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Plastikdinger gehörten halt dazu.

      »Gibt’s Essen?« wollte er wissen.

      »Ja, gleich. Hände waschen nicht vergessen…«

      »Nee, tu ich nicht.«

      Julia goß die Spaghetti ab und füllte die Teller auf. Nele und Patrick schauten vergleichend von einem Teller zum anderen und setzten sich dann zufrieden hin. Julia achtete immer darauf, daß sie die gleiche Menge auffüllte, um etwaigen Diskussionen zu entgehen. Meistens schaffte Patrick gar nicht alles.

      Nachdem sie noch ein bißchen erzählt hatten, waren die Kinder bereit, sich zu waschen und auszuziehen. Natürlich würden sie auf Christine warten, wie es auch Julia mit zunehmender Ungeduld tat. Sie brannte darauf, endlich von Torsten erzählen zu können.

      *

      »Im Grunde klingt das ja viel zu schön, um wahr zu sein, oder?«

      »Ja, finde ich auch. Aber ich glaube nicht, daß er irgendwo geschwindelt hat. Ich habe seine Büronummer und ebenso die Handy-Nummer, kann ihn also immer erreichen. Wenn er irgendwo eine Frau versteckt hat, würde er das doch wohl nicht machen.«

      »Nein, das glaube ich auch nicht. Und warum solltest du nicht endlich mal Glück haben? Deinen Thomas konntest du ja echt in der Pfeife rauchen.«

      Christine und Thomas hatten sich nie leiden können. Julia überhörte solche Bemerkungen gewohnheitsmäßig.

      »Ich meine, ich weiß ja noch nicht, ob es wirklich etwas Festeres wird. Aber Lust hätte ich schon…«

      »Natürlich hättest du das. Das mußt du gar nicht betonen, man sieht es dir an«, kicherte Christine.

      »Ach, hör auf. Es ist ja nicht gerade so, als ob ich händeringend nach einem Mann gesucht hätte!«

      »Nein, den Vorwurf kann man dir bestimmt nicht machen. Du bist eher ein bißchen sehr zurückhaltend gewesen. Aber ich habe dir ja damals gleich prophezeit, daß da bestimmt mal ein anderer kommt, der besser zu dir paßt. Du wolltest davon nichts hören.«

      »Na klar, so kurz nach der Trennung denkt man daran bestimmt nicht. Ich wollte ehrlich nie wieder in solche Schwierigkeiten geraten. Männer waren für mich tabu.«

      »Gott sei Dank nicht für immer. Es wäre doch ziemlich schade um einige Aspekte, oder?«

      Wieder kicherte Christine. Sie hatte gut lachen. Ihr Ehemann, der Arzt Paul Schneider, war ein wunderbarer Mensch und betete den Boden an, auf dem Christine ging. Die beiden waren wie füreinander geschaffen. Und Sarah, ihre Tochter, vollendete das Glück. Sie war hochintelligent und machte ihren Eltern keine Probleme.

      »Jetzt hör aber auf. Woran du schon wieder denkst…«

      »Sag bloß, daran denkst du nicht?«

      »Ja, schon, aber so schnell gehe ich darauf nicht ein.«

      »Hat er denn schon versucht, dir seine Briefmarkensammlung zu zeigen? Oder was man heute so zeigen will…«

      »Nein, er respektiert mich!«

      »Das ist ja wohl sowieso Voraussetzung. Aber sag schon, ist er so richtig verliebt? Oder schleicht er noch um den heißen Brei herum?«

      »Er hat mir gesagt, daß er es schön findet, mit mir zu sprechen und mich zu sehen. Daß ich ihm… wichtig bin.«

      »Klingt doch ganz vielversprechend. Wann seht ihr euch wieder? Am Wochenende?«

      »Nein… das geht nicht.«

      »Warum nicht? Hat er keine Zeit?«

      Christine wirkte plötzlich mißtrauisch. Julia beeilte sich, ihre Bemerkung richtigzustellen.

      »Er schon, aber ich nicht. Wegen der… Kinder.«

      »Verstehe. Du hast Angst, daß Nele ihn ablehnen könnte.«

      Natürlich hatte Christine sofort den wunden Punkt erkannt.

      Julia nickte.

      »Ich glaube, deine Vorsicht ist nicht ganz überflüssig. Nele wird bestimmt Schwierigkeiten machen. Sie wird Angst haben, daß sie dich verlieren könnte.«

      »Nein, das glaube ich nicht. Sie wird keinen anderen Vater akzeptieren.«

      »Du darfst gar nicht erst den Fehler machen, ihr deinen Torsten als Vater verkaufen zu wollen. Das klappt nie. Sie muß die Gelegenheit haben, sich erst von ihrem Vater zu lösen, freiwillig. Solange er sich nicht um sie kümmert, hat sie bestimmt das Gefühl, ihn erobern zu müssen. Da hat kein anderer Platz. Ersatzweise hängt sie sich stärker an dich. Torsten kann also nur ein Freund sein. Für sie, meine ich.«

      »Das klingt irgendwie plausibel, obwohl mir angst und bange wird, wenn ich das höre. Und Patrick? Befürchtest du da auch Schwierigkeiten?«

      »Nein, eher weniger. Er ist da viel unkomplizierter. Aber ich würde auch noch etwas warten, bis die drei sich kennenlernen. Sei du erst ganz sicher, daß Torsten wirklich der richtige Mann für dich ist. Ich glaube, es wäre fatal, wenn die Kinder sich auf ihn einstellen und dann verschwindet er auch wieder.«

      »Auch! Wie das klingt! Schließlich ist Thomas gegen meinen Willen ausgestiegen, wenn man das so sagen kann. Ich hätte mich gefreut, wenn wir es geschafft hätten. Immerhin habe ich ihn geliebt.«

      »Das weiß ich. Aber du weißt, was ich von ihm halte. Er ist ein krasser Egoist, und das war immer so. Du hast es nur nicht sehen wollen.«

      Julia seufzte und stand auf. Sie wußte, daß Christine recht hatte. Aber es nutzte nichts, darüber weiter zu debattieren. Was vorbei war, war vorbei.

      »Möchtest du noch ein Glas Wein?«

      »Nein, für mich nicht mehr. Ich trinke aber gern noch einen Cappuccino, wenn du einen da hast.«

      »Nur aus der Tüte.«

      »Wie gruselig, aber gut, ich nehme auch den. Du solltest dir endlich mal eine Maschine anschaffen.«

      »Die steht doch nur herum. Ich mag die Tütendinger auch. Richtig schmeckt er sowieso nur in Italien, auf einer Piazza…, in der Sonne…«

      Sie lächelten sich zu. Italien war für beide das Traum-Urlaubsland. Im Moment war für Julia daran nicht zu denken. Ein Urlaub mit den Kindern kostete mehr, als sie sich leisten konnte. Sie verdiente nicht so gut, wie es ihrem »Titel« Geschäftsführerin entsprechen sollte, aber besser diese Anstellung als keine. Ihr Studium in Kunstgeschichte hatte sie dummerweise abgebrochen, als Nele geboren wurde. Thomas bezahlte nur für die Kinder, und das Geld legte Julia eisern auf ein Sparkonto, damit die beiden später studieren konnten.

      »Wir sollten wirklich einmal zusammen nach Italien fahren. Deine Mutter müßte auch mitkommen. Sie kann so wunderbar mit den Kindern umgehen.«

      »Aber einen Urlaub würde sie wohl ablehnen. Sie machte ja immer diese Erlebnisreisen mit ihren Freundinnen. Zum Kinderaufpassen möchte ich sie auch nicht ausnutzen. Ich bin ihr schon dankbar genug, daß sie Nele und Patrick jeden Tag in der Woche nimmt.«

      »So hatte ich das nicht gemeint. Ich mag sie.«

      »Das sage ich ihr. Es wird sie freuen.«

      »Wie wir wohl in dem Alter sind? Ich glaube nicht, daß ich dann Lust habe, auf meine Enkel aufzupassen, jedenfalls nicht jeden Tag. Wenn ich die Pflichten los bin, werde ich reisen…«

      »Warten wir’s ab. Ich mache keine weitreichenden Pläne mehr. Du siehst ja, wie es kommen kann. Als ich heiratete, hätte ich gedacht, es wäre für immer.«

      »Vielleicht jetzt beim zweiten Mal.«

      »Du tust so, als wäre schon alles entschieden…«

      »So verliebt wie du bist, hoffe ich es zumindest für dich. Wann lerne ich den Herrn denn mal kennen?«

      »Ich weiß nicht. Erst sind die Kinder dran, sonst verplapperst du dich vielleicht und dann ist zumindest Nele sauer.«

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