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junior schrie etwas auf türkisch zu den Kerlen hinüber. Das wirkte. Plötzlich lachten die fünf. Einer von ihnen erwiderte etwas, was die Arwenacks ihrerseits nicht verstanden.

      Philip junior rief noch ein paar Worte, und die Kerle antworteten erneut mit einem grölenden Gelächter. Sie schienen sich prächtig zu amüsieren.

      „Sie sind Türken“, erklärte Hasard junior seinem Vater und den anderen Mannen. „Und wir befinden uns hier in der Türkei.“

      „Was?“ Hasard konnte sein Erstaunen nicht verbergen. „Nach der langen Irrfahrt wieder in der Türkei?“

      „Das ist wirklich ein starkes Stück“, sagte Shane.

      „Hört denn diese Türkei nie auf?“ brummte Ferris Tucker.

      „Um welche Meerenge handelt es sich?“ fragte der Seewolf.

      „Um den Bosporus“, entgegnete Hasard junior.

      „Na, das hört sich ja doch gar nicht so schlecht an“, sagte Ben. „Auf diese Weise gelangen wir nach Istanbul, wie uns das der gute Güngör erklärt hat.“

      „Richtig“, pflichtete Hasard ihm bei. „Und von dort aus geht’s hinüber ins Mittelmeer.“

      „Dann nichts wie klüsen“, sagte der Profos. „Wenn wir erst im Mittelmeer sind, gibt’s bestimmt wieder Schweinefleisch und guten Schnaps.“

      „Wünsche hat der Mensch“, sagte der Kutscher mit schwachem Grinsen. Aber er selbst träumte auch von halbwegs heimatlichen Gaumenfreuden.

      Der Einmaster glitt inzwischen an Backbord der Dubas vorbei. Die fünf Kerle johlten und pfiffen. Sie lachten wieder, besonders, als sie den Schimpansen Arwenack, den Papagei Sir John und Plymmie, die Wolfshündin, an Bord des Zweimasters erblickten. Auch Batuti, der schwarze Herkules aus Gambia, erregte ihre Aufmerksamkeit.

      Die Mannen winkten zum Gruß, dann waren die Segler aneinander vorbei, und der Einmaster lief nach Norden ab. Die Dubas setzte ihren Kurs nach Süden fort.

      „Sie sind tatsächlich Fischer“, sagte Philip junior. „Sicher habt ihr die Netze gesehen, die auf dem Deck liegen. Sie segeln ins Schwarze Meer, um Barsche und Makrelen zu fangen. Sie kommen aus Beylerbey, das ist ein nördlicher Vorort von Üsküdar auf der östlichen Seite des Bosporus. Dort könne man preiswert einkaufen, haben sie gesagt. Und es lohne sich, den Ort anzuschauen.“

      „Die scheinen ja mächtig stolz auf ihr Nest zu sein“, sagte Carberry. „Was, zur Hölle, sollen wir dort? Proviant, Wasser und Wein haben wir genug, und Rum kriegen wir da bestimmt nicht.“

      „Mal sehen“, sagte der Seewolf. „Vielleicht legen wir eine kurze Pause ein.“

      „Damit irgendwelche Galgenstricke uns mit ihren Messern an die Gurgeln gehen?“ zischte Old O’Flynn. „Nun, da bin ich nicht mit von der Partie. Ich rate dir davon ab, Sir.“

      „Wie wär’s, wenn wir ein wenig türkischen Honig kaufen?“ fragte Mac Pellew. „Das Zeug schmeckt verdammt gut.“

      Die Mannen starrten ihn an, als sei er nicht mehr ganz richtig im Kopf.

      Carberry stieß einen üblen Fluch aus.

      „Sag mal, spinnst du?“ fragte Higgy. „Türkischer Honig, pfui Teufel! Das ist doch was für Weiber!“

      „Du hast überhaupt keine Ahnung“, erwiderte Mac mit einer Miene, als habe er soeben eine Pütz voll Essig ausgetrunken.

      „Das stimmt“, sagte der Kutscher. „Die Türken sind berühmt für ihre Süßigkeiten. Sie sind auch ausgezeichnete Kuchenbäcker.“

      „Klar“, sagte Philip junior grinsend. „Die ganze türkische Küche ist ausgezeichnet.“

      „Also, müssen wir uns hier jetzt einen Vortrag über Fresserei anhören?“ polterte der Profos. „He, Mac, du stieläugiger Rochen, sieh lieber nach, ob euer Kombüsenfeuer noch brennt. Und ihr anderen Rübenschweine, was steht ihr hier eigentlich rum und haltet Maulaffen feil? Was ist das überhaupt für ein Schlendrian? Bewegt euch, ihr Affenärsche, schwenkt eure lahmen Knochen! Es gibt genug zu tun! Mister O’Higgins, du irischer Rotbarsch, wenn du nicht aufpaßt, stolperst du gleich über das Tau hinter dir, das nicht richtig aufgeschlossen ist! Ja, pennt ihr denn heute alle, ihr Kanalratten?“

      Die Männer bezogen ihre Stationen. Es hatte keinen Sinn, sich mit Carberry anzulegen. Wenn der seinen „Rappel“ kriegte, hielt man am besten den Mund. Außerdem war es schon einige Zeit her, daß der Profos mal wieder richtig vom Leder zog.

      Sein Fluchen und Poltern gehörte bei den Arwenacks mit zur Seemannschaft. Das war der springende Punkt: Wenn der Profos nicht brüllte, war er nicht gesund. Jetzt aber schien er aufzuleben. Bald war das Mittelmeer erreicht! Wenn das keine gute Nachricht war!

      Hasard, Ben und die anderen Männer der Schiffsführung versammelten sich auf dem Achterdeck. Sie beratschlagten, was sie in den nächsten Stunden unternehmen sollten – ob sie Istanbul überhaupt anliefen oder nicht.

      Sicherlich – das wußte Hasard schon jetzt – würde es nicht ganz einfach sein, Istanbul völlig unbehelligt zu passieren. Hundert Schwierigkeiten konnten dort auf sie warten.

      „Aber Probleme sind dazu da, in Angriff genommen zu werden“, sagte Don Juan de Alcazar.

      „Stimmt“, erwiderte der Seewolf. „Wir könnten allerdings auch bei Nacht am Hafen von Istanbul vorbeilaufen.“

      „Das findet sich schon“, sagte Ben. „Laß uns doch erst mal dort sein.“

      „Denkt an meinen Beinstumpf“, knurrte Old O’Flynn. „Der zwackt immer noch. Wir kriegen Verdruß.“

      „Wann?“ fragte Shane trocken.

      „Wenn ich das wüßte!“

      „Wir halten weiterhin Augen und Ohren offen“, sagte der Seewolf. „Sollten wir von Schnapphähnen angegriffen werden, wissen wir uns unserer Haut zu wehren.“

      Vorsichtshalber ließ er gefechtsklar machen. Die sechs Drehbassen der Dubas waren bereits geladen. Kupferbecken mit Holzkohlenglut zum Entfachen der Lunten wurden bereitgestellt. Und die Arwenacks hielten auch ihre Musketen und Tromblons griffbereit.

      Wer immer sie angreifen sollte, er würde nichts zu lachen haben.

      In ihrer Panik kletterte Salome auf einen Baum. Sie schrammte sich die Knie auf, rutsche ab und dachte, sie würde es nicht mehr schaffen, aber dann erreichte sie doch einen größeren Ast, richtete sich auf und hielt sich zitternd am Stamm fest.

      Unten sprangen die Hunde am Stamm hoch und schnappten nach den Beinen des Mädchens. Sie knurrten und geiferten. Salome konnte hören, wie ihre Zähne zusammenschlugen.

      Und nun trafen auch die Reiter ein. Allen voran Dario Porceddu. Hart zügelten die Kerle ihre Pferde. Darios Tier stieg mit den Vorderhufen auf und schnaubte wild.

      Salome versuchte sich zu verbergen. Vergebens. Die Kerle hatten sie schon entdeckt. Sie grölten und lachten.

      „Komm herunter!“ schrie Dario.

      Salome antwortete nicht. Sie bebte am ganzen Leib. Ihre Knie wurden weich und drohten nachzugeben.

      „Komm her!“ brüllte der Anführer. „Oder ich hole dich!“

      „Nein!“ schrie sie.

      „Ich dachte schon, sie wäre stumm!“ brüllte einer der Banditen, und die anderen lachten wie verrückt.

      „Mach nicht alles noch schlimmer!“ schrie Dario. „Noch hast du eine Chance! Ergib dich, und es passiert dir nichts! Oder willst du, daß ich dir mein Messer zwischen die Rippen stoße?“

      „Nein!“

      „Dann komm!“

      „Die Hunde!“ jammerte das Mädchen.

      Dario Porceddu glitt vom

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