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Gold stammt nicht von hier, und so rate ich Euch, nicht danach zu suchen. Doch wenn Ihr weiter westlich reist, werdet Ihr einen Wald erkennen und einen Wasserfall, der von einem Berg fällt. Es werden mehrere Tage nötig sein, um dorthin zu kommen, doch dort ist der Fluss, der unter dem Wasserfall mündet. Dort werdet Ihr mehr finden. Vergesst aber nicht, dass dieses Metall für viele den Tod bedeutet hat. Nun geht!“

      Wir umarmten uns in Freundschaft und Anukai stieg hinab zu einem der Kanuten. Als sie davon ruderten, gab Ascanio selbstsicher die üblichen Kommandos und kurz danach blähte sich das Segel hoch am Wind und die Magdalena glitt davon. Wir segelten zunächst nach Süden, und am 6. Juni befahl ich, einen westlichen Kurs einzuschlagen. Ascanio, Eduardo, de Saddeleye und Richard halfen mir dabei, die Karte so genau wie möglich zu zeichnen, was teilweise als schwierig zu bezeichnen war, da Nebel und Stürme uns die Sicht raubten. Ich segelte den Kahn so nah, wie es ging, an der Küste entlang und wir sahen nur Wälder und Hügel, jedoch fanden wir diesen Berg mit dem Wasserfall nicht. Noch nicht.

      Einige Tage Fahrt sollte er entfernt sein, so fasste ich mich in Geduld, die Augen stets auf die Küste gerichtet. Wir segelten langsam, da sich der Wind gelegt hatte und Untiefen unsere besondere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Einer der Templer ließ einen Senkfaden in die See fallen und gab laut die Tiefenmessung von sich. Noch war der Abstand vom Kiel zum Grund sicher, doch das Wasser war hier so klar, dass man den Boden mit bloßen Augen sehen konnte. Und mir gefiel nicht, was ich sah. Ich ordnete an, mehr Abstand von der Küste zu halten.

      Die Nacht brach ein und der Wind blies seine Kühle in unsere Knochen. Dankbar wickelten sich die Männer in die dicken Robbenfelle, und selbst hergestellten Mützen schützten unsere Ohren. Plötzlich hörte ich ein lautes Donnern, es war jedoch nicht das Donnern eines Gewitters oder eines Sturmes, nein, es war das Donnern eines tief fallenden Wasserfalls. Es klang, als ob ein See den Abgrund hinunterstürzen würde, jedoch sahen wir es nicht. Diese Nacht war einfach zu dunkel und der Mond blieb hinter Wolken verdeckt.

      „Lasst fallen Anker!“, schrie Ascanio, nachdem ich das Zeichen gegeben hatte, die Rah einzuholen und hier anzulegen. Schwer fiel das Eisen in den tiefen Grund, und das Surren der Ankertrosse, als diese den Rumpf hinunter schleifte, gab mir das Gefühl der Sicherheit.

      „Postiert die Wachen. Sobald die Sonne aufgeht, werden wir sehen, woher dieses Donnern kommt. Es kann nicht weit sein, so laut, wie es klingt!“

      „Zu Befehl, mein Admiral!“, bestätigte mir Gernot, und als er sich umdrehte, um sich zum Heck zu begeben, wäre er um ein Haar mit Cortez zusammengestoßen.

      „Nun, Albrecht? Werden wir uns hier die Schatullen füllen?“

      „Nicht nur das, Eduardo. Sollte sich dieses Eiland als geeignet erweisen, werden wir ein kleines Ashkelon hier hinstellen. Eine Basis, von der keiner etwas wissen wird außer uns. Stell dich darauf ein, mein Bruder. Falls es uns hier an nichts mangelt, werden wir hier sehr lang residieren. Und zwar so lange, bis man uns in La Rochelle kaum noch vermissen wird.

      Wir brauchen Abstand für die weitere Planung, wie wir weiter vorgehen werden. Ich denke, dieser Ort hier wäre doch das beste Versteck für all die Reliquien und alles andere!“

      „Lass uns darüber entscheiden, Bruder, wenn der Morgen anbricht, ob dies der richtige Ort sein wird!“

      „Du hast recht! Dieses Donnern lehrt mich das Fürchten. Es ist so laut, als ob die ganze Welt am Einstürzen wäre.“

      „Es ist fürwahr ein unheimliches und beeindruckendes Geräusch. So, als ob wir das Ende der Welt erreicht hätten und nun die ganze Welt in das Universum hinabstürzte!“, sagte Cortez leise und tief in sich gekehrt.

      „Jetzt fürchte ich mich noch mehr, Bruder!“

      Wir lachten beide und beschlossen, einen Kelch Wein zu heben und etwas von dem salzigen Hering zu kosten.

      Das karge Kerzenlicht in der Kabine gab etwas Wärme ab, und so legten wir die Robbenfelle nieder, als Richard hereintrat und eine Platte mit dem rohen Fisch absetzte. Leicht angewidert nahm sich Cortez einen Hering und steckte ihn kopfüber in seinen Schlund, darauf folgte sofort ein Schluck Wein, denn der Salzgehalt der Speise war hoch.

      Richard wollte gerade wieder gehen, als Cortez ihn bat, noch zu bleiben.

      „Bruder Richard, wenn Ihr erlaubt?“

      Erstaunt blieb Richard stehen und drehte sich zu Cortez um, denn dieser hatte nie ein Wort mit ihm gewechselt. Ich konnte ein leichtes Verwundern in Richards Verhalten feststellen und vermutete, dass er sich keinen Reim darauf machen konnte, warum nun ich, der Admiral, der diesen Cortez früher wie Abfall behandelt hatte, jetzt hier zusammen mit diesem Delinquenten saß und Heringe und Wein vertilgte.

      „Wie kann ich Euch dienen, mein Herr?“

      „Ihr seid zu gütig, mein junger Freund, und das Letzte, was ich von Euch möchte, ist, dass Ihr mir dient. Nein … Euer Name ist doch Richard Cornwall, nicht wahr?“

      „Ja, der bin ich!“

      „Seid Ihr etwa verwandt mit Sir Robert Basil Cornwall, der rechten Hand des Königs von England?“

      Richards Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig, und ich konnte Scham in seinen Augen sehen. Die Frage, die Cortez ihm gestellt hatte, war ihm ohne Zweifel höchst unangenehm.

      „Warum wollt Ihr das wissen?“

      „Ihr müsst nicht drauf antworten, mein junger Freund. Verzeiht, wenn ich Euch dadurch in Verlegenheit gebracht haben sollte!“

      „Sir Robert Basil Cornwall ist mein leiblicher Vater. Ich bin sein Bastard und somit habe ich keine Ansprüche, weder an Titel noch Besitz. Meine Mutter war eine Dienstmagd, die er sehr liebte. Und da seine Gattin, Lady Mary of York, keine Kinder gebären konnte, leidet die Ehe der beiden bis zum heutigen Tag. Mein Vater wollte sein Amt für mich aufgeben und Lady Mary verlassen, doch da meine Mutter an der Ruhr starb und ich ihn nicht entehren wollte, bin ich ausgerissen und in ein Franziskanerkloster eingetreten. Danach sogar in ein Kartäuserkloster, wo ich das Schweigegelübde ablegte, jedoch die Prüfung nicht bestand. Also bin ich zurück zu den Franziskanern und vertiefte mich in das Studium der Sprachen Aramäisch, Griechisch, Hebräisch, Ägyptisch und ohne Frage natürlich Latein. Ich habe mit meiner Familie abgeschlossen, und das im Guten. Ich habe ein Heim gefunden, und das ist dieser Orden. Ich bin stolz, ein Soldat Christi zu sein. Beantwortet das Eure Frage, mein Herr?“

      „Das tut es in der Tat, Richard. Ich danke Euch. Seid meiner Gunst versichert und verzeiht mir, sollte ich Euch auf irgendeine Art beleidigt haben“, sagte Cortez mit weicher Stimme.

      Richard verbeugte sich und verließ uns sang- und klanglos.

      „Was sagt man dazu? Ich wusste das alles nicht. Aber warum ist das denn wichtig?“, fragte ich neugierig.

      „Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Ich kenne Sir Robert. Ein Ehrenmann und sehr vermögend. Er verfügt über eine ansehnliche Flotte von Barken und versorgt England mit Waren aus dem Festland. Wenn er, Richard, keinen Kontakt mehr zu seinem Vater pflegt, so habe ich keine Bedenken. Ich denke, ich bin nur zu vorsichtig mit den Jahren geworden.“

      „Ich verstehe. Du meinst, unser Richard könnte seinem Vater von unseren Reisen erzählen?“

      „Nicht, wenn das, was er gerade eben gesagt hat, stimmen sollte. Ich denke, wir können ihm vertrauen. Und außerdem: Er hat den Eid abgelegt.“

      „Ja, Eduardo. Dem Orden gegenüber. Nicht uns. Wir kommen nicht umhin, einige unserer Männer hier langfristig anzusiedeln, damit dieses Geheimnis nicht die Runde macht“, fügte ich besorgt an.

      „Und wen willst du für die Heimreise eines Tages aussuchen?“

      „Ich weiß es nicht. Ich denke, das wird die Zeit zeigen!“

      „Vertraust du deinen Männern nicht, Albrecht?“

      „Ich habe gelernt, keinem zu trauen. Und du bist derjenige, der mir das beigebracht hat. Schon vergessen?“

      Eduardo lächelte

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