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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
beschützen, damit ihr kein Leid geschehe. Aber Kathei
lachte und meinte, sie brauche ihn nicht zum Beschützer,
und bestand darauf, daß er ihr das Edelweiß
hole.
Der gute Lenzei bestieg die Berghöhe des Göhl, wo
das Edelweiß gedeiht, und je größer er Blüthen sah,
desto mehr pochte sein Herz vor Freude. Schon
glaubte er sich im Besitz manch' schöner Blüthe, die
er an gefahrvoller Felswand gepflückt und womit er
Kathei zu überraschen gedachte, da sah er am äußersten
Felsrand ein ungewöhnlich großes Edelweiß. Das
mußte ihm, wie er wähnte, das Herz der geliebten
Aelpnerin sicher wieder ganz zuwenden. Nicht sah er
die Gefahr, nur die Blüthe erblickte sein Auge. Er
nahte dem Edelweiß, brach die schöne Blüthe, aber
der einstürzende Felsenrand nahm ihn mit sich hinab
und zerschmettert an den unzählig hervorstehenden
Felsspitzen stürzte er todt in den Abgrund.
Als er zur Sennhütte nicht wiederkehrte, da ahnte
die treulose Aelpnerin, was geschehen, und schloß
sich furchtsam in des lachenden Jägers Arme.
Und wie schon die Nacht düster und dunkel wurde,
da wurde es geräuschvoll um die Sennhütte und von
Herzog Friedrichs von Bayern Soldaten drang eine
Schaar, die den Weg über die Mordau genommen,
herein, stießen den Jäger und die Sennerin nieder und
thaten sich wohl im Milchkeller des Kasers. Sterbend
errinnerte sich noch Kathei, wie Lenzei sie zu retten
gekommen war, und reuevoll erkannte sie des Himmels
heilige Rache. Ihre letzten Worte waren noch ein
reuevoll Gebet; des Jägers letzter Laut aber war – ein
Fluch.
Seitdem aber heißt die Alpe M o r d a u und behält
den Namen wohl auch für immer.
Fußnoten
1 Das Edelweiß ist eine der Lieblingsblumen der Gebirgsbewohner,
und bildet ihre schöne, weiße Sammtblüthe,
welche sich Jahre lang hält, die Hauptzierde
auf dem Hute der Gebirgsbäuerinnen.
64. Der König Wazmann.
Erzählt von F. E n g l e r t . – Vgl. M a ß m a n n a.a.O.
L. B e c h s t e i n , die Volkss. Oesterreichs, I., 67.
A u e r b a c h e r Volksbüchlein I., 123.
Es herrschte einmal vor alter Zeit im Berchtesgadener
Lande ein König, Namens Wazmann. Derselbe liebte
weder Menschen noch Thiere, und süße Lust war es
seinem grausamen Herzen, die Menschen zu quälen
und die Thiere zu martern. Darum war auch die wilde
Jagd seine höchste Freude, wo ihn Rüdengeheul und
Hörnerschall umgab, daß die Wälder davon widertönten.
Doch nicht allein er, auch Weib und Kind fanden
hohe Lust an der wilden Hetzjagd, wenn die dampfenden
Rosse unter ihnen zusammenstürzten, und das
todtgehetzte Wild von den Hunden zerfleischt wurde.
So ging es Tag und Nacht, sonder Ruh und Rast, über
Stock und Stein, bergauf und ab, der Saat des Landmannes
spottend. Lange Zeit trieb er es so, aber Gottes
strenges Strafgericht ereilte den Gottlosen.
»Halloh, hinaus zur wilden Jagd!« tönte es einst
wieder durch den Schloßhof; die Hörner schallten, die
Rüden heulten, und bald ging es mit Weib und Kindern
wieder dahin in wildem Zug. Im Dämmerlicht
sieht der König ein Mütterlein, die Enkelin auf dem
Schooß, und lenkt sein Pferd vor die Hütte hin, daß
Reiter und Roß sie zerstampfte. Und wie der Bauersmann
und sein Weib aus der Hütte trostlos traten, um
die sterbende Mutter im Hause zu betten, da hetzt der
König die schnaubenden Rüden auf sie, daß auch sie
unter den Zähnen der Bestien verscheiden. Lachenden
Blicks sieht der König zu, und mit ihm die Gattin und
Kinder, wie sterbend im Blute Menschen sich winden.
Da hebt das Mütterlein mit gebrochenem Blick
empor die zerfleischte Rechte und flucht fürchterlich
im Sterben dem König und der Königin mit ihren sieben
Kindern, daß sie die Strafe der Gottheit erreiche
und in Felsen verwandle. Und die Erde erbebt, der
Sturmwind braust, als ob das Weltende gekommen;
Feuer sprüht aus dem Schooße der Erde und wandelt
Vater, Gattin und Kinder zu riesigen Felsen um.
So steht Wazmann mit Gattin und sieben Kindern
in riesige Felsen verwandelt, und blickt als ewiges
Wahrzeichen herab in's Berchtesgadener Land.
65. Der Ritter vom Marquardstein.
Von E d u a r d D u l l e r . – M a r q u a r d s t e i n
über dem Dorfe gl. N. südlich vom C h i e m s e e
gelegen – H u n d metrop. III., 81. F a l k e n s t e i n ,
Geschichten des Herz. Bayern, II., 481. u.A.
1.
Tief im Wald mit Pfeil und Bogen
Sitzt der Ritter finster lauernd,
Spähend nach dem blut'gen Ziele
Von dem Morgen bis zur Nacht.
»Hei! das ist ein seltsam Jagen
(Ruft er) – nach dem Edelhirschen;
S e l b s t g e h e t z t in bösen Tagen
Lüstet's mich nach sichrem Ziel.«
»Cuno! Cuno! böser Waidmann,
Sag', warum du mich befehdet,
Aus dem Eigen schnöd vertrieben; –
Arger Nachbar! sieh dich vor! –
Hast du mir doch nichts gelassen
Als den Wald, das Haus der Eule,
Als den Bogen und die Pfeile
Und den nimmersatten Haß.
Diesen Forst wirst du durchjagen,
Komm! ich harre – laß nicht warten!
Sieh! die Rache spannt den Bogen
Und der Haß wetzt diesen Pfeil.« –
Ritter Marquard sprach's im Forste
Schärfend seines Pfeiles Spitze,
Lauerd nach des Feindes