . B ö h n e n . – I s e n b r e c h e n
(Eisenbreche) im O s t r a c h t h a l bei H i n d e l a n g .
A . C . C a m m e r e r Naturwunder, S. 40.
Unfern Hindelang im Allgäu, ist eine wilde Gebirgsschlucht,
die Isenbrechen genannt. Dahin sind die verstorbenen
Landammänner gebannt, welche im Leben
ungerechtes Gericht gehalten. An Sonn- und Festtagen
sieht man sie wohl auf den nahegelegenen Alpen
auf- und abgehen in ihren rothsammtnen Wamsen und
großen Perücken. Die schlimmsten aber aus ihnen
sind zu ewiger Nacht verurtheilt und hausen, in
scheußliche Kröten verwandelt, zwischen den Felsklüften,
durch welche die Ostrach fließt. Männer, welche
zur Triftzeit in die Schlucht hinabgelassen werden,
um das angestauchte Holz weiter zu schaffen,
haben sie oft bemerkt und ihre glotzenden Augen gesehen,
die so groß sind, wie Salzbüchseln. Sie können
aber Niemanden mehr ein Leid thun.
42. Schwank von Balderschwang.
B a l d e r s c h w a n g , im Landg. I m m e n s t a d t im
A l l g ä u . – Denkwürdigk. a. Bayern im Kal. für kath.
Christen. Sulzbach 1851, S. 8.
Von den Balderschwangern gehen mancherlei Sagen
und Geschichten im Land. So hat einmal eine gottesfürchtige
Mutter ihr Söhnlein vermahnet, wie es vor
jedem Krucifixe nicht nur das Käpplein abziehen,
sondern auch, wo es gerade sein könnte, dasselbe andächtig
küssen sollte. Das ließ sich der Sohn nicht
zweimal gesagt sein, und ging mit guten Vorsätzen
seines Weges. Da sah er von ungefähr auf dem Felde
ein eisernes Ding, wie ein Krucifix, es war aber eine
Mausfalle. Alsogleich entblößte das Büblein ehrerbietig
sein Haupt und warf sich nieder, das Kreuzbild zu
küssen. Aber wehe! Die Mausfalle schlägt zu und
nimmt dem frommen Büblein die halbe Nase hinweg.
Das hat sich aber dessen nicht allzusehr gegrämt, sondern
nur verwundert ausgerufen: »O g'rechter Herrgott,
wie g'schnell bist Du!«
43. Die »Haiden«1 zu Kettershausen.
K e t t e r s h a u s e n unweit B a b e n h a u s e n in
S c h w a b e n . – Augsb. Unterhaltungsbl. 1843. N. 43.
S. 170.
Zu Kettershausen vor dem Ort liegt in einem Hohlweg
des Wagners Haus. Vor Zeiten ist es nicht mit rechten
Dingen zugegangen, denn die »Haiden« haben in der
Nähe gehauset in einem Berge, und sie kehrten oft
beim Wagner ein und halfen der Wagnerin in ihrem
Hauswesen. Zu