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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
verband.
Dieser stürmte um die Mauern, zu verwandeln sie in
Staub,
In den innern Hallen strebte Jener nach der Schätze
Raub.
Doch als er am Hinterthore unterm Chore trat hinein,
Und er durch die hohen Säulen sah nicht eines
Fensters Schein,
Ist er wieder fortgegangen, hat den eitlen Bau
verlacht,
Dessen Inn'rem (wie er meinte) strahlet nie der Sonne
Pracht.
Wo des Satans Fuß gestanden, ist er eingeprägt in
Stein,
Und die Frauenthürme werden Zeuge später Nachwelt
sein,
Daß die Gott geweihte Kirche, daß des Glaubens
frommes Licht
Beugen kann des Teufels Sinnen, kann der Winde
Wüthen nicht;
Denn ob seit vierhundert Jahren mächtig auch der
Nordwind schnaubt,
Ragt, trotz Allem, sonder Wanken, hoch der Thürme
festes Haupt.
75. Was von der Frauenkirche gesagt wird.
R.u. H. M a r g g r a f f München. S. 181.
Noch heutiges Tags erzählt man sich nach Ueberlieferung
aus alter Zeit, daß der Mörtel zum Baue der
Frauenkirche mit bayrischem Weine angemacht worden.
– Auch wissen noch Viele, daß es im linken
Thurme, der nicht bestiegen werden kann, nicht geheuer
ist. – Endlich wird gesagt, daß Kaiser Ludwig
unter seinem Mausoleum in aufrechter Stellung sitzt.
76. Von Barbara, Herzog Albert III. in Bayern
Tochter.
A. G r a m m e r dritte verb. Aufl. des deutschen Roms.
München 1784. S. 45. R a d e r . Bav. sancta II., 338.
Als der König von Frankreich Barbara, Herzogs Albert
III. Tochter, zu einer Braut für seinen Kronprinzen
begehrte, wollte sie lieber dem himmlischen
Bräutigam für beständig eigen sein. Sie ist auch gar
bald in dem achtzehnten Jahre ihres Alters von ihm
zur himmlischen Freude abgeholt worden, im Jahre
1474, vierzehn Tage vor ihrem Abscheiden ist der
Majoranstock, der vor ihrem Fenster blühte, ganz verwelket.
Den Tag darauf haben alle Gattungen der im
Käfig befindlichen Vögelein zu singen und auch zu
leben aufgehört. Den achten Tag vor ihrem Ende versprang
die von ihrem Herrn Vater ihr verehrte goldene
Kette auf ihrer Brust. Nach ihrem seligen Hintritte hat
sich noch ein größeres Wunder ereignet, dergleichen
in keiner Kirchengeschichte gelesen wird. An dem
vierzehnten Tage nach ihrem Tode ist ihr eine andere
Ordensschwester in die Ewigkeit nachgefolgt, nach
dieser in gleicher Frist wieder eine andere, nach Verlauf
solcher Zeit wieder eine andere, bis endlich
zwanzig an der Zahl, jede nach vierzehn Tagen, als
unschuldige Tauben zu ihr nach dem Himmel geflo-
gen sind. Sie wurde in der St. Jakobskirche auf dem
Anger zu München begraben. Als im Jahre 1642 ein
großer Stein, unter welchem ihr Leichnam lag, in
etwas hinweggerücket worden, hat ein annehmlich
himmlischer Geruch alle Anwesenden mit Erstaunung
erfüllet.
77. Herzog Christophs Stein.
In der Residenz zu M ü n c h e n unter dem Thorbogen
zwischen Kapellen- und Brunnenhof. Ueber demselben
liest man auf einer Marmortafel an der Mauer, an
welcher auch drei Nägel übereinander die Sprunghöhen
andeuten, folgende Reime:
Als nach Christi Geburt gezählet war
Vierzehnhundert neunzig Jahr.
Hat Herzog Christoph Hochgeboren
Ein Held aus Bayern auserkohren
Den Stein gehebt von freier Erd
Und weit geworfen ohn gefehrd.
Wigt drey hundert vier und sechzig Pfund,
Das gibt der Stein und Schrift Urkund.
* * *
Drey Nägel stecken hie vor Augen,
Die mag ein jeder Springer schaugen,
Der höchst zwölf Schuh von der Erd,
Den Herzog Christoph ehrenwerth
Mit seinem Fuß herab thät schlagen.
Kunrath lief bis zum andern Nagel,
Wohl von der Erd zehnthalb Schuech,
Neunthalb Phillipp Springer luef,
Zum dritten Nagel an der Wand.
Wer höher springt wird auch bekannt.
78. Herzog Christophs Stein.
Von G u i d o G ö r r e s .
Zu München in dem Bayerland
Da ist's gar hübsch und fein;
Zu München in dem Königsschloß
Da liegt ein großer Stein.
Er liegt gebunden gut und fest
An einer Kette dort,
Doch sagen kann ich nicht warum,
Ihn trüg ja keiner fort.
Der jungen Herren gehen viel
Zu München aus und ein,
Doch alle lassen ruhig stehn,
Denselben großen Stein.
Ein Herzog war im Bayerland
Vor Allen keck und kühn,
Der warf den Stein mit leichter Hand
Ein gut Stück Wegs dahin.
Und Christoph hieß der Herzog kühn
Ein Held so wohlbekannt,
Wie weit er warf, wie hoch er sprang,
Das steht dort an der Wand.
Und kömmst du einst nach München hin
Und gehst in's Schloß hinein,
Vergesse mir vor Allem nicht
Des Herzogs großen Stein.
Und wirfst du ihn wie er so weit
Und springst du so gewandt:
Dann schreibt man deinen Namen auch
Zum Herzog an die Wand.
Doch weil noch keiner kam und sprang
Und warf so weit den Stein,
Drum soll der Fürst der Bayern stets
Von uns gepriesen sein.