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und Zweckmäßigkeit besteht, sondern auch Schönheit ausstrahlt, so kann und soll unser Leben und unser Einsatz für Gott auch etwas von dieser Schönheit und Anmut widerspiegeln.

       Tiefer sehen lernen

       Daraus folgt: Kein einziger Mensch kann sich selbst aufgrund seiner eigenen Taten vor Gott gerecht machen. Denn das Gottesgesetz macht deutlich, was Sünde wirklich ist.

      RÖMER 3, 20

      Wie sehen wir richtig? Was sehen wir, wenn wir die Welt und uns selbst anschauen? Der selbstgerechte Pharisäer Saulus hatte vieles völlig falsch gesehen. Erst als er Jesus sah, lernte er, so zu sehen, wie es richtig ist. In Begegnung mit Jesus wurden seine Augen geöffnet. Das veränderte sein Leben völlig.

      Von Jesus sehen lernen bedeutet, ihn richtig sehen zu lernen. Und damit eng verbunden, auch sich selbst richtig zu sehen. Von Simon Petrus, einem der engsten Freunde von Jesus, werden diese Stunden der Selbsterkenntnis berichtet. Nach dem überraschend großen Fischfang begreift er, dass Jesus sogar Herr über die Naturmächte ist. Und er erkennt zugleich sich selbst in einer bis dahin unbekannten Tiefe: „Geh fort von mir, Herr! Ich bin ganz und gar in meinen Sünden gefangen!“ (Lukas 5, 8)

      Als Jesus die Menschen seiner Zeit ansah, sah er zweierlei: Die Wirklichkeit der Verlorenheit und die Möglichkeit der Erlösung. Er sah sie wie Schafe, die von ihren Hirten verlassen sind – ein Bild für Bedrohung und Zerstörung. Aber er sah sie auch wie eine große Ernte – ein positives Bild von dem, was im Leben genau dieser Menschen an Frucht möglich ist. Jesus sah immer die Wirklichkeit dieser Welt und die Möglichkeiten Gottes zusammen. Und über allem war er von Mitgefühl bewegt.

      Das ist das Neue an der Botschaft der Bibel. Von der Wirklichkeit der Sünde reden ja alle Religionen. Alle suchen nach Wegen der Überwindung dieser grundlegenden Realität unserer Welt. Aber nicht der scharfe moralische Blick der Selbstgerechtigkeit, nicht der unbarmherzige, unbeteiligte Blick der Gleichgültigkeit ist das, was wir von Jesus lernen. Sondern: Wir sollen unsere Mitmenschen und uns selbst anschauen, wie Jesus es tut, voll Erbarmen und Barmherzigkeit.

       Die Gegenwart Jesu zu anderen bringen

       So sind wir Botschafter an Christi Statt und bitten: Lasst euch versöhnen mit Gott.

      2. KORINTHER 5, 20

      Ein Botschafter ist nicht nur Überbringer der Botschaft, sondern repräsentiert auch den, der ihn gesandt hat. Unser Auftrag in der Welt ist es, Christi Botschafter zu sein, ihn zu repräsentieren, zu handeln und zu reden an seiner Statt. Dabei ist Jesus selbst unser Vorbild: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich getan habe.“ (Johannes 13, 15)

      Auch Paulus betont: Jesus ist das Vorbild für unsere Hingabe: „Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war. Obwohl er in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht wie einen Raub fest, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst … “ (Philipper 2, 5 - 7a) So sagt es auch Johannes: Wie Jesus sollen wir uns einsetzen und auch das Leiden nicht scheuen: „Der Knecht ist nicht über seinem Herrn und der Bote nicht über dem, der ihn gesandt hat.“ (Johannes 13, 16)

      So sind wir wie Jesus in die Welt gesandt. Das Wort Sendung entspricht dem lateinischen Wort Mission und dem griechischen Wort Apostolat. Gemeinde ist also immer missionarische, apostolische, gesandte Gemeinde. Jeder Christ soll ein Missionar sein, einer, der mit einer Sendung unterwegs ist. Wir alle sind Teil der Mission Gottes. Schon deshalb ist unsere oft statische Vorstellung von Gemeinde falsch. Gemeinde soll unterwegs sein. So sagt es Jesus: „Gehet hin in alle Welt!“ (Matthäus 28, 18)

      Jesus hat jedem Christen und jeder Gemeinde einen missionarischen Auftrag erteilt. Jede Gemeinde hat ein Umfeld, in dem sie Gottes Reich leben und darstellen soll. Für die Gemeinde in Ephesus war Kleinasien ihr natürliches Missionsgebiet. Für die Gemeinde in Korinth war es die Landschaft Achaja. Für die Jerusalemer Urgemeinde war es zuerst Judäa, dann Samaria, dann die Enden der Erde (Apostelgeschichte 1, 8). Immer weitere Kreise sollen mit dem Evangelium erreicht werden. Wie steht es mit uns? Wo sind wir gefragt als Botschafter für Jesus?

       Ein Leben im Widerspruch

       Wir wollen nicht, dass jener über uns herrsche!

      LUKAS 19, 24

      Großartige Wunder und Taten vollbrachte Jesus. Kranke wurden gesund. Tote brachte er zum Leben zurück. Er sprach Worte voller Weisheit. Wer ihm begegnete, konnte aufatmen. Eine frische Brise des Lebens wehte durch den Staub der Verzweiflung und den Muff der Gewohnheit. Wo Jesus war, blieb nichts, wie es war.

      Das gefiel natürlich nicht allen. Gerade die Mächtigen fühlten sich bedroht durch ihn. Seine Autorität, seine Überzeugungskraft, seine Wunder, seine klaren Worte, all das ging gegen die religiösen und politischen Traditionen. Kein Wunder, dass es zu einer Verschwörung gegen ihn kam. Die ansonsten verfeindeten Parteien der Pharisäer, der Sadduzäer und der Herodianer fanden sich in ihrer Feindschaft gegen Jesus zusammen. Religiöse und politische Machthaber konspirierten miteinander, um Jesus aus dem Weg zu räumen.

      Jesus wusste das. Und dennoch wich er nicht aus. Stattdessen hielt er mit seiner Geschichte vom König, der in ein fremdes Land zieht, seinen Zuhörern den Spiegel vor die Augen: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche!“ Er macht klar: Indem sie Jesus ablehnten, lehnten sie Gottes gute Herrschaft ab.

      Tragisch war, dass auch einer seiner engsten Vertrauten, Judas, sich aus eigenem Antrieb dazu bereit erklärte, gegen Jesus vorzugehen. Für die schäbige Summe von dreißig Silberpfennigen lieferte er seinen Freund und Meister aus. Es kam, wie es kommen musste: Jesus wurde gefangen genommen, ausgepeitscht, verspottet, verurteilt und schließlich an ein Kreuz genagelt.

      Doch auch dort, in den letzten und schwächsten Stunden seines Lebens, reagierte er ganz anders. Noch im Sterben betete er für die, die ihn dort – gegen Recht und Wahrheit – hinrichteten. „Vater, vergib ihnen. Sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23, 34) Diese Liebe, die alles vergibt, ist einzigartig.

      Auch vor uns steht die Frage: Wollen wir, dass Jesus die Herrschaft in unserem Leben hat?

       Jesus vor Augen

       Ach, ihr Leute von Galatien, was seid ihr doch ohne Verstand! Wer hat euch denn so den Kopf verdreht? Ich habe euch doch Jesus, den Messias, eigenhändig als Gekreuzigten vor Augen gemalt!

      GALATER 3, 1

      Es war vor fast dreihundert Jahren. Ein junger Mann aus gutem Haus war mit seiner Schulausbildung fertig. Jetzt konnte er ein Jahr lang eine größere Reise machen, bevor es mit dem Studium losgehen sollte. Bildungsreise nannte man das damals. Und weil er ein Adliger war, hieß es noch anders: Kavaliersreise. Nikolaus, so war sein Name, kam dabei auch nach Düsseldorf. Dort entdeckte er in einer Galerie ein Bild, das ihn in seinen Bann zog. Es war ein Bild von Jesus am Kreuz. Die Darstellung faszinierte ihn: So viel Leiden, so viel Hingabe und so viel Liebe waren darin zu spüren. Unter dem Bild stand ein einziger Satz: „Das habe ich für dich getan – was tust du für mich?“

      Dieser Satz veränderte sein Leben. Von diesem Augenblick an lebte er mit ganzer Leidenschaft für Jesus. Weil er von Jesus bewegt war, löste er eine Bewegung aus, die Hunderte und Tausende und Millionen Menschen erfasste. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf wurde der Gründer der Herrnhuter „Brüdergemeine“. Innerhalb kürzester Zeit entstand um ihn herum eine verbindliche Gemeinschaft, Frauen und Männer, die das Gesicht ihrer Zeit veränderten. Ihre erste gemeinschaftliche Siedlung trug den Namen „Herrnhut“. Viele andere folgten. Und die Auswirkungen und Segensspuren sind noch bis auf den heutigen Tag zu entdecken.

      Gottes Geist hatte ihm Jesus vor Augen

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