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(Bild 2.57) wird die Zungennadel wie im normalen Maschenbildungsvorgang so weit ausgetrieben, dass die Maschenschleife hinter die Zunge auf den Nadelschaft gelangt. Nach dem Fadenlegen wird die Nadel jedoch nur so weit zurückgezogen, dass die Maschenschleife noch auf dem geschlossenen Nadelkopf bleibt. In einem weiteren Maschenbildungsvorgang wird die Nadel wieder ausgetrieben, wobei die Maschenschleife und die gelegte Fadenschleife auf den Nadelschaft gleiten. Mit dem Fadenlegen und dem Abschlagen der Maschen-und der Fadenschleife ist die Henkelbildung beendet.

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      Bild 2.57: Henkelbildung mit der Zungennadel in der Einfadentechnik nach der Arbeitsweise „Fang auf der Nadel“

      In der Einfaden- und Kettfadentechnik ist der Henkel mit der Spitzennadel so herstellbar (Bild 2.58), dass nach einem normalen Maschenbildungsvorgang ein Vorgang ohne Pressen folgt. Dadurch wird die Maschenschleife nach dem Fadenlegen nicht auf die Nadelspitze aufgetragen und über den Nadelkopf abgeworfen, sondern gleitet zur gelegten Fadenschleife in den Nadelkopf. Im folgenden Maschenbildungsvorgang werden die Maschenschleife und die Fadenschleife auf den Nadelschaft gebracht und nach dem Fadenlegen und Pressen über den Nadelkopf abgeworfen. Aus der Fadenschleife entsteht der Henkel.

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      Bild 2.58: Henkelbildung mit der Spitzennadelnadel in der Einfadentechnik

      Während diese in der Einfadentechnik und mit Spitzennadeln in der Kettfadentechnik bisher dargestellten Verfahren zur Herstellung eines Henkels zwei Maschenbildungsvorgänge benötigen, wird der Henkel in der Kettfadentechnik mit Zungennadeln in einem Maschenbildungsvorgang hergestellt. Die Nadel bewegt sich aufwärts (Bild 2.59), sodass die Maschenschleife aus dem Nadelkopf über die Zunge auf den Nadelschaft gleitet. Dann werden mindestens zwei Fäden in den Nadelkopf gelegt, von denen der eine nach dem Legen durch eine Schiene (Fallblech) unter die Zunge auf den Nadelschaft gedrückt wird, während der andere Faden im Nadelkopf bleibt und in den weiteren Vorgängen wie üblich zur Maschenschleife ausgebildet wird.

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      Bild 2.59: Henkelbildung mit der Zungennadel in der Kettfadentechnik durch Fallblecheinsatz, 1 = Fallblech

      2.7 Bindungselement Schuss

      Eine Fadenstrecke, die in Querrichtung in die Ware eingelegt nur durch andere Bindungselemente gehalten wird und weder Maschen noch Henkel bildet, nennt man einen Schuss (Bilder 2.60, 2.61, 2.62, 2.63).

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      Bild 2.60: Schüsse in einem RR-Gestrick

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      Bild 2.61: Schüsse in einem RR-Gestrick, 1 = Schuss, 2 = rechte Maschenseite (vgl. Bild 2.60)

      Während sich der Schuss in der Einfadentechnik (Bilder 2.60, 2.61) gewöhnlich über die gesamte Warenbreite erstreckt, kann in der Kettfadentechnik sowohl ein Durchschuss (über die gesamte Breite) als auch ein Teilschuss (Bild 2.62, 2.63) eingelegt werden. In der Einfaden-Maschenware wird der Schuss gewöhnlich durch rechte und linke Maschen und in der Kettfaden-Maschenware durch Nadel- und Platinenmaschen gehalten.

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      Bild 2.62: Schuss (Teilschuss) in einem RL-Kettengewirk

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      Bild 2.63: Teilschüsse in einem RL-Kettengewirk (linke Warenseite), 1 = Schuss, 2 = linke Maschenseite

      2.8 Bindungselement Flottung

      Die Flottung ist eine begrenzte Fadenstrecke, die sich in der Einfaden-Maschenware (Bilder 2.64, 2.65) über mindestens 1 Maschenstäbchen (dadurch keine Platinenmasche) erstrecken muss und über Maschenreihen erstrecken kann und im Kettengewirk (Bilder 2.66, 2.67, 2.68) über mindestens eine Maschenreihe (dadurch keine Platinenmasche) erstrecken muss und über Maschenstäbchen erstrecken kann. Begrenzt wird die Flottung durch Maschen, Henkel oder Schüsse.

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      Bild 2.64: Flottungen in einer RL-Einfaden-Maschenware (Gestrick)

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      Bild 2.65: Flottungen in einer RL-Einfaden-Maschenware (linke Warenseite), 1 = Flottung, 2 = verlängerte Masche

      Die Flottung entsteht in der Einfadentechnik dadurch, dass die Nadel den vorgelegten Faden nicht erfasst und damit nicht zur Masche oder zum Henkel ausbilden kann.

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      Bild 2.66: Flottungen in einem RL-Kettengewirk

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      Bild 2.67: Flottung im RL-Kettengewirk (linke Warenseite), 1 = Flottung (vgl. Bild 2.66)

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      Bild 2.68: Flottung in einem RL-Kettengewirk (linke Warenseite = Schauseite), 1 = Flottung, begrenzt durch Teilschüsse

      In der Kettfadentechnik werden die Fäden für die Flottung nicht um die Nadeln gelegt (vgl. Kap. 7), sodass die Maschenbildung ebenfalls verhindert und stattdessen eine Fadenstrecke (Flottung) gelegt wird.

      2.9 Bindungselement Stehfaden

      Der Stehfaden ist eine Fadenstrecke (Bilder 2.69, 2.70), die vorwiegend in der Kettfadentechnik eingesetzt wird, zwischen zwei Maschenstäbchen verläuft und von anderen Bindungselementen (Platinenmaschen, Schüsse oder dergleichen) gehalten wird.

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      Bild 2.69: Stehfäden in einem RL-Kettengewirk, Stehfäden (rot)

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      Bild 2.70: Stehfäden in einem RL-Kettengewirk (rechte Warenseite), 1 = Stehfaden, 2 = Maschenstäbchen

      Sämtliche Maschenwaren bestehen entweder nur aus dem Bindungselement „Masche“ oder aus der Kombination der „Masche“ mit anderen Bindungselementen. Die sich daraus ergebenden Musterungsmöglichkeiten sind außerordentlich vielseitig und sollen in den folgenden Abhandlungen über die Maschinen unter vorwiegend technologischem Aspekt beschrieben werden.

      Als weiteres Bindungselement tritt immer wieder die ungewünschte Laufmasche in Erscheinung (Bild 2.71). Sie beißt sich, insbesondere bei Damenstrümpfen, in Maschenstäbchenrichtung durch die Strickware und stört das makellose Erscheinungsbild der Maschenstruktur. Viele Möglichkeiten zur Ausrottung wurden schon empfohlen.

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      Bild 2.71: Laufmasche

      2.10 Fadenlaufdarstellung, Legungsbild und Patrone

      Die Bindung von Maschenwaren kann sehr anschaulich durch ein Maschenbild dargestellt werden; jedoch ist die Anfertigung von Maschenbildern mit Schwierigkeiten und erheblichem Zeitaufwand verbunden. Stattdessen werden die Bindungselemente als Symbole in einer sogenannten Fadenlaufdarstellung (Bild 2.72), in einem Legungsbild (Bild 2.73) und

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