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      Mark öffnete die Tür und erblickte seinen Cousin. Sein dunkelblondes Haar war wie immer völlig durcheinander, seine blauen Augen glänzten, als er lächelte und Mark eine Einkaufstüte entgegenhielt.

      Mark zog ihn in eine Umarmung. »Solltest du nicht bei der Arbeit sein?«, fragte er. Ein weiterer Duft wehte ihm um die Nase und augenblicklich begann sein Magen zu knurren.

      »Ich fahre gleich zur Arbeit, aber zuerst wollte ich dir das hier vorbeibringen.« Wieder streckte er Mark die Tüte entgegen. Sein Grinsen wurde breiter. »Er schmeckt einfach besser, wenn er noch warm ist.«

      Mark griff nach der Tüte und schnupperte genüsslich. Der Apfelkuchen seiner Tante war sein absolutes Lieblingsdessert. Er sah zu Harry auf. »Ich bin überrascht, dass du ihn nicht aufgefuttert hast.«

      »Ach, halt die Klappe. So etwas würde ich doch nie tun.«

      Mark lachte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Harry genau das getan hatte.

      Harry zuckte mit den Schultern. »Außerdem hat sie extra zwei Kuchen gebacken und mir gesagt, sie werde sich nächstes Mal vergewissern, dass du deinen auch wirklich bekommen hast.«

      Das klang schon glaubwürdiger. »Wenn sie fragt, werde ich ihr sagen, dass du ein wundervoller Cousin bist.« Er trat zur Seite und bat Harry mit einer Geste hinein. »Hast du Zeit für einen Kaffee?«

      Harry seufzte und sah zerknirscht aus. »Ich würde töten für einen Kaffee. Aber ich bin schon zu spät dran und will nicht, dass Wes es herausfindet.«

      Fuck, nein. Mark gefiel es überhaupt nicht, dass Wes Harrys Beta war, aber man konnte es nicht ändern. Er zog Harry für eine weitere Umarmung zu sich heran und schob ihn dann sanft von sich. »Dann geh mal besser. Aber ruf mich doch später an, wir machen etwas aus. Vielleicht könnte ich ja mal wieder versuchen, uns etwas zu kochen.«

      Harry lachte und wandte sich zum Gehen. »Ich bin mir nicht sicher, ob das so einladend klingt«, rief er noch über seine Schulter.

      Mark sah ihm dabei zu, wie er um die Ecke bog, dann schloss er die Wohnungstür und versperrte sie.

      Obwohl es erst vierzehn Uhr war, gähnte er. Sofort fielen ihm Newells Anweisungen wieder ein. Er hatte gesagt, dass Mark mit niemandem reden sollte. Shit, hoffentlich fand er nicht heraus, dass Harry da gewesen war. Mark wollte auf keinen Fall, dass Harry in die Sache hineingezogen wurde. In einem Punkt hatte Newell jedenfalls recht: Er brauchte dringend Ruhe. Da er ihm quasi befohlen hatte, die Wohnung nicht zu verlassen, konnte er ja ebenso gut das Beste draus machen.

      Mark legte sein Handy auf den Nachttisch, zog sich die Jeans aus und verkroch sich unter der Bettdecke. Sein Kopf hatte kaum das Kissen berührt, als ihn der Schlaf auch schon überwältigte.

      Als sein Handy vibrierte, schreckte Mark hoch. Immer noch halb schlafend, griff er danach. Er machte sich nicht die Mühe, aufs Display zu sehen. Nur wenige Leute hatten seine Nummer. Wenn jemand anrief, war es ziemlich sicher wichtig. Er drückte sich das Handy ans Ohr. »Hallo?«, fragte er, rollte sich auf den Rücken und gähnte.

      »Liegst du im Bett?« Wills Stimme dröhnte so laut in seinem Ohr, dass Mark das Handy ein Stück weiter weg hielt.

      »Ja.«

      »Du fauler Sack.«

      Mark gähnte erneut. Wenn er am Nachmittag einschlief, fühlte er sich nach dem Aufwachen immer richtig mies. Zumindest eine Weile. »Hey, dieser Morgen war einfach nur beschissen. Ich habe mir ein bisschen Ruhe verdient.« Die Worte waren ihm einfach entglitten, bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte.

      Verdammte Scheiße.

      Vielleicht würde Will nicht nachhaken.

      »Deshalb rufe ich an. Ich habe ein paar Leute gefragt, was passiert ist. Aber niemand scheint es zu wissen. Normalerweise hört Newell gar nicht mehr auf zu labern, wenn er von einem Meeting mit Harley zurückkommt …«

      »Pssst. Wo zur Hölle bist du?« Newell würde Will eine Woche lang Clubtoiletten putzen lassen, wenn er ihn so reden hörte. Und diesen Job hasste wirklich jeder.

      »Ganz ruhig. Guck mal auf den Überwachungsmonitor, dann weißt du, wo ich bin.«

      Mark warf einen Blick auf den Bildschirm, der an der Wand hing. Will stand vor seiner Wohnungstür und winkte in die Kamera.

      »Warum hast du nicht an der Tür geklingelt?«

      »Hab ich doch.«

      »Oh.« Mark sah zu seiner geschlossenen Schlafzimmertür. »Shit, ich habe die Tür zugemacht. Kein Wunder, dass ich dich nicht gehört habe.« Die Schlafzimmer und die Badezimmer waren die einzigen völlig schalldichten Räume in den Wandlerwohnungen. Mark schloss die Schlafzimmertür normalerweise nur, wenn er Gesellschaft hatte oder wenn er sich einen runterholte.

      Will lachte. »Ich will es gar nicht so genau wissen. Steh einfach auf und lass mich rein.«

      Mit einem Ächzen rollte sich Mark aus dem Bett, trottete zur Wohnungstür und öffnete sie.

      »Danke.« Will grinste und tätschelte ihm die Schulter, als er eintrat.

      Sobald Mark die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, packte er Will am Arm und zog ihn durch seine Wohnung ins Schlafzimmer. Nur hier blieb ihr Gespräch auch tatsächlich privat.

      Will nahm auf Marks ungemachtem Bett Platz und sah ihn halb verwirrt, halb neugierig an. »Du weißt, dass du nicht mein Typ bist, oder?«

      Mark ignorierte das. »Du musst vorsichtiger sein. Wenn du solche Sachen sagst, obwohl dich jemand hören könnte, wirst du eines Tages richtige Probleme kriegen.«

      Will verzog das Gesicht. »Wer soll mich schon hören? Die meisten Leute im Haus sind auf der Arbeit. Und den anderen ist es scheißegal, was ich sage. Es ist ja nicht so, als würde Wes hier wohnen. Oder jemand aus seiner Einheit.«

      Gott, Mark hätte so gerne mit Will darüber geredet, ihm alles erzählt, was Alpha Harley heute Morgen gesagt hatte. Aber Jason hatte es ihm verboten. Es ging nicht nur um Wills Sicherheit, sondern auch um seine eigene. Außerdem wollte Mark nicht gegen die Befehle seines Betas handeln. »Bitte pass einfach auf, was du sagst, Will. Du weißt nie, wer dich hören könnte.«

      Diesmal stand Will auf und ging auf Mark zu, der immer noch an der Tür lehnte. Er legte Mark eine Hand auf die Schulter. »Was ist denn los? Was ist heute Morgen beim Treffen mit dem R-Rudel passiert?«

      Mark schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht darüber sprechen. Bitte frag nicht.«

      »Ich habe vorhin Jason getroffen. Er hat mir gesagt, dass ich nichts über die Jacken erzählen solle, die Newell uns geschenkt hat. Angeblich, weil Newell normalerweise niemandem etwas schenkt und weil keiner es erfahren soll.« Er drückte Marks Schulter und suchte seinen Blick. »Ich fand das irgendwie seltsam. Jason war ungewöhnlich wortkarg. Ganz anders als sonst; er ist ja normalerweise so entspannt. Hat das etwas damit zu tun, was heute passiert ist?«

      »Fuck, ich würde es dir so gerne erzählen, aber …«

      »Aber du kannst nicht, ich verstehe schon.«

      Es ist zu deiner eigenen Sicherheit. Ich will dich nicht in Gefahr bringen.

      Will wandte sich um, ging zu Marks Bett und nahm wieder Platz. Dann rollte er sich auf den Rücken und starrte an die Decke. »Ich weiß nicht, was Newell damit erreichen will. Ich meine, das R-Rudel wird es doch sowieso erzählen, also wird es am Ende ohnehin rauskommen. Er sollte ein Rudeltreffen einberufen und seinem eigenen Rudel verdammt noch mal erzählen, was los ist, damit wir es nicht von jemand anderes erfahren müssen.«

      Es war innerhalb ihrer Einheit kein Geheimnis, dass Will seinem Alpha keinen Respekt entgegenbrachte. Die sechs Wandler unter Jason waren miteinander eng befreundet und Mark hätte allen von ihnen sein Leben anvertraut. Zum Glück war Will aber schlau genug, niemandem außerhalb ihrer Einheit auf die Nase zu binden, was er von Newell hielt.

      Mark setzte sich neben ihn

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