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       Fasten

       Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten.

      MATTHÄUS 6, 16

      Fasten gewinnt in unserer Wohlstandgesellschaft wieder an Bedeutung. Gerade, wo es alles in Hülle und Fülle gibt, ist es eine sinnvolle Übung. Doch Fasten kann auch ein Ausdruck dafür sein, dass wir uns ganz auf Gott ausrichten wollen.

      Fasten ist zunächst einmal der Verzicht auf Nahrungsaufnahme für eine bestimmte Zeit. Dabei gibt es verschiedene Fastenarten. Eine besteht darin, dass man gar keine Nahrung aufnimmt, mit Ausnahme von Wasser. Dies ist das Fasten, das Jesus in der Wüste praktizierte (Matthäus 4, 1 - 11). Fasten kann aber auch heißen, dass man nur bestimmte Speisen vermeidet, zum Beispiel Fleisch, Süßigkeiten oder andere Genussmittel.

      Dieser Verzicht auf Nahrung rührt an unserer Existenz und zeigt uns, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt (Matthäus 4, 4), sondern abhängig ist vom schöpferischen und erhaltenden Wort und Willen Gottes. Fasten ist eine Verstärkung unseres Gebets. Warum das so ist, bleibt ein Geheimnis. Gott braucht unser Fasten ebenso wenig wie unser Gebet, um zu handeln. Aber auf eine Weise, die für uns nicht erklärlich ist, bewirken Fasten und Beten etwas, das sonst vielleicht nicht geschehen würde.

      Klar ist: Wir können Gott nicht zwingen. Nicht durch unser Gebet und auch nicht durch unser Fasten. Gerade beim Fasten machen wir deutlich: Wir sind schwach. Aber Gott ist stark. Wir sind zerbrechlich, bedürftig, abhängig. Doch Gott ist und bleibt der Herr. Er bleibt souverän. Das anzuerkennen, ist ein wesentlicher Teil dieser geistlichen Übung.

      Wenn wir fasten, werden wir selbst verändert. Es führt uns an die Grenze dessen, was wir selbst bewirken können, und drückt aus, dass wir abhängig sind von Gott, der alles bewegt und bewirkt. Und so ist unser Fasten, verbunden mit Gebet, letztlich der Ausdruck dafür, dass wir uns selbst nichts, aber Gott alles zutrauen.

       Sei gesegnet!

       Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der HERR segne dich und behüte dich!

      4. MOSE 6, 23 - 24

      Sei gesegnet, wenn morgens der Tag anbricht.

      Sei gesegnet im hellen Mittagslicht.

      Sei gesegnet am Abend und in der Nacht.

      Sei gesegnet durch ihn, der über dir wacht.

      Sei gesegnet durch die Güte deines Herrn.

      Sei gesegnet von ihm, denn er segnet gern.

      Sei gesegnet auch in Zeiten der Not.

      Sei gesegnet von ihm, dem guten Gott.

      Sei gesegnet, wenn etwas in dir zerbricht.

      Sei gesegnet und wisse: Er lässt dich nicht!

      Sei gesegnet, auch wenn alles vergeht.

      Sei gesegnet in ihm, der zu dir steht.

      Sei gesegnet und lerne, ein Segen zu sein.

      Sei gesegnet von ihm, er schenkt voll dir ein.

      Sei gesegnet und lebe in seinem Licht.

      Sei gesegnet von Jesus und fürchte dich nicht.

       Schweigen

       Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.

      PSALM 62, 2

      Wie das Fasten ist das Schweigen eine geistliche Übung des Verzichts. Wer schweigt, nimmt bewusst Stille auf sich. Er verzichtet darauf, sich zu allem und jedem zu äußern. Er nimmt sich und seine Meinung zurück und überlässt den anderen, und letztlich auch Gott, die Gestaltung dessen, was geschieht. Schweigen ist somit ein Ausdruck des Vertrauens, dass Gott alles gut lenken wird, auch wenn wir selbst keinen Einfluss nehmen.

      Eng verbunden mit der Übung des Schweigens ist der Verzicht auf Informationsaufnahme. Bei Aufenthalten in Afrika war ich wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Wenn ich dann wieder Nachrichten bekam, merkte ich zweierlei: Erstens, dass ich sie oft gar nicht einordnen konnte, weil mir der Zusammenhang fehlte. Und zweitens, dass vieles, worüber tagelang diskutiert wurde, aus der Perspektive eines anderen Kontinents mit ganz anderen Problemen unbedeutend und nebensächlich erscheint. Ich merkte: Ich muss nicht alles wissen – und kann es auch gar nicht. Noch weniger kann ich alles, was geschieht, beeinflussen.

      Zeiten des bewussten Schweigens helfen uns, die Hauptsachen von den Nebensächlichkeiten zu trennen. Sie helfen uns, unsere Gedanken zu ordnen und das, was wirklich zählt, im Nachsinnen und im Gebet vor Gott zu bedenken.

      Schweigen eröffnet uns den Freiraum, auf Gott zu hören. Schweigen und Hören gehören eng zusammen. Schweigen ist verbunden mit Vertrauen: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ (Psalm 62, 2) An anderer Stelle sagt David, einfach und wunderschön: „Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter; wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.“ (Psalm 131, 2)

      Bei Gott zur Ruhe kommen und zu schweigen, kann uns unendlich guttun. Darum betet Otto Riethmüller: „Zeig uns dein königliches Walten. Bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh! Du wirst allein ganz Recht behalten. Herr, mach uns still und rede du!“

       Hören

       Gott der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.

      JESAJA 50, 4 - 5

      Wir waren an einer Lebensentscheidung. Elke und ich saßen im Wohnzimmer bei einem alten Pfarrerehepaar und breiteten unsere Frage aus. Nach einiger Zeit sagte Pfarrer Veller: „Nun haben wir genug geredet. Jetzt wollen wir auf Gott hören!“ Was jetzt folgte, war Standard. Jeder nahm seinen Stift und sein Heft heraus und schrieb in der Stille auf, was er meinte, was Gott zu dieser Frage sagte. Nach einiger Zeit las jeder reihum vor, was er niedergeschrieben hatte. Erstaunlicherweise gab es fast immer – und so auch dieses Mal – fast vollkommene Übereinstimmung. Wir hatten gemeinsam auf Gott gehört, und er hatte geredet. Jetzt war die Sache klar. Die Entscheidung, die wir damals trafen, haben wir nie bereut.

      Wenn wir wollen, dass Gottes Wirklichkeit in unseren Alltag hereinkommt, müssen wir lernen, auf seine Stimme zu hören. Dazu muss Gott uns die Ohren öffnen. Von Natur aus sind wir schwerhörig, wenn es um Gottes Reden geht.

      Hören auf Gott muss eingeübt werden. Bei jedem Gottesdienst können wir dafür beten, dass wir durch die Verkündigung, die Lieder und alles andere hindurch Gottes Stimme hören. Auch im Alltag können wir einüben, auf die feine, oft leise Stimme Gottes zu hören. Wesentlich ist, dass wir regelmäßig in der Bibel lesen und Gott bitten, durch sie zu uns zu reden. Denn sie ist der Maßstab, an dem sich alles, was wir zu hören meinen, ausrichten muss.

      Wenn wir lernen, auf Gottes Stimme zu hören, können wir auf den Wegen gehen, die er für uns vorbereitet hat. Wie der junge Samuel im Tempel können wir beten: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört!“ (1. Samuel 3, 9) Dann erfahren wir: „Unser Gott kommt und schweigt nicht.“ (Psalm 50, 3)

       Sich der Gegenwart Gottes bewusst werden

       Ich habe den Herrn allezeit vor Augen;

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