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      Buße tun, Fasten, Schweigen vor Gott, auf Gott hören – wenn wir das tun, rechnen wir damit, dass Gott wirklich da ist. Wenn wir uns so Gott zuwenden, vertrauen wir darauf, dass Gott unser Handeln ernst nimmt. Wir vertrauen darauf, dass er in unser Hören und Schweigen hinein sein helfendes und heilendes Wort spricht und unser Beten und Fasten miteinbezieht in seinen Plan und sein Handeln in dieser Welt.

      „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen.“ Dies ist die geistliche Übung der Vergegenwärtigung. Wir erinnern uns daran, dass Gott jederzeit und immer gegenwärtig ist. Mitten im Alltag machen wir uns bewusst, dass Gott wirklich da ist und dass er bei uns ist. Dabei geht es nicht um eine mystische Erfahrung. Sondern: Wir üben ein, darauf zu vertrauen, dass die Zusagen, die Gott in seinem Wort gibt, wirklich stimmen: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir!“ (Jesaja 41, 10) Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes ändert unsere Lebenshaltung. Wir versuchen nicht, Gott durch eine geistliche Methode in unser Leben hereinzuholen, sondern vielmehr: Wir machen uns klar, dass er schon längst da ist. An jedem Ort, zu jeder Zeit. Und auch bei uns ganz persönlich.

      Wie kann dieses Bewusstsein eingeübt werden? Das regelmäßige Gebet im Lauf des Tages ist eine Hilfe. Das Dankgebet bei den Mahlzeiten genauso wie kurze Gebete beim Losfahren mit dem Auto sind Erinnerungen an uns selbst: Gott ist da. Vor ihm wollen wir leben. Diese kleinen Augenblicke können uns helfen, Gott „allezeit vor Augen“ zu haben. So können wir unsere Herzen mitten im Alltag für Gottes Gegenwart öffnen.

      Auch Paulus ermutigt zu solch einer Ausrichtung unseres Herzens auf Gottes Wirklichkeit: „Ganz gleich, was ihr gerade redet oder tut – lasst das alles im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen und zeigt Gott eure Dankbarkeit durch ihn!“ (Kolosser 3, 17)

       Tun, was notwendig ist

       Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.

      JOHANNES 13, 15

      Zu einem geistlich geprägten Leben gehören nicht nur Beten und Hören, nicht nur Stille und Besinnung, sondern auch das konkrete Handeln: Der Einsatz für andere, das beherzte Anpacken und das Tun dessen, was gerade notwendig ist.

      Auch hier ist Jesus unser Vorbild. Er, der selbst vierzig Tage fastete, der sich immer wieder zum Gebet in die Einsamkeit zurückzog, er, der in ständigem Gesprächskontakt mit dem Vater lebte, half den Menschen ganz praktisch. Wenn die Massen auf ihn einströmten, nahm er sich Zeit für jeden Einzelnen (Matthäus 8, 16 - 17). Auch wenn sie sein Programm unterbrachen, war er bereit, sich ihnen zuzuwenden. Statt wie geplant in der Einsamkeit zu beten, tröstete und heilte er viele Kranke (Markus 6, 30 - 34).

      Ganz deutlich zeigte Jesus am Abend vor seinem Sterben, dass praktisches Dienen zu den grundlegenden Aufgaben seiner Jünger gehört, ja, dass der niedrigste Dienst der höchste Ausdruck eines Lebens in der Gottesliebe ist. Denn die ist ohne die praktische, in die Tat umgesetzte Liebe zum Nächsten nichts als fromme Illusion.

      Wir teilen unsere Wirklichkeit häufig in einen vermeintlich geistlichen und einen scheinbar weltlichen Bereich auf. Den ersten bewerten wir als wertvoller und heiliger als den zweiten. Der Pastor gilt bei uns mehr als der Hausmeister, die Seelsorgerin mehr als die, die das Geschirr spült. Es ist Zeit, dass wir diese falschen Bewertungen über Bord werfen. Denn bei Jesus gilt diese gespaltene Weltsicht nicht.

      Wenn wir auch die praktischen Tätigkeiten und unseren gesamten Alltag als Gottesdienst begreifen, wird unser Glaube ganzheitlicher und geistlich gesund. Alles, was wir tun „mit Worten oder mit Werken“ (Kolosser 3, 17), kann so zum Ausdruck unserer Anbetung werden. Auf diese Weise lernen wir, auch im praktischen Einsatz für andere und in der handfesten Mitarbeit, Gott zu lieben mit all unserer Kraft.

       Gerne geben

       Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

      2. KORINTHER 9, 7

      Der Umgang mit Geld und allen anderen Gütern, die wir besitzen, spiegelt unsere Einstellung zum Leben, und damit letztlich auch unsere Gottesbeziehung, wider. Jesus sagte deutlich, dass wir nicht Gott und dem Mammon, also dem Geld, gleichzeitig dienen können (Matthäus 6, 24; Lukas 16, 13).

      Wer frei sein will, um Gott zu dienen, muss sich von den Ansprüchen der Mächte und Gewalten frei machen. Der aramäische Begriff Mammon bedeutet einfach „Habe“ oder „Vermögen“. Jesus betont, dass sich hinter dem materiellen Besitz eine Macht verbirgt. Geld ist eine Macht, die uns ganz beherrschen kann.

      Ein Blick in die Gesellschaft zeigt, dass diese Einschätzung zutrifft. Das Jagen nach Geld und Reichtum treibt die Menschen um. Oft wird der Wert eines Menschen danach bemessen, wie viel er besitzt. Wer viel hat, wird bewundert und beneidet. Wer nichts oder wenig hat, versucht, so viel zu bekommen wie möglich. Jesus warnt ganz deutlich: Ihr könnt nur einen Herrn in eurem Herzen anbeten, nur einem in eurem Leben dienen. Gott oder Geld? – Das sind hier die Alternativen.

      Geben ist deshalb eine geistliche Übung. Wenn wir abgeben von dem, was wir haben und zu brauchen meinen, drücken wir unser Vertrauen aus, dass Gott uns auch in Zukunft versorgen wird. Abgeben von unserem Besitz bedeutet Abgeben von unserer vermeintlichen Sicherheit. Deshalb tut es so weh. Deshalb ist es auch so heilsam. Geben ist ein Ausdruck des Vertrauens auf Gott.

      Denn letztlich ist alles, was wir haben, von Gott anvertraut. Es ist ein Geschenk, an dem wir uns erfreuen und mit dem wir wiederum andere beschenken können. Wenn wir abgeben von dem, was wir sind und haben, folgen wir dem nach, der sich selbst gegeben hat, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.

      „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!“ Unser Geben soll von Herzen geschehen, voller Dankbarkeit und in dem Vertrauen, dass Gott auch in Zukunft für uns sorgen wird.

       Die Fröhlichkeit des Herzens

       Freut euch in dem Herrn zu jeder Zeit!

      PHILIPPER 4, 4

      Wer in die Bibel schaut, merkt: Freude ist ein Grundmerkmal des Lebens als Christ. Wenn wir uns jedoch in der christlichen Gemeinde umschauen, können schon Zweifel aufkommen, ob wir das mit der Freude so richtig verstanden haben. Vielleicht fordert Paulus gerade deshalb zur Freude auf.

      Ein Freund erzählte mir von der Großmutter seiner Frau. Sie war eine Bauersfrau im mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Ihr Leben lang hatte sie hart gearbeitet, ihre große Familie und den Hof organisiert. Myrtle war ihr Name. Trotz aller Mühe und Arbeit hatte sie ein fröhliches Herz. An ihrem Kühlschrank fand man nach ihrem Tod einen Zettel, den sie offensichtlich jeden Morgen gelesen hatte: „Guten Morgen, Myrtle, hier ist Gott. Wie geht es dir heute? Ich brauche dich auch heute nicht, um die Welt zu regieren. Das schaffe ich alleine. Deshalb wünsche ich dir einen schönen Tag!“

      Echte, gelassene und tiefe Herzensfröhlichkeit wird möglich, wenn wir erkennen, wer Gott wirklich ist: Der allmächtige Schöpfer und Herr dieser Welt und zugleich unser liebender Vater. Und wenn wir erkennen, wer wir durch ihn sind: Seine geliebten Kinder. Wenn wir Gott Gott sein lassen, werden wir befreit zur Freude.

      Die Fähigkeit zur Freude und Fröhlichkeit ist die Frucht einer Übung des Herzens. Sich zu freuen kann richtiggehend erlernt werden. Freude hängt zusammen mit Dankbarkeit und Bescheidenheit. Und sie wurzelt in der Gewissheit, dass Gott die Geschicke unseres Lebens in seiner Hand hält.

      Deshalb sind unverkrampfte Freude und gelassene Fröhlichkeit die angemessene Lebenshaltung für uns Christen. Auch angesichts von Leiden, Krankheit, Bedrohung und Tod. Wenn wir zu dieser Fröhlichkeit durchdringen, verändern sich auch unsere Gemeinden. Wir werden eine natürliche missionarische Ausstrahlung gewinnen. Weil Freude und Fröhlichkeit einfach ansteckend sind.

       Der Ruf

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