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weil wir doch eines Tages runter und auch dort leben müssen. Was es da alles zu sehen gibt! Wir können nicht genug schauen.

      Die Menschen lernen, studieren, arbeiten, feiern Feste, sind lustig und traurig, gesund und krank, dumm und gescheit, sie lachen und weinen, kämpfen, siegen, gewinnen und verlieren, sie hassen und sie lieben sich.

      Ra hat eine rosa Brille, die sie zwischen den Wolken versteckt hält, denn offiziell ist diese nicht erlaubt. Aber wenn wir die Welt durch diese Brille anschauen, sieht man alles nur schön und so fehlerlos wie hier im Paradies und dieser falsche Eindruck soll laut Paradiesvorschriften nicht vermittelt werden.

      Ra will deshalb die Brille an der Paradiespforte abgeben, aber ich bitte sie darum, denn die Benutzung gefällt mir und Ra schenkt sie mir.

      Eines Tages, als wir uns wieder unseren Beobachtungen hingeben, sehen wir eine frühere Seele, die Joh, die sich nun auf Erden aufhält.

      Ich kann mich noch genau erinnern, welche Wünsche Joh vor ihrer Sendung Gott gegenüber äußerte.

      „Ich will schön, reich, gesund, erfolgreich und berühmt sein. Ich will immer viel Geld haben.“

      Gott meinte darauf lakonisch: „Wenn es sonst nichts ist, das kann dir alles erfüllt werden. Aber willst du keine Liebe?“

      „Ach, wenn sich alle meine Wünsche erfüllen, dann kann ich mir alles kaufen, alles was ich will.“

      Und nun sehen wir plötzlich Joh.

      Joh wurde als Mann auf die Erde geschickt. Und wirklich, Gott hat all seine Wünsche erfüllt. Wunderbar so ein Leben! Er muss einfach glücklich sein!

      Doch dann zoome ich mir das Gesicht von ihm her. Die Augen sind ohne Glanz und wirken leer.

      Er ist unglücklich. Er hat alles, alles erreicht, aber die Menschen lieben ihn nicht. Natürlich heucheln ihm die Menschen um ihn herum Freundschaft und Liebe vor, aber all das nur, um sich Vorteile durch ihn zu sichern.

      Das werde ich mir merken, wenn ich mal nach meinen Wünschen gefragt werde.

      Eines Tages ist es soweit, dass ich zu Gott dem Vater gerufen werde.

      Ich bin schon ganz aufgeregt und flattere hin und her. Wie wird das Gespräch verlaufen?

      Ein großer Engel geleitet mich zu Gott.

      Er, Gott ist in ein strahlendes Licht gehüllt und schaut mich liebevoll an.

      „Nun Ma, (dies ist mein Name hier), bist du bereit für die Erde?“ Ich kann nur nicken, denn zu groß ist meine Ehrfurcht vor dem Schöpfer.

      „Ich sehe, du bist eine weiche, weibliche Seele und so werde ich dich in einem Mädchenkörper zur Erde senden.“ Ich habe keinen Einwand.

      „Was wünscht du dir denn von deinem Erdendasein Ma? Willst du eine schöne Schauspielerin sein? Oder vielleicht eine begnadete Sängerin? Oder eine berühmte Tänzerin?“

      Eigentlich möchte ich all diese Vorteile bei mir wahrnehmen. Besonders das Schönsein würde mir schon gefallen, aber wenn ich an Joh denke, nein, nein, nein!

      Ganz zurückhaltend meine ich: „Ich will gar nicht viel und ich habe nur ganz bescheidene Wünsche.“

      „Und die wären?“

      „Ich will eigentlich nur, dass ich Menschen lieben kann und dass die Menschen mich lieben, ohne dass ich besonders gescheit, berühmt, reich oder schön bin.“

      Oh Gott, das mit dem Nicht-schön-sein ist mir zu schnell rausgerutscht. So ernst habe ich das nicht gemeint. Aber nun habe ich das schon gesagt. Ich setze meinen Wunsch fort: „Die Menschen, das heißt nicht alle Menschen, aber wenigstens einige, sollen mich einfach lieben, so von ganzen Herzen und einfach so, weil ich es bin.“

      Da schmunzelt Gott und meint: „Du denkst, dass deine Wünsche bescheiden sind?“ Er streichelt mir über die Wange. „Glaub mir, dein Wunsch ist der größte, den Menschen haben können. Lieben und geliebt werden, so aus tiefem Herzen, das ist das größte Glück, das man auf Erden erreichen kann. Dieses Glück zu finden ist gar nicht einfach und oft mit vielen Opfern und auch Leid verbunden. Aber wenn du dich anstrengst, kann es sein, dass du dieses Ziel erreichen wirst. Und noch etwas, lass die rosa Brille hier.“

      Dann bin ich entlassen.

      Auf die rosa Brille will ich aber nicht verzichten und verstecke sie schnell in einer Seelenfalte.

      Der Engel geleitet mich zur Paradiespforte, klopft mir noch auf die Schulter, „Mach es gut, Ma!“ und ich schwebe meinem irdischen Leben entgegen, die rosa Brille fest an mich gedrückt.

      Ist es der Wind oder höre ich die Stimme Gottes flüstern: „Wer nicht hören will, muss fühlen.“

       Dann schwinden meine Sinne und die Erinnerung an das Paradies ist ausgelöscht.

       MEINE WURZELN, VORFAHREN, URGROSS- GROSS- UND ELTERN, UND VERWANDTE - CA. 1850 FF

      Natürlich bin ich im irdischen Leben daran interessiert, wo ich herkomme, wo meine Wurzeln liegen, wo, was, wie, wer die Vorfahren waren.

      Soweit meine „Vorderen“ während meiner Kindheit noch am Leben sind, lausche ich ihren mündlichen Überlieferungen und ihren Geschichten.

      Vielleicht gibt es da doch ganz „Große“, vielleicht gehen meine Wurzeln bis zu Friedrich I, dem Barbarossa zurück, wo doch in meiner Familiengeschichte immer wieder Rothaarige auftauchen?

      Es kann aber auch sein, dass meine Wurzeln auf die Wittelsbacher zurückgehen, weil ich mich ja auch so echt, ganz echt bayerisch fühle, wie die Wittelsbacher.

      Ich suche, frage und finde???

       Die Urgroßeltern

      Nichts! Gar nichts! Überhaupt nichts!!

      Keine Kaiser, Könige, Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen, Grafen und Barone, keine edlen Ritter, keine Burgfräuleins. Na ja, damit muss und kann ich auch leben.

      Nun gut, meine Vorfahren haben also keine Leibeigenen gehabt, keine Soldaten befehligt, in den Krieg geschickt und Menschen Unglück gebracht.

      Dagegen lese ich bei meinem fränkischen Urgroßvater „Taglöhner“, ein Armer also, der sich um das tägliche Brot für seine Familie abrackern musste.

      Niemand in der Familie ist an Hunger gestorben und er und seine Frau erzogen ihre Kinder Gretl, Peter und Georg (mein Großvater) zu anständigen Menschen. Bestimmt war ihr Lebenswerk größer als das der damaligen Großen.

      Gerade will ich meine geistige Forschungsakte schließen, da blitzt eine kurze Anmerkung auf, die lautet: „Von Heuschneider – kleiner Landadel“.

      Ich bin fündig geworden! Ich hab’s doch gewusst! Sofort hole ich mein virtuelles Mikroskop und überprüfe mein Blut, ob es auch blaues enthält.

      Das Ergebnis zeigt nur ganz kleine hellblaue Restspuren, die keineswegs für „adelsfähig“ verwertet werden können. Aber wo liegt der Ursprung dieser mehr als mageren Spuren, die ich gefunden habe?

      Nach den Erzählungen meiner Altvorderen liegt das Schloss in der Oberpfalz. Leider lebt keiner mehr, der mir dazu was berichten könnte.

      Der Schlossherr, ein großer, stattlicher Mann, herrscht dort etwas rücksichtslos. Seine Frau, eine kleine, zierliche Person, deren rote, lange Haare bis zum Boden reichen, hängt mit Liebe an ihrem Mann. Dieser trinkt gerne mal über seinen Durst. Wenn er dann seinen Alkoholpegel erreicht hat, zieht er seine Frau aus dem Bett, packt sie an den Haaren und schleift sie so durch das ganze Schloss.

      Wie wäre es da mir ergangen?

      Bei meinem Gewicht wäre ich sicher ohne Haare, skalpiert auf der Strecke geblieben.

      Dies ist

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