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der Kasperl ja immer: »Seid ihr alle da?« Nicht weil er schlecht sieht oder eine Anwesenheitsliste hat, sondern er fragt die Kinder, ob sie alle im »Dasein«, im Jetzt sind oder mit ihren Gedanken noch irgendwo herumfliegen. Sind Sie noch da? Oder fliegen Ihre Gedanken gerade herum, sind Sie schon knapp vorm Einschlafen, verlieren Sie die Zeilen, verschwimmen die Buchstaben, oder lesen Sie diesen Satz bereits zum zweiten oder dritten Mal? Verlieren Sie die Zeilen, verschwimmen die Buchstaben, oder lesen Sie diesen Satz bereits zum zweiten oder dritten Mal? Verlieren Sie die Zeilen, verschwimmen die Buchstaben, oder lesen Sie diesen Satz bereits zum zweiten oder dritten Mal?

      Ganz schön anstrengend, ständig über »das Leben« nachzudenken. Das kostet Energie. Energie, die letztendlich dem Leben geraubt wird. Daher mein Vorschlag: Wir hören jetzt gemeinsam auf, über »das Leben« nachzudenken und werden den Rest dieses Buches ganz einfach nur miteinander leben …

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      Wie ist es Ihnen mit den leeren Seiten ergangen? Haben Sie sie genossen, in ihnen den Raum, den es zu füllen gibt, erkannt? Oder haben Sie sie rasch überblättert und nach einem beschriebenen Blatt gesucht? Ärgern Sie sich, dass Sie für leere Blätter Geld bezahlt haben, oder haben Sie die leeren Seiten genutzt, um zu leben? War es Ihnen möglich, die Stille zu genießen, gegenwärtig zu sein? Oder hat Ihr Verstand nach dem Sinn von leeren Seiten in einem Buch gefragt? Fragen Sie sich manchmal nach dem Sinn? Sind Sie auf der Suche nach Ihrer Bestimmung? Vielleicht wäre es einfach an der Zeit, sich auf einen Stein zu setzen und die vorüberziehenden Wolken zu beobachten.

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      Diese Sätze stammen zugegeben nicht von mir, sie stammen von einem nicht unbedingt klugen und weitsichtigen aber durchaus cleveren Mann, Nestlé-Konzernchef Peter Brabeck-Letmathe. Und der weiß natürlich, wie gut es allen Menschen auf diesem Planeten geht und dass es daher keinen rationalen Grund zur Traurigkeit gibt.

      Tschuldigen Sie, Herr Düringer, darf ich kurz stören?

      Ist schon passiert …

      Mein Name ist Eugen Prehsler. Verzeihung, wenn ich mich da so einfach in Ihr Buch einmische, aber ich bin grundsätzlich schon der Meinung vom Chef von Nestlé.

      Aha. Wie dieses? Besitzen Sie Nestlé-Aktien, Herr Prehsler? Haben Sie vor, ins Trinkwassergeschäft einzusteigen?

      Nein, nein, aber im Ganzen betrachtet geht es dem Menschen schon besser als früher.

      Jetzt sind’S aber schon ein bisschen weltfremd, oder?

      Glaub’ ich nicht. Zumindest nicht in diesem Punkt. Allerdings ist es schon eine Frage, wonach wir das bewerten und auch, für wen das gilt. Nur generell: Die guten alten Zeiten waren meistens gar nicht so gut und vor allem: Sie sind vorbei. Ich sehe viele Fragen und Probleme im Heute, von denen ich die wenigsten beantworten und lösen kann. Aber ich sehe auch Entwicklungen, die mir gefallen, weil sie der Menschheit dienen. Auch und gerade bei der Ernährung.

      Der Biotrend verstärkt sich immer mehr, vegetarisch und vegan sind für einen Gastronomen mittlerweile fast unumgänglich. Auf dem Wiener Genussfestival oder auf den vielen Märkten findet man jede Menge kleine Produzenten von wirklich guten Lebensmitteln. McDonalds hat den neuen Marktanforderungen mit seinem Salatangebot schon entsprochen und es gibt sogar schon grüne Mäkkis. Gerade aktuell bringt IKEA neben seinen legendären Köttbullar die vegetarische Variante Grönsaksbullar. »Dies ist der erste Schritt, eine größere Auswahl an gesünderen und nachhaltigen Lebensmitteln anzubieten«, tönt es dazu aus der IKEA-Zentrale.

      Wenn etwas aus einer IKEA-Zentrale tönt, wäre ich schon auf der Hut, Herr Prehsler. Die wollen Profit machen.

      Da bin ich ganz bei Ihnen. Aber es tut sich viel in die richtige Richtung. Mehr kann es immer sein und schneller auch. Und jede und jeder von uns kann seinen Beitrag dazu liefern. Also fast jeder. In manchen meiner Lebensbereiche und in vielen meiner Lebensdetails zähle ich sicher zu den braven Systemtrotteln, wie Sie uns ja gerne bezeichnen, Herr Düringer. Ich hab’ genug in meinem Leben falsch gemacht, einiges davon bereinigt und mache dafür jetzt wieder einiges falsch. Ich bin nirgends ein Experte – sonst würden Sie mich wohl gar nicht hier schreiben lassen –, aber ich beschäftige mich beruflich und privat sehr viel mit der Frage: »Woher nimmt eine Gesellschaft ihre Energie?« Die braucht’s ja, um die großen Aufgaben zu bewältigen. In Europa fehlt mir diese Energie zu oft. Das hat mit Selbstwert und Identität zu tun. Mein Befund lautet: Wir sind fast alle UNTERliebt.

      Ja, Herr Düringer. Das ist ein von mir erfundenes Wort. Es heißt nichts anderes, als dass viele von uns zu wenig Liebe bekommen, dass sie uns bewusst vorenthalten wird und dass wir mehr davon verdienen. Wir sind mehrheitlich Selbstwertflundern, die einen hohen Fremdwert haben. Irgendwie gehören die meisten von uns jemand anderem. Stellt sich die Frage: Wer hat uns so gemacht, wer ist dieser andere, und wem nutzt das?

      Schließlich kamen wir alle als kleine Götter zur Welt, wenn ich Sie zitieren darf. Davon haben wir uns doch ziemlich weit entfernt. Darüber schreib’ ich übrigens gerade ein Buch.

      Sie schreiben ein Buch, aha. Das ist lustig, ich schreibe nämlich auch gerade ein Buch. Wie wird Ihr Buch heißen?

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      Das klingt ein wenig nach einer Mischung aus technischem Fachbuch und Lebensratgeber. Was ist das für eine Formel, dieses image

      Ich rede sehr gerne über die Formel und das UNTERliebt-Sein. Ich schreib’ ja sogar drüber. Wie und von wem an unserem Selbstwert gebastelt wird, damit wir einen möglichst großen Fremdwert haben. Aber ich möchte Sie und Ihre Leserschaft nicht länger stören.

      Nein, nein, Sie stören nicht. Aber wenn es uns, wie Sie meinen, grundsätzlich immer besser geht, wo kommt dann diese diffuse Traurigkeit her, Herr Prehsler? Meinetwegen diese große UNTERliebe. Können Sie das mir und meiner nackten Leserschaft, und vor allem, können Sie sich das selbst erklären?

      Möglicherweise handelt es sich dabei um ein mathematisches Problem. Genau dafür hab’ ich ja meine Formel entwickelt. Lieber Leser, liebe Leserin – darf ich dir meine Formel vorstellen? image

      Sie sind oft beim IKEA, oder?

      Wieso?

      Sie duzen meine Leserschaft?

      Ja.

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