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schon damals eine große Rolle. Thorpe, ein Halbindianer, war ein Sportass. Bei den Olympischen Sommerspielen 1912 in Stockholm holte er Gold für die USA im Fünf- und Zehnkampf und machte auch im Baseball und Basketball eine gute Figur. Football spielte er ab 1915 bei den Canton Bulldogs. Er nahm das Angebot, Chef der American Professional Football Association zu werden, an. Blieb den Bulldogs aber als Spieler erhalten und übernahm gleichzeitig auch noch den Trainerjob des Teams.

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      Ein Ausnahmeathlet: Jim Thorpe

      Zwar wurden seit 1920 erstmals Tabellen aufgelistet. Einen einheitlichen Spielplan gab es aber noch längst nicht. Es war nicht mal vorgeschrieben, wie viele Spiele die Teams mindestens beziehungsweise höchstens machen sollten. Die Meisterschaft wurde verwässert, weil viele APFA-Mannschaften auch weiter gegen Klubs antraten, die nicht in ihrer Liga organisiert waren. 1921 zog sich der bisherige Besitzer der Decatur Staleys aus wirtschaftlichen Gründen zurück. Spielertrainer George Halas und Dutch Sternaman (*1895, †1973), seines Zeichens Quarterback und Running Back des Teams, erwarben jeweils die Hälfte der Anteile an den Staleys und zogen mit der Mannschaft nach Chicago um. Dort wurden sie auf Anhieb Meister der APFA. Auch Thorpe wollte einen Tapetenwechsel. Er schmiss seine Jobs bei den Bulldogs und der Liga hin und schloss sich stattdessen als Spieler, Trainer und General Manager den neugegründeten Oorang Indians an. Eine ausschließlich aus Indianern bestehende Mannschaft aus dem Dörfchen La Rue in Ohio, die 1922 und 1923 in der NFL spielte. Sie wurde von Walter Lingo (*1890, †1966) ins Leben gerufen, einem Terrierzüchter, der seine Hundezwinger-Firma Oorang Dog Kennels bekannter machen wollte. Die Oorang Indians traten bis auf eine Ausnahme ausschließlich auswärts an. La Rue, das knapp 750 Einwohner hat, ist bis heute der kleinste Ort, der jemals ein NFL-Team beherbergte.

      Neuer Ligapräsident wurde im April 1921 Joseph F. Carr (*1879, †1939), der Besitzer der Columbus Panhandles. Er verlegte die Zentrale aus Canton nach Columbus und leitete die Geschicke der Liga bis zu seinem Tod 18 Jahre lang. Carr gilt heute als Vater des professionellen Footballs. Er verpasste der Liga eine Satzung und festere Strukturen. Er ordnete an, dass die Teams ab sofort verbindliche Spielerlisten erstellen mussten, um den bis dato üblichen, pausenlosen Klubwechseln der Spieler Herr zu werden. Ab 1925 durfte keine Mannschaft aus mehr als 16 Spielern bestehen. Für die Meisterschaft swertung galten nur noch die Duelle mit den Ligakonkurrenten in der Zeit von Oktober bis Dezember. Er hob auch Einschränkungen für das Passspiel auf (siehe Kapitel #3). Zudem war Carr der Meinung, dass die Liga noch zu provinziell aufgestellt war. Er trieb vehement die Expansion in die Großstädte ganz Amerikas voran. Auch deshalb wurde die APFA am 24. Juni 1922 zur National Football League.

      Im Jahr 1921 traten auch die Green Bay Packers der Liga bei. Sie wurden bereits 1919 von Curly Lambeau (*1898, †1965), der als Spielertrainer fungierte, gegründet. Lambeau arbeitete damals für die Indian Packing Corporation, die ihm 500 Dollar gab, um ein Football-Team auszustatten. Die Firma bestand im Gegenzug darauf, dass die Mannschaft nach ihr benannt wird. Nach anfänglichen Finanzproblemen schaffte es Lambeau mit Hilfe anderer Geschäft sleute, die Packers 1923 in eine gemeinnützige Organisation umzuwandeln. Die Mannschaft ist damit nicht Eigentum eines einzelnen Besitzers, sondern gehört mehr als 360.000 Aktionären (mehr dazu in Kapitel #11). Historisch sind die Packers nach den Arizona Cardinals und den Chicago Bears das drittälteste noch immer bestehende Mitglied der NFL. Da die Packers und Bears seit ihrem ersten Duell jedes Jahr aufeinandertreffen, besteht zwischen diesen beiden Teams die längste Rivalität in der Geschichte der Liga. Deshalb dürfen diese beiden Teams am 5. September 2019 zum Jubiläum auch die 100. NFL-Saison eröffnen. Green Bay ist mit 13 Meisterschaften (neun Titel vor und vier Titel in der Super-Bowl-Ära) der Seriensieger der Liga. Den letzten Triumph gab es in der Saison 2010. Doch dazu – und auch zu Lambeau – später mehr.

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      Ralph Hay, dessen Tatkraft die NFL überhaupt erst ins Rollen brachte, verabschiedete sich unterdessen aus dem Football-Geschäft. Er verkaufte die Canton Bulldogs vor der Saison 1923, obwohl sie in der Spielzeit zuvor ungeschlagen Meister wurden. Es hatte aber nichts daran geändert, dass Hay für sein Team weiterhin mehr Geld ausgab als einnahm. Davon hatte er nun die Nase voll. 1927 stellten die Canton Bulldogs ihren Spielbetrieb endgültig ein.

      GRANGE UND NAGURSKI:

      DIE ERSTEN STARS

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      Neues Aushängeschild der NFL wurde ab 1925 Harold Grange (*1903, †1991). Eine Naturgewalt. Und zwar in der Offensive und der Defensive. Es war nämlich lange üblich, dass Football-Spieler nicht nur eine, sondern gleich mehrere Positionen ausfüllten. Für viele Experten gilt er bis heute als der beste College-Spieler aller Zeiten. Genannt wurde er »Red« und »The Galloping Ghost« (»Der galoppierende Geist«). Halas holte Grange nach Chicago. Die Staleys hießen seit 1922 Bears. Das erste Spiel für sein neues Team, ein tristes 0:0 im »Derby« gegen die Chicago Cardinals, sahen 36.000 Zuschauer im Wrigley Field. Das war zur damaligen Zeit ein neuer Besucherrekord für die NFL. Grange war an den Zuschauereinnahmen beteiligt. Beim Auswärtsspiel der Bears im Dezember 1925 bei den New York Giants, die damals ihre Debütsaison feierten, kamen sogar doppelt so viele Menschen ins Stadion. Das rettete die Giants vor dem finanziellen Ruin. Sie waren eines von fünf Teams, die damals neu in die NFL kamen. Während die Detroit Panthers, die Providence Steam Roller, die Pottsville Maroons und die wiederbelebten Canton Bulldogs (sie waren 1924 die Cleveland Bulldogs) aber nicht lange überlebten, gibt es die Giants bis heute. Gegründet wurden sie von Tim Mara (*1887, †1959), der als selbstständiger Buchmacher für Wetten bereits in jungen Jahren vermögend wurde. Um ein NFL-Team in New York aufbauen zu dürfen, zahlte er 500 Dollar. Auch heute ist dieses Franchise noch in der Hand der Mara-Familie.

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      George Halas, Gründer, Trainer und Besitzer der Chicago Bears im Jahr 1922

      Zurück zu Grange. Der Hype um ihn war riesig. Deshalb ging Halas mit seinen Bears nach Ende der Saison 1925 noch auf Tour, tingelte mit dem »Galloping Ghost« am Nasenring durch die Football-Manegen der USA. Diese Reisen mit acht Spielen in zwölf Tagen in St. Louis, Philadelphia, New York, Washington, Boston, Pittsburgh, Detroit und Chicago – kurz darauf folgte dann auch noch ein weiterer Neunspiele-Trip in den Westen und Süden der USA – war anstrengend und bot sportlich daher nicht das beste Niveau. Aber die Stadien waren voll und so war der Trip zumindest finanziell ein großer Erfolg. Für Halas, die Bears – und Grange. Dessen Manager, Charles Pyle (*1882, †1932), wurde in den Folgemonaten aber immer geldgieriger und bekam den Hals nicht voll. Was zur Folge hatte, dass Grange die Bears nach nur einer Saison wieder verließ. Er kehrte zwar 1929 zu ihnen zurück, konnte aber wegen einer mittlerweile erlittenen, schweren Knieverletzung nie wieder an seine besten Zeiten anknüpfen.

      Die NFL und die Bears hatten da schon längst eine neue Attraktion: Bronko Nagurski (*1908, †1990), Spitzname: »Monster of the Midway« (»Monster der Mitte«). Der Sohn ukrainischer Einwanderer war auf beiden Seiten des Football-Feldes gefürchtet, er ging sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung kompromisslos zur Sache und war kaum zu stoppen. Für die Bears rollte er ab 1930 wie eine Dampfwalze über den Rasen. Mit seinen über 100 Kilo purer Kraft bei 1,88 Meter Körpergröße war er der erste Prototyp der heutigen Running-Back-Generation. Nagurski war auch Zeitzeuge des ersten inoffiziellen »Playoff-Spiels« in der Geschichte der NFL. Am Ende der Saison 1932 lagen die Bears und die Portsmouth Spartans (die heutigen Detroit Lions) nämlich gleichauf an der Tabellenspitze. Um den Meister zu küren, wurde ein zusätzliches Spiel im Chicago Stadium, eine 1929 eröffnete Halle, in der sonst das Eishockey-Team Chicago Blackhawks aus der NHL spielte, vereinbart. Draußen war ein Kickoffunmöglich, weil ein Schneesturm über der Stadt herrschte. Chicago gewann mit 9:0. Nach einem Zwei-Yard-Pass von Bronko Nagurski in die Endzone sorgte Harold Grange für den entscheidenden Touchdown. Für die Bears war es der zweite Titel nach 1921.

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      Weil

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