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American Football. Alex von Kuczkowski
Читать онлайн.Название American Football
Год выпуска 0
isbn 9783730704899
Автор произведения Alex von Kuczkowski
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
Im 1936 feierte eine Idee von Bert Bell ihre Premiere: der Draft. Hier suchen sich die Teams nacheinander die besten College-Talente aus und besitzen dann das exklusive Recht, mit ihren Favoriten zu verhandeln. Um für Ausgeglichenheit zu sorgen, darf in umgekehrter Reihenfolge zuerst die schlechteste Mannschaft der Vorsaison auswählen. Danach die zweitschlechteste. Und so weiter und so weiter. Erst ganz am Ende ist der aktuelle Meister dran (mehr dazu in Kapitel #7). Die Einführung des Drafts war ein für das finanzielle Gefüge der NFL überlebenswichtiger Schritt, um extrem steigende Spielergehälter zu vermeiden.
Im Folgejahr 1937 kam eine weitere Mannschaft in die NFL, die wir auch heute noch kennen: die Rams. Was zu diesem damaligen Zeitpunkt noch niemand wusste: Sie wird das einzige Franchise in der Geschichte der NFL sein, das den Meisterpokal in drei unterschiedliche Städte holt. 1945 nach Cleveland, 1951 nach Los Angeles und 1999 nach St. Louis. Ursprünglich gegründet wurden die Rams 1936 in Cleveland gemeinsam von Homer Marshman (*1898, †1989), einem Anwalt, und von Damon Wetzel (*1910, †1985), einem Spielertrainer. Die beiden gaben 1941 aber bereits wieder resigniert auf und verkauften die Rams an Dan Reeves (*1912, †1971) weiter, dem Erben einer Lebensmittelhandelskette. Nach einer Spielpause 1943 wurden die Rams zwei Jahre später der erste NFLMeister nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Angeführt von Quarterback-Neuzugang Bob Waterfield (*1920, †1983), der für seine millimetergenauen Pässe berühmt wurde und gleichzeitig auch ein exzellenter Kicker war. Waterfield machte die NFL zugleich in der Unterhaltungsindustrie bekannt. Von 1943 bis 1968 war er mit der Hollywood-Schauspielerin Jane Russell (*1921, †2011) verheiratet, die unter anderem im Filmklassiker »Blondinen bevorzugt« neben Marilyn Monroe spielte. Die Trikotnummer 7, die Waterfield damals trug, wird bei den Rams nicht mehr vergeben.
1946 beschritt Klubbesitzer Reeves völlig neue Wege. Als Abwehrreaktion auf die Konkurrenzliga AAFC (mehr dazu in Kapitel #2) verpflanzte er seine Rams nach Los Angeles und machte sie damit zum ersten NFL-Team an der Westküste der USA. Ein riskanter Plan, der rückblickend aber aufging und der Liga eine neue Tragweite verlieh. Die Rams waren zu dieser Zeit auch das erste Franchise, das begann, wieder afroamerikanische Spieler zu verpflichten. Als Heimstätte wählten sie das riesige LA Memorial Coliseum mit einer Kapazität von 103.000 Plätzen. Es musste schneller Erfolg her, um Profifootball in dieser US-Metropole endgültig zu etablieren. Und den gab es. Dank der besten Offensive der Liga mit einem Quarterback-Duo, bestehend aus Waterfield und dem 1949 neu verpflichteten Norm Van Brocklin (*1926, †1983). Zwischen 1949 und 1955 erreichten die Rams viermal das Finale, gewannen aber lediglich 1951. Van Brocklin, Spitzname »The Dutchman« (»Der Holländer«), hält bis heute den Rekord für die meisten geworfenen Yards in einem Spiel (554). Die Rams waren auch die erste NFL-Mannschaft, die ihre Helme mit ihrem Logo, dem Gehörn eines Widders, verzierten. Running Back Fred Gehrke (*1918, †2002) hatte im Jahr 1948 die Idee dazu. Das kam bei den Fans so gut an, dass bald alle Teams nachzogen.
Nachdem Waterfield und Van Brocklin das Team verließen, war es mit der großen Herrlichkeit in den kommenden Jahren aber erst mal vorbei. Zwar erreichten die Rams zwischen 1967 und 1989 wieder regelmäßig die Meisterrunde und gewannen von 1973 bis 1979 immer ihre Division, aber ins Endspiel zogen sie in dieser Zeit nur einmal ein. Und das verloren sie in der Saison 1979 gegen die Pittsburgh Steelers (19:31). Zudem wurde die Konkurrenz in der eigenen Stadt immer größer. Mit den Meisterschaftstriumphen des Basketballklubs Los Angeles Lakers und des Baseballteams Los Angeles Dodgers sowie dem starken Medieninteresse an Eishockeystar Wayne Gretzky (*1961), der für die Los Angeles Kings spielte, nahm die Popularität der Rams in den 1980ern stark ab.
Es folgte ein weiterer Umzug. Diesmal ging es 1995 nach St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Diese Stadt hatte ihr NFL-Team 1988 an Arizona verloren (mehr dazu in Kapitel #4). Reeves war 1971 verstorben, die Rams waren zu dieser Zeit in den Händen von Georgia Frontiere (*1927, †2008), der Witwe von Carroll Rosenbloom (*1907; †1979), der die Rams 1972 übernahm, nachdem ihm zuvor bereits die Baltimore Colts gehörten (siehe Kapitel #2). Und auch sie hatte Glück, dass das Team in der neuen Heimat schnell in die Erfolgsspur kam. In der Saison 1999 gewannen die St. Louis Rams den Super Bowl. Bekannt waren sie damals als »Greatest Show on Turf« (Die größte Show auf Rasen). Das schnelle, aggressive Angriffsspiel überragte ligaweit alles. Nach einem weiteren Einzug in den Super Bowl der Saison 2001, der aber gegen die New England Patriots verloren ging (17:20), schlug wieder der »Rams-Fluch« zu. Man versank zurück im sportlichen Mittelmaß. Als sich 2008 Milliardär Stan Kroenke (*1947) die Rams krallte (siehe auch Kapitel #11), war ihr Schicksal erneut besiegelt. Der machte von Anfang keinen Hehl daraus, das Franchise zurück nach Los Angeles beordern zu wollen. Seit 2016 ist das Team tatsächlich zurück an der Pazifikküste. Und wieder ist der Start gelungen. In der Saison 2018 führte der Weg der Rams erneut bis in den Super Bowl, in dem man jedoch den Kürzeren zog. Wieder gegen die Patriots (3:13).
Weit vorn waren die Rams auch bei der TV-Präsenz. Weil ihr spektakulärer Offensiv-Football Mitte des letzten Jahrhunderts für beste Unterhaltung sorgte, wurden sie 1950 das erste Profifootball-Team, dessen Saisonspiele allesamt live im Fernsehen gezeigt wurden. Die erste TV-Live-Übertragung eines NFL-Spiels gab es hingegen bereits 1939. Das war damals ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Liga. Und der Beginn einer großen Liebschaft zwischen ihr und dem Fernsehen. Am 22. Oktober 1939 übertrug NBC das Duell der Brooklyn Dodgers und der Philadelphia Eagles in ganzer Länge in der New Yorker Metropol-Region. Das fanden zunächst nicht alle NFL-Funktionäre gut. Sie hatten Vorbehalte. Warum sollten die Menschen denn jetzt noch ins Stadion gehen und auch noch Eintritt dafür bezahlen, wenn sie die Partie doch genauso gut umsonst gemütlich auf dem eigenen Sofa schauen können? Das Absurde an dieser Diskussion: Zu dieser Zeit besaßen in New York gerade mal etwa tausend Menschen überhaupt einen Fernseher …
Ligaboss Joseph Carr bekam dieses historische Ereignis nicht mehr mit. Er verstarb im Mai 1939, nachdem er erst drei Monate zuvor einstimmig für weitere zehn Jahre in seinem Amt wiedergewählt wurde. Er erlitt einen Herzinfarkt. Als sein Nachfolger wurde Carl Storck (*1892, †1950) bestimmt. Der gehörte neben Ralph Hay, George Halas & Co. als Besitzer der Dayton Triangles zu den Mitgründern der NFL. Aus den Triangles wurden 1930 die Brooklyn Dodgers. Storck erlebte, wie mit dem Spiel der Green Bay Packers gegen die New York Giants am 10. Dezember 1939 erstmals die 1-Million-Zuschauermarke während einer NFL-Saison geknackt wurde und wie die Chicago Bears am 8. Dezember 1940 die Washington Redskins im Saisonendspiel mit 73:0 vom Platz fegten. Das ist bis heute der höchste Sieg in der NFL. Im Amt bleiben durfte Storck aber nur bis Anfang 1941. In diesem Jahr entschieden die Teambesitzer, den Posten des Liga-Geschäftsführers künftig als NFL Commissioner zu bezeichnen. Diesen neugeschaffenen Posten sollte Elmer Francis Layden (*1903, †1973) bekleiden. Storck war erbost, fühlte sich ungerecht behandelt und wollte seinen Platz nicht freiwillig räumen. Wenige Wochen später tat er das dann aber doch. Layden übernahm den Laden bis 1946. Er verlegte die NFL-Zentrale aus Oklahoma nach Chicago.
Im Jahr 1941 gab’s eine weitere Neuerung. Weil die Packers und Bears in dieser Saison die NFL West mit jeweils zehn Siegen und einer Niederlage anführten, musste ermittelt werden, welches dieser Teams ins Finale einziehen darf. Das war die Geburtsstunde des ersten Divisional-Playoff-Spiels. Die Bears behielten am 14. Dezember mit 33:14 die Oberhand und gewannen eine Woche später auch das Finale gegen die New York Giants (37:9). In der Folge litt die NFL unter den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Angriff der Japaner 1941 auf Pearl Harbor steckte auch die USA tief mit drin. Im Jahr 1943 war fast die Hälfte aller damaligen NFL-Akteure in die Armee berufen worden. Die Anzahl der Teams und der Saisonspiele