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ihren Berichten in ihrer Kindheit den letzten „Von Heuschneider“ noch gesehen. Er hat keine männlichen Nachkommen und das Geschlecht „derer von Heuschneider“ ist damit ausgestorben. Natürlich gibt es der Gegend Pfatter und Wiesent Heuschneider, aber keine „von“. Der letzte „von“ hat aber eine Tochter, die Anna. Diese heiratet einen angesehenen Bürgerlichen mit dem Namen Gottfried Fuchs.

      Das Ehepaar Fuchs bekommt zwei Töchter,

      Maria (*29. 01. 1857), mal wieder eine Rotblonde,

      und

      Anna (* 24. 06. 1858) eine Dunkelhaarige.

      Maria ist meine Urgroßmutter.

      Sie wird von meinem Urgroßvater

      Johann Rettinger (*10. 05. 1852)

      einem Zimmermann, geehelicht.

      Das Ehepaar bekommt zwölf Kinder.

      Das vorletzte Kind, die Tochter

      Theresia, ist meine Großmutter.

      Sie wird in Kelheim geboren (13. 10. 1896).

      Meine Urgroßmutter ist also fast vierzig Jahre alt, als sie dieses Kind bekommt..

      Den Dutzend-Reigen schließt noch eine Tochter, die

       Rosa.

      Meine Urgroßmutter ist damals fast fünfzig!

      Meine Urgroßeltern verfügen zunächst über etwas Vermögen. Leider schwindet dieses für Arztkosten meiner Urgroßmutter und den Kindern schnell dahin. Daher übersiedelt die Familie von Wiesent nach Kelheim, als dort mein Urgroßvater einen Posten in der Forstverwaltung erhält.

      Später zieht die Familie nochmals um, wohnt nun in Ingolstadt.

       Die Familienmitglieder werden „Schanzer“.

       ERSTKOMMUNION MEINER GROSSMUTTER

      Bei der vorletzten Tochter Theresia wird schon in der Kindheit eine akute Herzschwäche festgestellt. Als sie mit neun Jahren an der 1. Hl. Kommunion teilnehmen soll, darf sie das nicht. Ihr Herzmuskel ist entzündet. Sie weint und will trotzdem unbedingt mitmachen. Der Pfarrer kommt ins Haus. Er will ihr die Erstkommunion zu Hause feierlich gestalten. Nein, nein und nochmals nein, sie will im weißen Kleid in der Kirche teilhaben. Theres ist aber zu schwach und der Doktor lehnt dies kategorisch ab.

      Der Pfarrer verspricht ihr dann, dass sie extra eine Erstkommunion bekommen soll, sobald es ihr wieder besser geht. Damit ist die selbstbewusste Kleine endlich einverstanden.

      Wirklich, als sich im Herbst ihr Zustand stabilisiert hat, wird für sie die Feier in der Oberen Pfarr angesetzt. Überglücklich sitzt sie in der Kirche.

      Dann eine Überraschung! Alle Mädchen, mit denen sie Kommunion gefeiert hätte, kommen in ihren weißen Kleidern und begleiten sie zum Tisch des Herrn. Zu Hause ist sie an diesem Tag der große Mittelpunkt.

      Sogar ihre Tante Anna, die Schwester ihrer Mutter ist angereist. Diese Feier bleibt Theres ihr Leben lang in wunderschöner Erinnerung.

      Außerdem macht ihre elegante Tante Anna wieder großen Eindruck auf sie.

       Was die alles für Geschichten zu erzählen weiß. Am liebsten würde sie mit ihr fahren!

       DIE KAMMERZOFE ANNA FUCHS

      Die Schwester meiner Urgroßmutter, die Anna, denkt nie daran, zu heiraten.

      Auf Empfehlung kommt sie an den Kaiserhof in Wien und dient der Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi (*24. 12. 1858), als Kammerzofe.

      Die Kaiserin ist mit ihrem Cousin, König Ludwig II. (*25. 08. 1845, †13. 06. 1886), sehr eng befreundet. Sisi hält sich mit ihrem Hofstaat’(immer ca. hundert Leute) am 13. Juni 1886, dem Todestag des Königs, auch am Starnberger See in Feldafing auf. Sie ist ja in Possenhofen am Starnberger See aufgewachsen. All diese Zeitzeugen stehen auf dem Standpunkt, dass der König ermordet wurde.

       DIE KINDER MEINER URGROSSELTERN

      Meine Urgroßeltern klagen nie, auch als der 1. Weltkrieg Elend und Hungersnot über die Familie bringt. Natürlich setzen die erwachsenen Söhne und Töchter, soweit es ihnen möglich ist, alles daran, die Familie zu unterstützen.

      Ein Sohn, der Gottfried II, verliert im 1. Weltkrieg beide Beine.

      Gottfried wird nach einem Bruder benannt und getauft, den sie schon im Kindesalter verlieren.

      Gottfried I

      (der erste) ist ein aufgeweckter Bub. Die Mutter mag ihn besonders gern. Seine leuchtenden Augen, sein Lachen, seine Fröhlichkeit helfen ihr oft über die anstrengenden, arbeitsreichen Tage. Und auch Gottfried hängt mit seiner herzlichen Kinderliebe an seiner Mutter. Er ist eigentlich ein folgsamer Sohn.

      Nach der Schule wird die Schulkleidung ausgezogen. Eine alte Hose mit Flicken genügt zum Spielen.

      Nach dem Mittagessen verbringt Gottfried die Zeit meist draußen mit Freunden. Sie springen, lachen, wieseln hin und her, spielen Räuber und Gendarm, Fangermandl, Schussern, und was den Buben eben einfällt.

      So auch heute wieder.

      Jetzt kommt gerade ein Stadtbauer mit seinem Pferdefuhrwerk, das mit einem Odelfass beladen ist.

      Die Kinder laufen auf das Fuhrwerk zu. Sie wollen alle ein Stück mitfahren, indem sie sich auf die Deichsel setzten oder sich sonst wie anhängen.

      Natürlich rennt auch Gottfried mit um sich auf oder an dem Fuhrwerk einen Platz für eine kurze Mitfahrt zu sichern.

      Seine Mutter hat dies immer wieder untersagt. Aber nun schlägt er die warnenden Worte seiner Mutter in den Wind. Er will ja nur ein ganz kleines Stück bis zum Elternhaus hin mitfahren, dann abspringen und heimgehen. So schnell fährt ein Pferdefuhrwerk ja auch nicht.

      Schon hängt er an der Seite des Leiterwagens. Er freut sich. Die Mutter wird schon nicht gerade jetzt einen Blick aus dem Fenster auf die Straße werfen und ihn sehen, denn er will hernach ihre ermahnenden und tadelnden Worte nicht hören. Gleich fährt das Fuhrwerk am Haus vorbei.

      Gottlieb will schnell auf die Straße hüpfen. Doch irgendwie bleibt er hängen.

      Der geplante Sprung klappt nicht. Gottfried fällt, landet auf der Straße, aber ganz unglücklich zwischen die mit Eisen beschlagenen Räder. Eines dieser rollt über seinen schmächtigen Kinderkörper.

      Sofort entsteht ein Tumult, die Kinder schreien. Der Bauer ruft, ein Doktor soll schnell geholt erden, ein Nachbar läuft gerade hinaus und hilft, den verunglückten Buben unter dem Fuhrwerk herauszuziehen.

      Die Mutter drinnen im Haus hört das Geschrei, geht an das Fenster, um einen Blick hinauszuwerfen. Ihre Augen weiten sich im Entsetzen, das Blut weicht aus ihrem Gesicht, der Boden schwankt unter ihren Füßen, sie muss sich am Schrank festhalten, um nicht umzufallen.

      Gottfried war doch gerade noch lachend und fröhlich hier beim Essen und nun schleppen sie ihr Kind in eine Decke eingewickelt, sterbend ins Haus.

      Sie öffnet die Türe. Sie braucht keine Erklärung, sie weiß, was passiert ist. Sie hilft, den Bub auf das Sofa zu legen.

      Gottfried ist bei Bewusstsein.

      „Mutter, ich bin vom Wagen gefallen, bitte schimpf nicht.“

      „Nein, mein Kind, das tu ich nicht.“

      Obwohl sie sieht, dass keine Hilfe mehr möglich ist, soll der Doktor schnell kommen. „Heilige Maria Mutter Gottes, vom siebenfachen Schwert durchbohrt, steh mir bei!“ Sie wischt Gottfried das leichenblasse Gesichtchen ab. Der kalte Schweiß steht ihm auf der Stirn. „Jetzt kommt gleich der Doktor. Dann geht es dir schnell

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