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Doch Vorsicht, so einfach kann die Lösung nicht sein – wäre die Reise schon zu Ende, wofür bräuchte man dann noch die anderen Trümpfe und Kartensätze?

      Normalerweise geht man davon aus, dass der Narr das Kind des Herrscherpaares Kaiserin – Kaiser ist. Energetisch ist es ein bisschen komplizierter. In Wirklichkeit ist das Unbewusste der Architekt der Realität, denn der Verstand des Menschen holt sich seine Impulse maßgeblich aus den Eingebungen seines Unbewussten. Simpel gesprochen erklärt sich das so: Der duale Verstand ist sich nicht bewusst genug, die Impulse, die er ständig empfängt, auf seine Ursprünge hin abklopfen zu können. Da er aber die Kontrolle nicht abgeben will, schlägt ihm das Unbewusste einen Deal vor: Es gibt ihm das Gefühl, das ihn glauben lässt, seine Realität selbst erschaffen zu können, wenn er dafür die Ermittlungen einstellt, herausfinden zu wollen, warum das so ist. Man könnte auch sagen, das Unbewusste bedient sich im Narren eines Tricks: Es gibt dem Ego des Herrschers in der Inszenierung »Das Ich ist der Erschaffer seines Selbst« das Gefühl, sich als Darsteller in dem von ihm selbst gestalteten Stück zu profilieren und das Ganze als »Realität« wahrzunehmen. Deshalb ist alles, was wir empfinden, eine Schein-Kontrolle. Im Grunde spielen die Eltern in unserem Exempel die Hauptrolle in einem Stück, das ihnen vom Narren (= Unbewussten) kreiert worden ist.

       Die Lösung vom inneren Vaterbild

      Nach dem, was wir gesagt haben, tönt es ein wenig absurd, wenn wir nun zu erklären versuchen, dass sich der Narr auf seiner spirituellen Reise nach der Mutter auch vom Vater emanzipieren muss. Der Held muss nicht nur den Kaiser (in sich) besiegen und töten, um frei zu werden, er muss sich auch von allem trennen, was sie repräsentieren. Um sich an seine spirituelle Quelle herantasten zu können, muss er ein Loch in das ihm von den Eltern anerzogene Weltbild sprengen, damit die Erkenntnisse aus tieferen Ebenen, die er für seinen spirituellen Weg benötigt, auf seine gereinigte und unverstellte Bewusstseinsbühne gelangen können.

      Psychologisch betrachtet können wir in den Akt der Zerstörung auch einen Akt der Liebe unter einem verkehrten Stern interpretieren, eine Art Verzweiflung, um die zu bestrafen, die einem die Liebe verweigerten, nach der man sich sehnte. Pointiert formuliert mag es sich dabei um den Schock der Bewusstwerdung, also der schmerzlichen Ablösung von der Natur, handeln. Dieser innere Schmerz wirkt in den Minderwertigkeitsgefühlen des unerlösten Kind-Helden im Vater fort, der das Leben dafür bestrafen will, dass ihn die Mutter von sich stieß.

      Der pubertierende Held verkörpert auch die Rebellion gegen patriarchalische Gewalt, den aktiven Animus, der den alten Herrscher stürzt und mit der Mutter schläft, die pubertäre Phase der Suche und der Selbstfindung oder die Vater-Sohn-Beziehung als Konfliktpotenzial der männlich-aggressiven Triebnatur. In einer auf solchen Grundlagen wurzelnden Kultur unterliegt jede Lebenssphäre der strukturellen Gewalt der Selbsterhaltungsmuster des Kaisers, der das Leben, indem er vorgibt, es zu schützen, im Grunde erstickt, und deshalb unbewusst auch seine eigene Zerstörung inszeniert.

      Fassen wir zusammen: Nicht der Narr, sondern die Eltern sind das »Kind«, denen die Lernerfahrungen in Form von Reizen und Informationen übermittelt werden, die sie mit ihren körperlichen Sinnen erfahren können. In dem Verstandesfokus, den sie bewusst ausfüllen, können sie natürlich nicht merken, dass die anderen Teile von ihnen unbemerkt ständig mit den Signalen aus dem Unbewussten versorgt werden und ihre Kontrolle nichts anderes als eine närrische Lüge ist. Zynisch gesprochen ist der einzige Wert, den es im Leben gibt, die Bedeutung, die wir uns selbst zuordnen. Es ist die Notwendigkeit, das, was wir erleben, gegenüber dem, was wir auch erleben können, nach den Kriterien unseres gesellschaftlichen Verstandes zu beurteilen und in einen Werteindex einzuordnen, auf dem wir ablesen können, wo und wie das Leben für uns Sinn hat. Deshalb liegt es auf der Hand: Der Held, der seine äußeren Elternbilder überwunden hat, hat sich damit gleichzeitig auch von diesen ihm aufoktroyierten Sinnbildern befreit.

      Deutungen

      Auf der Willensebene versinnbildlicht der Kaiser das kraftvolle, lebensbejahende Prinzip der Macht und der strukturierenden Kontrolle, mit einem Wort: die Herrschaft des Geistes über die Natur. Wünsche und Pläne verdichten und kristallisieren sich in realisierbaren Modellen mit guten Chancen, verwirklicht zu werden. Er verkörpert Disziplin, Entschlossenheit und den unerschütterlichen Willen, Verantwortung zu übernehmen, auch wenn ihm dafür (beinahe) jedes Mittel recht ist. Das verspricht einen ungeheuren Strom potenter Ausdruckskraft. Vor allem in geschäftlichen Dingen zeigt sich seine dirigierende, die kreativen Kräfte bündelnde und alle Fäden in der Hand haltende Natur. Damit gelingt es uns leicht, unsere Vorstellungen in den Köpfen unserer Mitmenschen zu entzünden, und im Grunde sehen wir uns als weise Patriarchen oder edle Königinnen, die, beim Mahl am Kopf einer großen Tafel sitzend, wohlwollend auf die zahlreichen Häupter ihrer Lieben blicken, um sich von ihnen ihre Loyalität immer wieder unter Beweis stellen zu lassen. Im Klartext: Wir erblicken vor uns einen echten Don Vito Corleone oder eine Lady Löwenherz, wie sie im Buche stehen und die mit ihrer rücksichtslosen Selbstverwirklichung manchmal auch ein bisschen an unbeugsame Betonköpfe erinnern, die störende Elemente unnachgiebig aus ihren schöpferischen Feldern hinauskomplimentieren. Bei Frauen ist es das Vaterbild der Mutter, das der schwule Herrscher, der seine Männlichkeit nicht annehmen kann, über die männliche Seite der Frau in sich auslebt (introjizierter Mutteranimus). Denn die Schattenseite ist nicht ohne: Der Kaiser kann genauso auf Übertreibungen in Form von Starrheit, Perfektionismus, Herrschsucht und eiserner Machtentfaltung hindeuten, wenn er sein Ego auf dem Rücken seiner Umwelt rücksichtslos auszuleben versucht und dadurch vieles, was er erstrebt, mit tyrannischer Arroganz schon im Vorfeld zerstört.

      Im emotionalen Bereich erscheint uns der Kaiser nach außen manchmal etwas eng und zugeknöpft, denn hier zeigt sich ein Streben nach Sicherheit, das die Gefühle oft »stranguliert«. Im tiefen Inneren versteckt sich zwar bei ihm kein schlechtes Herz, auch wenn er das nach außen nicht gerne zeigt und in den Augen seiner Umwelt lieber distanziert und kühl auftritt. Das heißt, dass wir mit dieser Karte aufgrund unserer Schwäche, uns der Umwelt zu öffnen, die Suche nach Harmonie lieber unter dem Deckmantel der Kontrolle absolvieren. Dabei geht es uns eigentlich nur um den Wunsch, Klarheit zu gewinnen und zu verlässlichen Absprachen zu kommen. Vielleicht ist es aber das Verlangen des Herrschers, sich darüber klar zu werden, was sich hinter seiner rationalen Einstellung zu Herzensdingen in der von uns befragten Situation versteckt: möglicherweise die Angst vor den Gefühlen, die ihn und uns damit zwingt, im Austausch mit anderen unser Empfinden zu strukturieren, als scheinbare Garantie für echte Liebe. Die Unsicherheit möglicherweise, dass uns das Zeigen von Emotionen vor den Augen der anderen verletzlich macht. Oder gar die Angst des Kaisers vor dem natürlichen Leben, dessen Sinn und Ziele nicht zu kontrollieren sind. Irgendwie ist es die Furcht, von den Gefühlen überrannt zu werden, die ihn zwingt, alles, was ihn emotional öffnet, zu katalogisieren, und das kann zu stark verkrusteten Umgangsformen führen. Trotzdem können wir unserer Umgebung das starke Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit vermitteln, denn die Karte zeigt auch die Möglichkeit, Träume und Wünsche auf den Boden zu bringen und aus den abgespeckten Illusionen schlichtere, aber machbare »Herzensprojekte« zu realisieren.

      Der Kaiser im Lebensbaum

      – Tiefergehende Erkenntnisse –

       Crowleys Vertauschungen

      Der Kaiser ist der erste Trumpf des Umstellungs- oder Bäumchen-wechsle-dich-Quartetts. Crowley tauschte die Karten Kaiser und Stern sowie Ausgleichung und Lust miteinander aus.7 Grund für diese Operation war die Botschaft im Liber Legis (I/​57): All diese alten Buchstaben meines Buches sind richtig, jedoch Tzaddi ist nicht der Stern.

      Wie sagte doch sein Geistführer oder multidimensionaler Persönlichkeitsteil alias Aiwass weiter, als er ihm das Buch diktierte: Auch dies ist verborgen;

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