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sprach zu Zacharias nun:

      »Du solltest folgendes gleich tun:

      Ruf alle Witwer hier zusammen,

      welche vom Hause Davids stammen!

      Und jeder soll vor allen Dingen

      seinen eigenen Stab mitbringen.

      Gott wird euch einen Hinweis geben,

      mit wem Maria dann soll leben.«

      Herolde zogen nun durchs Land

      und machten das Gebot bekannt.

      Die Witwer zogen brav dort hin

      und rätselten über den Sinn.

      Man hat – als sie dort angekommen –

      ihnen die Stäbe abgenommen;

      und Zacharias trat allein

      damit gleich in den Tempel ein.

      Er bat Gott um ein klares Zeichen,

      die rechte Auswahl zu erreichen.

      Als er dann wieder kam hinaus,

      teilte er alle Stäbe aus.

      Dabei verwechselte er keinen;

      als Letzter bekam Josef seinen.

      Trotz Überprüfung fand kein Mann

      eine Veränderung daran.

      Doch plötzlich es ein Wunder gab,

      denn einzig aus des Josef Stab

      flatterte eine Taube jetzt,

      die sich auf Josefs Haupt gesetzt.

      Und alle, die dort hin gekommen,

      haben dies staunend wahrgenommen.

      Doch Zacharias sprach zu allen:

      »Seht, hier ist Gottes Los gefallen!«

      Zu Josef sprach er dann allein:

      »Du sollst Marias Hüter sein;

      sollst sie vor weltlichen Gefahren

      bei dir zu Hause treu bewahren!

      Schütze dies jungfräuliche Lamm

      als ehrenvoller Bräutigam!«

      Halte die Brautzeit treulich ein,

      dann soll dein Eheweib sie sein.«

      Doch Josef war zunächst entsetzt

      und sprach zu Zacharias jetzt:

      »Hör zu, ich bin ein alter Mann,

      der das nicht auf sich nehmen kann.

      Was soll ich mit dem Mädchen bloß?

      Ich habe Söhne, die schon groß!

      Wenn ich die Jungfrau freien würde,

      wäre das für mich eine Bürde!

      Zudem würde ich so auch schnell

      Opfer des Spotts in Israel!«

      Der Priester aber sprach bestimmt:

      »Es ist wohl besser, dass man nimmt

      was Gott für uns hat vorgesehen.

      Es könnte Schlimmes sonst geschehen.

      Denke mal an die Schriften bloß.

      Drum fürchte Gott, denn er ist groß!«

      Josef hatte jetzt Angst bekommen

      und dieses Mädchen mitgenommen.

       Maria ward wohl kaum gefragt.

       Sie hat sich wohl auch nicht beklagt.

      Als er daheim dann mit ihr war,

      machte er gleich Maria klar,

      dass er zur Zeit mit vielerlei

      Arbeiten noch beschäftigt sei.

      Er müsse unverzüglich fort

      an einen weit entfernten Ort.

      Ich bin zu Arbeiten verpflichtet.

      Habe ich diese dann verrichtet,

      komme ich auch zurück zu dir

      und sorge für dich, glaube mir!

      Der Herr wird dich hier vor Gefahren

      gewiss während der Zeit bewahren.

      Josef ging von Maria fort

      zwecks Arbeiten an manchem Ort.

       Maria – ich kann es kaum fassen –

       wurde von ihm allein gelassen!

      Niemand ist sich hier wohl im Klaren,

      ob Josefs Söhne bei ihr waren.

      Die hatte er – mal angenommen –

      als Hilfskräfte wohl mitgenommen.

      Haben sie Engel dort ernährt?

      Im Bibeltext man nichts erfährt

      über Ihr Leben in dem Haus.

      Darüber schweigt die Schrift sich aus.

       Hier kann ich es nicht unterlassen,

       dies inhaltlich mal zu erfassen,

       und zwar auch aus Marias Sicht;

       ein andrer tat’s bisher wohl nicht:

       Wie bitte – ja, so frage ich –

       fühlte das Kind Maria sich?

       Von ihren Eltern abgegeben

       um bei der Priesterschaft zu leben.

       Fühlte sie sich nicht einsam dort

       an diesem kinderlosen Ort?

       Es fällt mir schwer, an solchen Stellen,

       mir das Beschrieb'ne vorzustellen!

       Neun Jahre bei der Priesterschaft!

       Wie hat das Kind das nur geschafft?

       Ist es ganz ohne Spiel und Faxen

       und ohne Freundin aufgewachsen?

       Unklar ist auch, ob in den Jahren

       die Eltern manchmal bei ihm waren.

       Ob es Maria gar nicht quälte,

       weil doch die Elternliebe fehlte?

       Ich frag’ mich, was kann das bedeuten,

       dass sich die Eltern auch noch freuten,

       dass ihre Tochter guter Ding

       dort blieb, und nicht an ihnen hing.

       Sie wuchs heran – zwar fromm und rein –

       doch, durfte sie auch kindlich sein?

       Hat man – frage ich unverhohlen –

       Marias Kindheit so gestohlen?

       Wer weiß, wie ihr zumute war,

       als sie grad zwölf geworden war,

       und man ihr unschuldiges Leben

      

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