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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Einfall heidnischer Seeräuber das fürchterlichste Unglück
drohte. Da erhoben sich die gottbetrauten Männer,
angeflammt durch die Rede des Hirtens der Christen,
und erschüttert durch das Bedrängniß der Kirche,
noch einmal zu Uebung ihrer Ritterpflicht; stellten
sich an die Spitze der Römer, überwanden und
züchtigten die Frevler, und kehrten mit Sieges-Trophäen
zum Grab der Fürstenapostel zurück. Zum
Lohne so herrlicher That erbaten sich die frommen
Helden nun den Leib St. Quirins vom heiligen Vater
zum Geschenke. Quirinus, ein Sohn Kaiser Philipps,
hatte durch seine Mutter Severa zur christlichen Lehre
hingewendet, durch Papst Fabian in die Kirche aufgenommen,
den Umgang ihrer trefflichsten Bekenner
durch zwanzig Jahre genossen. In ihrer Mitte blühte
der heilige Jüngling, bis Claudius den Thron der Cäsaren
bestieg, und die Verfolgung der Christen mit
neuer Wuth begann. Da ward denn auch Quirin gewürdigt,
ein Blutzeuge Christi zu werden. Der Kaiser
ließ ihn ergreifen, peinigen, enthaupten und seinen
Körper in die Tiber versenken. Doch ward der Leichnam
durch einen Priester gefunden und in dem Kirchhof
St. Pontiani bestattet. Aber bald verbreitete sich
der Ruf der diesem Grabe entströmenden Wunder
durch Rom und die Welt. Ja das Zutrauen der Römer
zu St. Quirin war nun so hoch gestiegen, daß der
Papst Bedenken nehmen mußte, in Adalberts und Otkars
Bitte geradehin und öffentlich zu willigen. Doch
versprach er den erbetenen Schatz einem Boten, den
sie später senden sollten, unter dem Siegel des Geheimnisses
zu übergeben. Beruhigt durch diese Zusage
kehrten die frommen Brüder mit dem Segen des
Papstes über die Alpen zurück. Und während sie nun
hier beschäftigt waren, Alles für den Empfang des erwählten
Patrons ihrer Stiftung zu bereiten, eilte ihr
Schwestersohn Uto nach Rom, um das zugesagte
Kleinod in der Stille zu erheben und über die Alpen
zu geleiten. Dort, wo das Heiligthum den letzten
Abend geruht, unfern des Sees, entsprang eine Quelle
voll Heilkraft. So war denn schon die erste Stunde der
Ankunft des Patrones segenbringend für die Gegend,
alle Bewohner strömten im Festkleide dem Zuge entgegen,
und geleiteten den Sarg mit Gebeten und Hymnen
zur Salvatorskirche, wo er ruhen sollte, bis das
neue Gotteshaus vollendet.
Endlich, im siebenhundert vier und fünfzigsten
Jahre der Geburt des Erlösers, ward die feierliche
Weihe der Klosterkirche vollzogen. Die Bischöfe von
Salzburg, Regensburg und Freising verherrlichten das
Fest, und geleiteten an der Spitze der Priester, das
Heiligthum aus dem Kirchlein in die Gruft des neuen
Tempels. In dieser Stunde vollzogen auch die Stifter
ihr Gelübde, der Welt für immer zu entsagen, vertauschten
ihre Waffen mit dem Ordenskleide Benedikts,
und legten den Stiftungsbrief nieder auf St.
Quirins Altar. Der Papst, der König und der Fürst des
Landes genehmigten die heilige Handlung, und nicht
minder bestätigten sie den unter Leitung des Bischofs
von den Mönchen einstimmig zum Abte gewählten
Graf Adalbert, in dieser seiner neuen wohlverdienten
Würde.
67. Der Traam.
Von F . v . K o b e l l . – Sage vom B i r k e n s t e i n ,
Wallfahrt bei F i s c h b a c h a u i n O b e r b .
Es hat amal an' Diendl traamt,
Sie hätt' si' in an' Wald verganga,
Und is ihr da, hat nie g'wißt wie,
A Graus'n kemma und a Banga;
Und wie se si' so g'forcht'n hat,
Da hört s' in Laabern 'was rebell'n,
Und kimmt a Wolf nett auf sie her,
Als wollt er ihr n' Weg verstell'n.
Und in der Angst da hat sie g'lobt,
Zu'n Birkastoa' a Wallfahrt z'macha,
Da is der Wolf gar g'schwind davo'
Sie hat scho' gmoa't, er hätt' s' in Racha', –
Und wacht na' auf und hat wohl g'schnauft
Und hat lang denkt an ihra Traama
Und an den Wolf, und wie's wohl waar,
Wann s' ebber amal so 'zammakaama.
Und ob s' die Wallfahrt macha sollt',
Hätt s' freili grad in Traam versprocha,
In selli Sach'n aber moant s',
Da waar halt leichtli' 'was verbrocha.
Sie fragt an' Holzknecht, der hat oft
Sein Retsl1 kocht in ihra Hütt'n,
Der ab'r is gwest a Teufisstrick
Koa Freund von Bett'n und von' Bitt'n.
»Jetzt roas' mit deiner Wallfahrt da,
So sagt er, is da' ja nix g'schegn,
Was werst denn bett'n weg'n an Wolf,
Hast deiner Lebta' no' koan g'segn. –«
Dees Diendl aber, woltern frumm,
Hat denkt, es kunnt' ja nie nix schad'n,
Wann s' ebber gaang, sie kaam so mehr
Bei unsrer lieb'n Frau in Gnad'n.
So geht s' halt hi' gon Birkastoa'
Und thuat ihr Andacht wohl verricht'n,
Und fröhli' na' geht s' wieder hoam,
Hat denkt an manchi Wunderg'schicht'n.
Und wie s' am Kuhzack auffi kimmt,
Da thuat der Holzknecht Baam ausstocka,
Der lacht s' wohl aus und sagt dazu:
»Host oan dawischt an' Wunderbrocka? –«
Kaam aber, daß dees Wort heraus,
So rühr'n si' die nächst'n Bosch'n,
Und wüethi' rumpit her a Wolf,
Da ist den oan der Mueth verlosch'n,
Da san s' wohl g'loffa alli zwee,
A Wolf kann aber besser laaffa,
Den kimmst nit aus, wann er grad mag,
Hilft a koa' Wihr'n und koa Raaffa.