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bieten müßten. Nachdem der Guardian seinem Kloster

       von dem Hirten einen erklecklichen Antheil an

       dem Schatze ausbedungen hatte, ertheilte er zwei

       Mönchen, welche als die geübtesten Exorcisten der

       Gemeine galten, den Auftrag, sich durch Beten und

       Fasten zu dem heiligen Werke vorzubereiten.

       Zur bestimmten Zeit trafen die Väter und der Hirt

       am Burgstalle zusammen, und eben schritten sie über

       den Weideplatz hin, als die Thurmuhr zu Neukirchen

       die eilfte Stunde angab. Mit dem letzten Schlage loderte

       auf dem Gipfel eine hohe Flamme empor, und

       die Mönche erkannten dieß als das Zeichen, daß der

       Schatz sich erhoben habe. Nachdem sie den Hirten

       gewarnt, nicht von ihrer Seite zu weichen, schickten

       sie sich an, dem bösen Feinde tapfer zu Leibe zu

       gehen. Aber kaum hatten sie einige Schritte bergan

       gemacht, als im Walde ein seltsames Leben rege

       ward. Eulen und Fledermäuse flatterten den nächtlichen

       Wanderern in dichten Schwärmen entgegen, aus

       dem Unterholze links und rechts warf es mit Todtenbeinen

       nach ihnen, und grinsende Schädel kollerten

       unter ihren Füßen hin. Die frommen Söhne des heiligen

       Franziskus ließen sich von diesem Spucke keineswegs

       anfechten, sondern drangen mit lauter Stimme,

       die Bannformeln hersagend und nach allen Seiten hin

       Weihwasser sprengend, rastlos voran. Schon mochten

       sie die Hälfte des Weges zurückgelegt haben, als der

       bisher mondhelle Himmel sich plötzlich verfinsterte

       und ein Sturm losbrach, welcher den ganzen Berg aus

       seinen Grundvesten heben zu wollen schien. Die Blitze

       fuhren hageldicht auf die Baumwipfel nieder, der

       Donner krachte Schlag auf Schlag, die Gießbäche

       stiegen im Nu brausend über ihre Ufer und wälzten

       mannshohe Fluthen gegen die Drei herab. Diese mein-

       ten bis an den Hals im Wasser zu gehen; aber wie sie

       näher zusahen, fanden sie, daß nicht ein Faden ihres

       Gewandes naß war. Darum achteten sie es auch nicht

       weiter, als ihnen noch allerlei Schreckbilder, bald

       thierähnlich, bald menschlicher gestaltet, in den Weg

       traten, und erreichten den Gipfel, ohne daß ihnen ein

       Haar gekrümmt worden wäre.

       Hier sahen sie wenige Schritte vor sich, hell von

       der noch immer lodernden Flamme erleuchtet, ein kesselartiges

       Gefäß, das bis zum Rande mit funkelnden

       Goldmünzen gefüllt war. Eben wollte der Hirt vortreten,

       um, wie ihm die Jungfrau geboten, den Schatz zu

       erfassen, da wankte der Boden unter ihm, und von unterirdischer

       Kraft gehoben, wich ein mächtiger Felsblock

       polternd von seinem Platze. Aus der Oeffnung,

       die sich gebildet, kroch ein scheußlicher Lindwurm

       hervor und ringelte seines Leibes endlos gestreckte

       Glieder dreimal um den Gipfel des Burgstalls herum,

       einen furchtbaren Schutzwall vor dem gefährdeten

       Mammon aufthürmend. Das Erscheinen dieses Ungeheuers

       setzte die Herzhaftigkeit der guten Mönche auf

       eine zu harte Probe. Sie glaubten sich schon gepackt

       von scharfen Zähnen des Drachen und purzelten mehr

       als sie liefen, den steilen Abhang hinunter. Dem Hirten,

       der sich von seinen geistlichen Helfern verlassen

       sah, blieb nichts übrig, als ihnen zu folgen. Wohl vernahmen

       sie hinter sich die Stimme der Jungfrau, wel-

       che in kläglichen Lauten zum Ausharren ermahnte,

       aber die Flüchtlinge waren nicht mehr zum Stehen zu

       bringen. Nur einmal hatte der Hirt umzuschauen gewagt

       und gesehen, wie der Gipfel des Berges sich

       spaltete und in seinem weiten Risse die Schatztruhe

       verschlang. Darauf erhob sich ein tausendstimmiges

       Geheul, welches ihm das Blut in den Adern gerinnen

       machte. Es war das Hohngelächter der Hölle.

       88. Die Riesengeis auf dem Hohenbogen.

       Der H o h e n b o g e n im B a y e r w a l d e . – A.

       M ü l l e r u. B. G r u e b e r der bayer. Wald. S. 268.

       Vor uralten Zeiten weidete eine Geis auf dem Hohenbogen,

       welche so ungeheuer groß war, daß ihr Rücken

       die Wipfel der höchsten Bäume überragte. Tag für

       Tag fraß das Unthier zwei Morgen Landes ab. Einmal

       schlief es am Rande eines Hohlweges und ließ seine

       strotzenden Euter über diesen herabhängen. Ein Holzwagen,

       der aus dem Hochwalde herabkam, riß ihm im

       Vorüberfahren eine Zitze weg, und aus der Wunde

       ergoß sich ein Wolkenbruch von Milch, welcher sieben

       Dörfer am Fuße des Berges hinwegschwemmte.

       Das war das erste und letzte Mal, daß stromweise

       Milch geflossen ist im gelobten Lande Bayerwald.

       89. A Mährlein von der Rusel.

       Von J . A . P a n g k o f e r , Gedichte in altb. Mundart

       1846. Anm. S. XLI. – Sage aus dem Bayerwalde auf der

       R u s e l bei D e g g e n d o r f , wo auf beiden Seiten der

       Strafe viele Quellen hervorsprudeln.

       Duat drob'n af en Beag is a Beagerl,

       Im Beagerl drin wiathschaft a Zweagerl

       Wos sie hot am Beagerl zuatrog'n

       Mit'n Zweagerl, miakt's af, will i sog'n.

       Dea Zweagerl is duaten scho hausat

       Wohl iatza a voll's Joahrtausat

       Und lebt schö still und alloa

       Im olten, kluftinga G'stoa.

       So olt ols a is und so leizi

       So fleißi is a, und freut si,

       Doß a thuat no so kräfti si spüan,

       Und ko drin im Beagerl handthian.

       Z' eascht hot a im Fels mit sein Hammerl

       Sie ausg'haut a wundanetts Kammerl,

       Na Gangerl dee Kreuz und dee Quea

       Tiaf unten und ob'n drüba hea.

       Daß drinna net is goar so dunkel,

       Hängt af ea viel liachte Karfunkel.

       Mit Gold und mit edeln Kristall

       Ziat Kammerl und Gangerl ea all.

      

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