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      »Ich habe gerade das kalte Büfett in Empfang genommen. Es ist köstlich. Natürlich wieder nichts zum Abnehmen.«

      »Dafür ist so ein Abend wohl auch kaum geeignet. Ich freue mich schon…«

      »Und ich bin neugierig auf deinen Freund. Wie weit seid ihr denn jetzt?«

      »Noch nicht wesentlich weiter. Ich weiß, worauf du anspielst.«

      »Mach es dir nicht so schwer. Nachher bist du enttäuscht, wenn du es so lange aufschiebst…«

      »Ach, Christine, schließlich weiß ich, worum es geht.«

      Christine lachte ihr ansteckendes Lachen.

      »Und wann wirst du ihn den Kindern nun vorstellen? Wird es nicht langsam Zeit?«

      »Ja, vielleicht nächstes Wochenende. Sag du mir erst einmal, wie er dir gefällt.«

      »Ich fühle mich geschmeichelt, obwohl ich sicher bin, daß du nicht auf mich hören wirst, falls er mir nicht gefällt.«

      »Nein, das werde ich nicht. Aber es wäre mir lieber, wenn du ihn magst.«

      »Mach dir keine Gedanken. Was du mir bisher erzählt hast, ist schon okay. Ich muß auflegen, Paul schleicht sich ins Wohnzimmer. Er wird mir lauter Lücken ins Büfett essen, wenn ich nicht aufpasse.«

      »Dann bis heute abend.«

      Julia legte auf, trank ihren Kaffee und stürzte sich anschließend wieder ins Getümmel. Gerade waren fünf Teenies hereingekommen, die sich für eine Party rüsten mußten.

      Die Kinder sollten heute bei ihrer Mutter schlafen. Julia hatte versprochen, nach der Arbeit zum Kaffee zu kommen, bevor sie nach Hause ging, um sich für die Party zurechtzumachen. Nele maulte ein bißchen, weil sie gern mitgefahren wäre. Sie hätte bei Sarah schlafen können, wie sie betonte.

      »Wir besuchen Sarah nächste Woche, versprochen. Heute ist sie bei ihrer Oma.«

      »Dann wollt ihr wohl die Nacht durchmachen, oder?« fragte Nele vorlaut.

      »Nun gönn deiner Mutter den Spaß, Nele. Deine Nächte kommen auch noch.«

      »Ich sag’ ja gar nichts…«

      »Ich erzähle dir morgen, wie es war, Nele. Außerdem bist du doch gern über Nacht bei Oma.«

      »Ja, klar. Wir gehen ins Kino.«

      »Wirklich? Das ist aber schön. Was wollt ihr euch denn anschauen?«

      Gott sei Dank, Nele war abgelenkt. Sie erzählte, daß ihre Großmutter einen neuen Disney-Film ausgesucht hatte und daß sie Popcorn und Cola kaufen würden. Über die Cola ging Julia stillschweigend hinweg. Einmal schadete das süße Getränk sicher nicht.

      Julia legte sich zu Hause erst einmal in die Badewanne, um sich zu entspannen. Leider klappte es damit nicht so gut, denn die Aufregung war größer. Was würde sie heute erwarten? Immerhin hätte sie tatsächlich die Nacht frei… Sollte sie nachgeben, falls Torsten…

      Sie würde sehen. Jetzt nur nichts vornehmen, sondern alles an sich herankommen lassen. Das war der Rat, den ihre Mutter ihr immer gegeben hatte. Aber natürlich spekulierte sie weiter, während sie sich mit der duftenden Bodylotion eincremte und dann die schöne Unterwäsche anzog, die sie für besondere Gelegenheiten hütete.

      Das Kleid umschmeichelte ihre Figur perfekt. Es war nicht zu eng, dezent ausgeschnitten, aber trotzdem sexy. Julia überlegte, ob sie ihre Haare hochstecken oder einfach offen tragen sollte. Schließlich steckte sie es ein bißchen lässig auf und ließ ein paar Strähnen auf die Schultern fallen. Jetzt noch die silbernen Creolen… Sie fand sich schön und hoffte, daß es Torsten genauso sähe.

      Torsten holte sie nicht ab. Sie hatte ihn gebeten, direkt zu Christine zu fahren. Jetzt bedauerte Julia das ein wenig. Sie hätten hier noch einen Schluck Wein trinken können… und ein Kuß wäre auch nicht schlecht gewesen… Bisher hatten sie dazu noch kaum Gelegenheit gehabt. Beim Verabschieden unter den Augen anderer Leute konnte man natürlich nicht die wahre Leidenschaft entfalten.

      Torsten war noch nicht da, als Julia bei Christine eintraf. Sie gratulierte Paul, der sich über das antiquarische Buch, das Julia ihm schenkte, sehr freute. Christine bat Julia anschließend in die Küche.

      »Du siehst umwerfend aus. Übrigens, heute ist ein alter Freund von Paul da, den er noch im letzten Moment eingeladen hat. Sie kennen sich von der Uni, aber er ist kein Arzt, sondern Jurist.«

      »Und warum erzählst du mir das?«

      »Weil er sehr nett sein soll. Ich meine nur, falls Torsten doch nicht der Richtige sein sollte, sei wenigstens nett zu Marius.«

      »Du bist unmöglich, Christine. Ich bin sicher, daß Torsten der richtige Mann für mich ist.«

      »Ich meine ja nur so. Oh, es klingelt schon wieder. Geh ruhig hinüber ins Wohnzimmer.«

      Julia durchquerte die große Diele. Das Wohnzimmer war ebenfalls riesig, aber hier waren bereits eine Menge Gäste anwesend, so daß es nicht so einschüchternd wirkte wie üblich. Julia kannte die meisten und begrüßte sie der Reihe nach. Immer wieder huschte ihr Blick zur Tür. Aber Torsten war immer noch nicht erschienen.

      *

      »Das ist aber eine Überraschung.«

      Julia hatte den Gast auch sofort erkannt. Erst heute nachmittag war seine Mutter bei ihr im Geschäft gewesen, nun sah sie ihn wieder. Normalerweise hätte sie sich sehr darüber gefreut, da er ihr auch jetzt sofort wieder sehr sympathisch war. Aber eigentlich wartete sie nur auf Torsten. Immerhin war es schon fast neun. Wo blieb er nur?

      »Ja, das finde ich auch. Ich habe heute Ihre Mutter kennengelernt.«

      »Ihr kennt euch? Na, so etwas…«

      »Nicht direkt, Paul. Du kannst uns schon einander vorstellen.«

      »Oh, Entschuldigung. Also, das ist Marius Dorn, genauer Dr. Dorn, ein alter Freund von mir. Und das ist Julia Bogner, die beste Freundin meiner Frau Christine und auch meine. Julia gehört sozusagen zur Familie.«

      Julia und Marius Dorn reichten sich die Hände. Das war also der Mann, auf den Julia ein Auge haben sollte nach Meinung ihrer Freundin. Wenn es keinen Torsten gäbe, wäre er sicher nicht uninteressant.

      »Nett, daß Sie auch hier sind. Ich kenne ja sonst niemanden. Und Paul habe ich auch lange nicht mehr gesehen. Wir trafen uns neulich rein zufällig.«

      »Christine erzählte es mir.«

      »Und Sie haben heute meine Mutter getroffen? Ich hatte ihr von dem Geschäft erzählt, in dem ich ihre Ohrringe gekauft habe.«

      »Ja, sie hat sich ein weiteres Paar gekauft. Sie ist eine beeindruckende Frau.«

      »Ja, das kann man wohl so sagen. Ich mag sie.«

      »Das klingt nett. Hoffentlich sagen das meine Kinder später auch einmal von mir.«

      »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie etwas anderes sagen könnten.«

      Julia lächelte und bedankte sich. Der Blick, den Marius Dorn ihr zuwarf, war voller Bewunderung.

      »Noch sind sie sehr jung. Da kann ich noch viel falsch machen.«

      »Ist Ihr Mann auch hier?«

      Er wollte also wissen, ob sie allein mit den Kindern lebte…

      »Ich bin geschieden. Aber mein… Freund muß noch kommen.«

      »Ach so…«

      Seine Enttäuschung war nicht sichtbar, obwohl Julia meinte, sie aus seiner Stimme herauszuhören. Sie fühlte sich ein bißchen unsicher, weil sie ihn nicht kränken wollte.

      Andererseits erfaßte sie allmählich eine solche Unruhe, daß sie am liebsten allein wäre. Wo blieb Torsten? Was konnte ihn so lange aufhalten?

      In diesem Moment kam er. Julia

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