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Kaiser.«

      »Kinder«, Frau Wagenfeld drückte ihr Gesicht auf Lauras Haar und gleichzeitig strahlte sie Julian an.

      »Heißt das, daß ich plötzlich einen Sohn bekommen habe?«

      »Omi, so was brauchen wir nicht«, erklärte die Kleine energisch. »Du hast doch mich, und Herr Kaiser gehört dir auch ein bißchen.«

      »Sie duldet keine fremden Götter neben sich«, lachte Herr Poppel. Es sollte heiter klingen, dieses Lachen, aber statt dessen zitterten Tränen darin. Aber er war nicht traurig, er war glücklich. Sie würde fortgehen, seine Laura. Aber diesem Mann gönnte er sie.

      Abends, als sie mit den Wirtsleuten zusammen in der behaglich eingerichteten Schwarzwaldstube saßen, sagte Julian – natürlich saß er nahe neben Laura, ließ sie nicht aus seinen Armen, wenn auch das Weintrinken so ein wenig schwierig war: »Laura und ich werden heiraten.«

      »Du hast mich ja noch gar nicht gefragt.« Laura hatte einen kleinen Schwips, aber nicht nur vom Wein. Ihr war das Glück in den Kopf gestiegen.

      »Du wirst auch nicht gefragt. Du hast schon viel zuviel Unsinn gemacht. Sie hätte beinahe mein Herz gebrochen«, erklärte er den Wirtsleuten mit tragischem Gesicht, nur paßten seine lachenden Augen nicht zu seiner Miene. »Unterbrich mich nicht immer, Frau Hartinger. Wir werden heiraten, so rasch wie möglich. Herr Poppel, oder darf ich Joachim sagen? Ich weiß natürlich, daß du als Älterer mir das Du anbieten mußt, aber ich bin viel zu glücklich, um auf diese Feinheiten Rücksicht zu nehmen. Joachim, die Stadt, in der ihr lebt, ist auch meine Stadt, weil meine Laura in ihr glücklich ist. Ich werde mein Büro dorthin verlegen. Bestimmt werden wir eine passende Bleibe dafür finden.«

      »Du darfst bei mir und Herrn Kaiser schlafen«, erklärte Stephanie und hopste ihrem neuen Freund auf den Schoß. »Wir haben noch viel Platz. Nicht, Mama, das darf er doch?«

      »Wenn doch Papa bei uns wäre«, flüsterte Frau Wagenfeld traurig. »Er sollte hier sein.«

      »Ich habe ihn schon angerufen«, lachte Julian. »Ich könnte natürlich auch zu ihm fahren und ihn um Lauras Hand bitten. Aber ich finde, wir alle haben einen Urlaub in diesem wunderschönen Haus verdient.«

      Laura warf ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn stürmisch.

      »Nicht so dolle«, mahnte Stephanie eifersüchtig. »Das ist mein Papa, das du das nur weißt.«

Cover Nele muss leben!

      »Ich muß dich unbedingt sehen, Christine. Hast du heute abend Zeit?«

      »Kann ich einrichten. Soll ich zu dir kommen?«

      »Wenn es geht, wäre es einfacher, dann brauche ich keinen Babysitter.«

      »Wenn Nele hört, daß du sie als Baby bezeichnest, wird sie wieder einen Anfall kriegen.«

      Julia lachte. Ihre neunjährige Tochter war in dieser Hinsicht wirklich sehr empfindlich. Sie fühlte sich erwachsen.

      »Hört sie ja nicht. Ich koche uns etwas. Um acht?«

      »Okay, mach dir aber nicht so viel Mühe, ich muß sowieso abnehmen.«

      »Schon wieder?«

      »Ach, hör auf. Ich weiß, davon rede ich seit zwei Jahren.«

      »Denk nicht mehr daran, dann kommt es von selbst.«

      »Was bei mir von selbst kommt, sind nur die Pfunde. Wenn neben mir jemand Schokolade ißt, nehme ich zu. Na ja, so ist es eben. Also, bis heute abend. Deiner Stimme nach zu schließen geht es um einen Mann.«

      Julia kicherte. Sie wollte am Telefon nichts verraten. Alles war noch so neu… selbst für sie. Sie hatte Torsten ja erst vor einer Woche kennengelernt. Aber in dieser Woche hatten sie sich bereits zweimal gesehen.

      Ein Kunde betrat den Laden. Julia mußte ihn selbst bedienen, die beiden Verkäuferinnen machten gerade Mittagspause. Damit nahmen sie es sehr genau.

      Sie ging nach vorn. Der Laden für exklusiven Modeschmuck, als dessen Geschäftsführerin Julia arbeitete, war nicht sehr groß, aber immer gut besucht. Es gab Stammkunden und solche, die eher zufällig hereinschneiten. Der Mann war eindeutig kein Stammkunde. Er sah sich etwas verwirrt um.

      »Kann ich Ihnen helfen?«

      Dankbar drehte er sich zu Julia um. Seine Augen weiteten sich leicht, als er sie ansah.

      Julia war solche Reaktionen gewohnt. Sie sah nach landläufiger Meinung sehr gut aus, was immer das bedeutete. Sie selbst war da kritischer, wenn sie in den Spiegel schaute. Aber wahrscheinlich gab ihr ihre Verliebtheit einen neuen Glanz.

      Sie mußte nur an Torsten denken, dann strahlten ihre Augen wie von selbst.

      »Das wäre wirklich sehr nett. Ich suche ein Geschenk für eine ältere Dame. Sie liebt Modeschmuck und trägt gern Ohrringe, die herunterhängen.«

      »Ach ja, ich verstehe. Mag sie lieber Silber oder Gold?«

      Jetzt wirkte er ein wenig verblüfft.

      »Ich dachte, das ist alles Modeschmuck?«

      »Ich meine, silber- oder goldfarben, um korrekt zu sein«, verbesserte sich Julia lächelnd.

      Er war ein bißchen unbeholfen, aber auf eine nette Art, dachte sie.

      »Oh, entschuldigen Sie, wie dumm von mir. Tja, ich glaube, lieber silberfarben. Sie hat sehr schöne graue Haare.«

      »Und liebt sie Farben in ihrer Kleidung?«

      »O ja, manchmal sogar ein wenig heftig für meinen Geschmack. Flippige Farben, sagt man, glaube ich.«

      Das Wort »flippig« schien aus seinem Mund auch »flippig« zu sein. Als würde ein Teeny ständig »seriös« sagen.

      »Fein. Dann kann es also gern etwas Besonderes sein. Ich muß mal sehen…«

      Julia ging zu einem Ständer mit versilberten Ohrclips hinüber. Sie waren zum Teil mit farbigen Halbedelsteinen besetzt.

      »Wenn Sie hier schauen? Vielleicht gefällt ihr so etwas?«

      Sie nahm ein Paar Ohrringe ab und hielt es ihm hin. Der Kunde schaute nachdenklich darauf hinunter.

      »Ich kann es mir so nicht so gut vorstellen. Könnten Sie sie vielleicht…«

      »Ja, natürlich, obwohl ich wahrscheinlich ein anderer Typ bin.«

      Sie klippte sich einen Ohrring an und hielt mit der Hand ihr langes rotblondes Haar zurück.

      »Sehr schön. Sie können so etwas auch gut tragen…«

      »Ich ziehe es vor, keinen Schmuck zu tragen. Oder nur ganz wenig.«

      Julia sagte das fast entschuldigend.

      »Das ist vielleicht nicht ungewöhnlich, wenn man in so einem Geschäft arbeitet. Oder gerade eben deswegen doch.«

      »Damit haben wir wieder alle Möglichkeiten«, gab Julia lachend zurück.

      Das Gespräch begann ihr Spaß zu machen.

      »Wie immer im Leben. Aber Sie haben recht, pur sehen Sie sehr gut aus.«

      Als wäre er zu weit gegangen, wandte er sich verlegen ab.

      Julia beruhigte ihn.

      »Das denke ich wohl auch. Im übrigen bin ich hier nur Geschäftsführerin, es könnte also auch Käse sein, den ich verkaufe. Obwohl ich Käse gern esse, ist es so allerdings besser.«

      Wieder lachten sie beide. Schließlich, als fiele ihm ein, daß er sie nun schon lange genug aufgehalten habe, bezahlte er die Ohrclips und verabschiedete sich. Julia sah ihn fast mit Bedauern gehen. Mit ihm könnte sie sich vermutlich noch länger unterhalten. Aber möglicherweise würde er wiederkommen.

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