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      unter den Frauen aller Zeit,

      ebenso deines Leibes Frucht!

      Wie schön ist’s, dass ihr uns besucht.

      Du bist die Mutter unsres Herrn,

      darum empfangen wir dich gern!«

      Maria hat darauf gesagt:

      »Ich selbst bin ja nur Gottes Magd.

      Doch wird man preisen mich und loben,

      weil Gott mich gnädig hat erhoben.«

       Laut dem, was Lukas niederschrieb,

       Maria dort noch länger blieb;

       drei Monate hielt sie’s dort aus,

       danach ging sie wieder nach Haus.

       Maria hatte so für Wochen

       mal ihr Alleinsein unterbrochen.

       Diese Gespräche taten gut

       und gaben ihr auch frischen Mut.

       Doch sicher ist – so meine ich –

       die zwei Frauen verstanden sich;

       und die zwei Söhne scheinbar auch,

       welche noch in der Mütter Bauch.

      1 Lukas 1, 39 – 45

      * * *

      Josefs Heimkehr

      Als sie im sechsten Monat dann, 1

      kam auch zurück ihr Bräutigam.

      Dass mit Maria was geschehen,

      war selbstverständlich schon zu sehen.

      Josef hatte es gleich entdeckt

      und hat sich fürchterlich erschreckt.

      Voll Kummer schlug er selber sich

      und weinte danach bitterlich.

      Enttäuscht sprach er Maria an:

      »Sag', warum hast du das getan?

      Du wurdest doch als meine Braut

      jungfräulich rein mir anvertraut.

      Du wardst im Tempel doch erzogen!

      Damit hast du auch Gott betrogen!

      Du warst doch unbefleckt und rein.

      Warum gingst du auf so was ein?«

      Maria indes weinte sehr

      und die Erklärung fiel ihr schwer.

      Sie sprach: »Ich bin auch jetzt noch rein;

      ich ließ mit keinem Mann mich ein!«

      Josef darauf: »Dann sag mir, Weib,

      wie kam das Kind in deinen Leib?«

      Maria sagte: »Auf die Fragen

      kann ich dir nichts Genaues sagen.«

      Josef, der ein sehr frommer Mann, 2

      bedachte, was man machen kann,

      was diesen Umständen entspricht.

      Glücklich darüber war er nicht.

      Doch wollte er vor allen Dingen

      Maria nicht in Schande bringen!

      Andererseits wär’s auch bequem,

      ganz heimlich von ihr fortzugeh’n.

      Weil er darüber nachgedacht,

      ist ihm ein Engel in der Nacht

      im Traum erschienen; und der sprach:

      »Denk da nicht weiter drüber nach!

      Du musst ihr deinen Schutz gewähren.

      Bald wird sie einen Sohn gebären,

      der ihr von Gottes Geist gegeben!

      Du darfst getrost dann mit ihr leben!«

      Als Josef nach dem Traum erwachte,

      war klar, dass er das auch so machte,

      wie es der Engel ihm empfahl.

      Doch nahm er sie kein einz’ges Mal

      als Weib; da übte er Verzicht.

      Denn es steht deutlich im Bericht,

      dass er sein Recht erst dann nahm wahr,

      nachdem sie ihren Sohn gebar.

       Doch für Maria – denk’ ich mal –

       war dies zunächst mal ideal,

       denn alles war für sie ja neu.

       Vielleicht verspürte sie auch Scheu

       und war entsprechend auch gehemmt,

       denn Josef war ihr ja noch fremd.

       Dem Alter nach könnt' er allein

       ihr Vater – Großvater gar sein!

       Allerdings war ihr junges Leben

       von alten Priestern nur umgeben.

       Junge Burschen aus ihrem Land

       hat sie bisher wohl kaum gekannt.

       Sie wurde fromm erzogen – bloß

       recht weltfremd. – Sie war ahnungslos,

       was außerhalb der Tempelmauern

       für weltliche Gefahren lauern.

       Genug jetzt von meinen Gedanken,

       die sich um solche Dinge ranken.

       Ich stelle besser weiter dar,

       was nun danach geschehen war.

      1 Matthäus 1, 18 – 25 / ​Protevangelium 13, 1 – 3

      2 Protevangelium 14

      * * *

      Jesu Geburt und Marias Leben danach

      Nach ihrer langen Schwangerzeit 1

      war’s bei Maria bald soweit.

      Hochschwanger musste sie jedoch

      nach Bethlehem erst ziehen noch,

      wo sie – da sonst kein Raum frei war –

      Jesus in einem Stall gebar.

       Von da an zählte man die Zeit

       als Anfang unsrer Christenheit!

       Weil dies veränderte die Welt,

       hab ich gesondert dargestellt,

       was damals um das erste Jahr

       von Jesus dort geschehen war.

       Hier will ich erst mal mit dem Schreiben

       beim Schicksal von Maria bleiben.

       Darüber doch – stellte ich fest –

       sich nicht mehr viel erfahren lässt!

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