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der Dubas spuckten wieder Feuer und Eisen aus. Eine Kugel knickte einen jungen Baum um, die beiden anderen ließen Erde und Gras hochspritzen. Aber das war noch nicht alles. Eine Flaschenbombe torkelte durch die Luft.

      „Aufpassen!“ heulte Dario.

      Vor ihm griff sich plötzlich einer der Kerle an die Brust. Er gab noch einen gurgelnden Laut von sich, dann kippte er auf den Rücken. Aus seiner Brust ragte der Schaft eines Pfeiles.

      „Die haben Pfeil und Bogen“, keuchte Brodzu. „Was sind das bloß für Kerle?“ Weiter gelangte er nicht. Die Höllenflasche detonierte, und noch einmal flog den Galgenstricken das Inferno um die Ohren. Fazit: Noch ein dritter Bandit blieb auf der Strecke.

      Jetzt war auch Silvestro überzeugt, daß es klüger war, sich zu verziehen.

      „Weg!“ stieß er hervor. „Sonst gehen wir alle drauf!“

      Die Banditen krochen zu ihren Pferden und entfernten sich mit den Tieren. Von Bord der Dubas dröhnte ihnen ein „Arwenack“-Ruf nach, aber damit wußten sie nichts anzufangen. Die Porceddus und ihre Kumpane suchten den nahen Wald auf. Hier waren sie vor Schüssen aller Art, vor Wurfgranaten und Pfeilen sicher.

      „Das war’s zunächst“, sagte der Seewolf. „Aber sie werden uns beobachten und uns auf den Fersen bleiben.“

      „Damit müssen wir rechnen“, sagte Ben Brighton.

      Kemil und Balat Haydar standen mit ihren Geldsäcken auf dem Deck des Zweimasters und musterten die „Giaurs“, als handle es sich um Gespenster.

      „Ist das wirklich wahr?“ sagte Kemil Haydar. „Daß ihr so gut kämpfen könnt? Ihr seid noch besser als die türkische Marine.“

      „Ist das als Lob zu verstehen?“ fragte Philip junior lächelnd.

      „Ja.“

      „Wer seid ihr?“ erkundigte sich Balat Haydar.

      „Unser Kapitän ist Philip Hasard Killigrew“, erklärte Hasard junior. „Er steht dort.“ Er wies auf seinen Vater, dann auf seinen Bruder und sich. „Wir sind seine Söhne. Die meisten Männer unserer Crew stammen aus England. Wir sind freie Seefahrer.“

      Kemil Haydar und sein Sohn verneigten sich tief vor dem Seewolf. Als sie sich wieder aufrichteten, sagte der Kaufmann: „Allah sei gelobt. Wir haben Ihnen unser Leben zu verdanken, großer Philip Hasard Killigrew, und stehen ewig in Ihrer Schuld. Was können wir tun, um Ihnen unseren Dank zu erweisen?“ Er deutete auf die Säcke. „Diese Säcke sind mit Geld gefüllt, Sie gehören Ihnen und Ihren Männern.“

      Hasard schüttelte den Kopf. „Das kann und will ich nicht annehmen. Meine Männer und ich haben Ihnen geholfen, weil Sie in Not waren. Das ist alles. Wir haben unsere Pflicht als Menschen erfüllt. Sie sind uns nichts schuldig. Verraten Sie mir aber eins. Wer sind die Banditen?“

      „Die Brüder Porceddu und ihre Meute“, erwiderte Kemil Haydar.

      „Sind es Griechen?“ fragte Don Juan.

      „Nein, Sarden“, antwortete der Kaufmann. „Schnapphähne der übelsten Sorte. Sie schrecken vor nichts zurück. Sie morden wie die Wölfe. Und sie entführen Frauen.“

      „Das haben wir schon gehört“, sagte der Seewolf. Er berichtete von der Begegnung mit den Fischern von Beikoz. „Warum gibt es keine Garde oder Soldaten, die diesen Banditen das Handwerk legen?“

      „Ach, das hat viele Gründe“, entgegnete Kemil Haydar. „Die Türkei ist kein sehr gut organisiertes Land. Die Städte sind untereinander verfeindet. Keiner arbeitet gern mit dem anderen zusammen. Und das Bergland ist eine Wildnis, in die sich kaum jemand traut.“

      „Die Dodullu-Berge, nicht wahr?“ erkundigte sich Hasard.

      „Ja.“ Wieder staunte Kemil Haydar. „Ihr kennt euch aber gut aus.“

      „Auch das haben wir von den Fischern erfahren“, erklärte der Seewolf.

      „Ja, die sind ein redseliges Völkchen“, sagte der Kaufmann.

      „Aus welchem Ort seid ihr?“ wollte Hasard wissen.

      „Üsküdar“, erwiderte Kemil Haydar.

      „Liegt das bei Beylerbey?“ fragte Ben Brighton.

      „Etwas weiter südlich“, erklärte Haydar. „Üsküdar ist größer und schöner als Beylerbey.“

      Hasard deutete zum Wald. „Die Banditen lecken jetzt ihre Wunden und verschnaufen. Ganz zurückziehen werden sie sich nicht, wie ich sie einschätze.“

      „Sarden sind sehr rachsüchtig“, sagte Don Juan. „Sie beratschlagen jetzt, wie sie uns am besten überrumpeln.“

      „Deshalb schlage ich vor, Sie bleiben bis Üsküdar bei uns an Bord“, sagte der Seewolf zu den beiden Türken. „Dann kann Ihnen nichts mehr passieren.“

      „Und die Pferde?“ fragte Ferris Tucker.

      Kemil Haydar lächelte. Wieder verneigte er sich. „Ich danke Ihnen für dieses großzügige Angebot, Kapitän Killigrew“, sagte er. „Oh, die Pferde finden den Weg nach Hause allein. Sie kennen sich bestens aus.“

      So segelte die Dubas weiter. Sie blieb weiterhin gefechtsbereit. Bill und Dan ließen die Wälder nicht aus den Augen. Sie konnten die Banditen nicht sehen, doch sie vermuteten, daß diese dem Segler folgten.

      Die beiden Pferde der Haydars trotteten am Ufer entlang. Bald waren sie der Dubas um gut eine halbe Meile voraus. Der Gedanke an den wannen Stall und das Futter, das auf sie wartete, schien sie anzuspornen.

      Häufiger waren nun Häuser und Siedlungen zu beiden Seiten des Bosporus zu erkennen. Und immer öfter tauchten Segler auf, deren Besatzungen neugierig zu der Dubas starrten. Nach einer Stunde glitt der Zweimaster an Beylerbey vorbei. Etwas später deutete Kemil Haydar voraus und wies die Mannen auf den Hafen hin, dessen Becken sich am Ostufer öffnete.

      Gegenüber, an der westlichen Seite, erhoben sich im milchigen Licht des zur Neige gehenden Tages die Zwiebeltürme von Moscheen und die spitzen Nadeln der Minarette aus einem Meer von Dächern.

      „Istanbul“, sagte der Seewolf.

      Dario und Silvestro Porceddu dachten nicht daran, ihre Kumpane zu bestatten, die bei dem Gefecht ums Leben gekommen waren. Sie hatten nur eines im Sinn: Rache.

      Büßen sollten die Giaurs von der Dubas, die gewagt hatten, den Haydars zu helfen und das Feuer auf die Sarden zu eröffnen. Sterben würden sie – auf grausame Weise. Und auch die Haydars würden verrecken. Das schworen sich die Porceddus und ihre Spießgesellen.

      Also galt es, die Dubas fortan nicht mehr aus den Augen zu lassen. Mit finsteren Mienen verfolgten die Banditen aus ihrer Deckung im Wald, wie der Zweimaster weitersegelte. Am Ufer trabten die Pferde von Kemil und Balat Haydar.

      „So“, sagte Silvestro mit verzerrtem Gesicht. „Die Hurensöhne geleiten die beiden Türkensöhne sogar noch feierlich nach Hause, wie’s scheint.“

      „Ja“, sagte Dario erbittert. „Aber wir bleiben ihnen auf den Fersen. Wohin sie auch fahren, sie entgehen uns nicht.“

      „Ich werde sie mit meinem Säbel köpfen“, sagte Brodzu. „Einen nach dem anderen.“

      „Erst sind wir an der Reihe“, sagte Silvestro. „Mein Bruder und ich. Noch nie ist uns eine derartige Schmach zugefügt worden.“

      „Es ist unsere erste Niederlage“, sagte Dario.

      „Wer sind diese Hunde?“ fragte einer der Banditen. „Woher kommen sie?“

      „Keiner von uns weiß es“, erwiderte Dario. „Aber wir werden es herauskriegen.“

      Die Meute setzte sich in Bewegung. Im Schutz der Bäume und Büsche folgte sie der Dubas. Der Kurs des Zweimasters führte nach Süden, vorbei an Beylerbey und anderen Vororten von Üsküdar und Istanbul.

      „Hölle“,

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