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American Football. Alex von Kuczkowski
Читать онлайн.Название American Football
Год выпуска 0
isbn 9783730704899
Автор произведения Alex von Kuczkowski
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
Die heutigen NFL-Stars bekommen eine Menge Geld. Wenn sie lange genug durchhalten, sind es am Karriereende nicht selten dreistellige Millionenbeträge. Selbst stark übergewichtige Männer. Die Liga aber scheffelt noch viel mehr Kohle. Sie hat milliardenschwere Deals laufen. Mit TV-Stationen, Ausstattern und Werbepartnern. Die Spieler verdienen gut, aber die Eigentümer der 32 NFL-Franchises sahnen richtig ab. Alle Teams haben ihren Wert in den letzten Jahren verdoppelt und verdreifacht. Letztlich profitieren alle. Außer die hübschen Cheerleader, die zum Football gehören wie Bier und Fast Food. Für sie ist das Ganze nur ein Minusgeschäft. Sie verdienen zum Beispiel an ihren millionenfach verkauften Kalendern keinen Cent. Viele Jahrzehnte gab’s für sie nicht mal den Mindestlohn. Ebenfalls bezeichnend: Die NFL feiert wie bereits erwähnt im Jahr 2019 ihren 100. Geburtstag. Und das, obwohl aus ihrer Historie nicht einwandfrei zu ermitteln ist, ob die Gründung einer strukturell geführten Liga nun 1919, 1920, 1921 oder 1922 erfolgte. Das Motto lautet: »Passt schon. Lasst uns mal so früh wie möglich feiern.« Aus Marketingsicht wäre das ja sonst verschenkt …
Dieses Buch richtet sich an alle NFL-Fans. Es erzählt mal mehr, mal weniger chronologisch die Geschichte dieser Liga. Über die Anfänge, die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, die Wandlung in ein Wirtschaftsunternehmen bis zur Gegenwart. Es erzählt von richtungsweisenden Entscheidungen, von millionenschweren Deals, von ihren vergötterten Stars, aber auch von ihren größten Skandalen. Und deswegen richtet sich dieses Buch auch an alle, die American Football noch nicht für sich entdeckt haben. Für sie ist es eine Einladung, tiefer in diese Sportart und in die NFL einzusteigen, es lohnt sich. Kein Spiel endet 0:0. Hat man erst mal die Regeln verstanden, hat man viel Spaß. Und jede Menge neuer Bekannter. »Football is Family« ist nicht nur ein platter Spruch, sondern in der Footballszene tatsächlich ein gelebter Grundsatz.
#1
DIE AMERICAN
PROFESSIONAL FOOTBALL
ASSOCIATION
Um zu verstehen, was die Gründer der heutigen NFL vor etwa 100 Jahren angestoßen und auf den Weg gebracht haben, beginnt dieses Buch in der Gegenwart. Denn die Männer, die sich damals auf Initiative eines Mannes namens Ralph Hay (*1891, †1944) erstmals im Sommer 1919 in Ohio zusammensetzten, um so etwas wie eine professionelle Football-Liga ins Leben zu rufen, hätten wohl nicht mal in ihren kühnsten Träumen daran geglaubt, wie sich ihr Vorhaben entwickelt. Alle an diesem Tisch wollten Geld verdienen, das ist klar. Dass »ihre« NFL ein Jahrhundert später aber nicht mehr nur eine Sportliga ist, sondern eine Marke, ein global agierendes Wirtschaftsunternehmen, das jedes Jahr Milliarden umsetzt, nein, das war so nicht vorhersehbar. Aber genau das belegen die aktuellen Zahlen, die die Datenagentur Bloomberg Anfang 2019 veröffentlicht hat.
Der National Football League geht es heute so gut wie noch nie. Schon länger ist sie die mit Abstand reichste Sportliga der Welt. Aber die Einnahmen steigen seit Jahren kontinuierlich weiter. Und weiter. Und weiter. In der Saison 2018 lagen sie bei unglaublichen 15 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2001 betrug der Umsatz 4,28 Milliarden. Die Geldquellen sprudeln. Auf unterschiedlichen Ebenen. Am meisten verdient die NFL mit ihrem Fernseh-Deal. Die TV-Sender CBS, NBC, Fox und ESPN überweisen aktuell fünf Milliarden Dollar pro Saison. Dieser Vertrag läuft 2021/22 aus. Danach wird neu verhandelt. Die NFL wird hier noch mehr Geld rausschlagen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche
Acht von zehn US-Amerikanern interessieren sich für Football, sechs von zehn bezeichnen sich selbst als Fans. Seit Jahrzehnten hat die NFL in ihren Stadien den höchsten Zuschauerschnitt aller Sportligen dieser Welt (2018 betrug er 67.042 pro Partie). Zwar waren die TV-Zuschauerzahlen bei landesweiten Übertragungen in den Spielzeiten 2016 und 2017 in den USA jeweils rückläufig. In der Saison 2018 stiegen die Einschaltquoten aber wieder an, im Schnitt auf 15,8 Millionen pro Spiel in der regulären Saison (also ohne Playoffs). 46 NFL-Spiele lagen unter den 50 meistgeschauten TV-Sendungen. Das liegt sicher auch daran, dass die Liga ihre Spiele wieder spektakulärer gemacht hat. Zumindest in der Offensive. 2018 neu eingeführte Regeln besagen, dass Quarterbacks nun nicht mehr so hart angegangen werden dürfen wie früher, sie genießen mehr Freiraum und sind dadurch produktiver. In der regulären Saison gab es 2018 insgesamt 1.371 Touchdowns zu bestaunen. So viele wie noch nie. Die insgesamt 11.952 erzielten Punkte sind der zweitbeste Wert aller Zeiten (Stand Sommer 2019), 2013 gab es 11.985. Zudem wurden 73 Spiele mit nur drei oder weniger Punkten Unterschied entschieden. Das ist ebenfalls Rekord.
Zulegen konnte die NFL erneut auch im Sponsoring. In der Saison 2018 wurden Einnahmen in Höhe von 1,32 Milliarden Dollar verzeichnet. Und selbst im Internet fließt das Geld. Das ist nicht selbstverständlich und liegt auch daran, dass digitale Trends bereits frühzeitig erkannt wurden. Im Vergleich zu anderen professionellen Sportligen war die NFL ein Vorreiter darin, ihre Spiele live auf ihren eigenen Kanälen im World Wide Web zu streamen. Schon 2008 wurde das Saisoneröffnungsspiel der New York Giants gegen die Washington Redskins (16:7) am 4. September live auf der Homepage (www.nfl.com) übertragen. Derzeit zahlt Amazon 50 Millionen Dollar im Jahr, um die Thursday-Night-Spiele im Netz zeigen zu dürfen. Die Abrufzahlen beziehungsweise Zugriffe entwickelten sich prächtig. In Zukunft wird die NFL auch hier deutlich mehr Geld pro Spielzeit verlangen können. Die Fans sind es gewohnt, für ihre Leidenschaft tief in die Tasche greifen zu müssen. Sei es beim Merchandising, bei den Eintrittskarten oder im Pay-TV.
Die NFL ist ein knallharter Verhandlungspartner, der auf den maximalen Profit aus ist. In der Zentrale an der Park Avenue in New York arbeiten aktuell mehrere Hundert Menschen. Darunter sind Top-manager, die laufend neue Ideen entwickeln, wie man mit der eigenen Marke immer noch mehr Geld verdienen kann. Darunter sind Verhandlungsspezialisten, die die besten Deals schnüren. Im Sinn der Liga natürlich. Darunter sind auch Topanwälte, die wasserdichte Verträge aufsetzen. Denn auch und vor allem beim Thema Markenrechtsverletzung kennt die NFL überhaupt keinen Spaß. Die Abmahnabteilung im Haus hat das ganze Jahr einen Haufen Arbeit. Aber die NFL ist auch ein sehr treuer und loyaler Partner. Mit vielen Firmen wird schon lange zusammengearbeitet. Teilweise seit Jahrzehnten.
Commissioner der NFL, also oberster Boss der Liga, ist derzeit Roger Goodell (*1959). Er ist seit 2006 im Amt und begann seine berufliche Laufbahn einst als Praktikant in dieser Liga. Im Jahr 2010 sprach Goodell das Ziel aus, bis 2027 rund 25 Milliarden Dollar einzunehmen. Bedeutet: In den kommenden Jahren müsste die NFL ein jährliches Wachstum von im Schnitt einer Milliarde Dollar hinbekommen. Das könnte klappen. Denn es winkt bereits eine neue Geldquelle. Der Supreme Court, das höchste US-Gericht, kippte im Mai 2018 das Verbot von Sportwetten. Seitdem ist in dieser Branche ein neuer Boom ausgebrochen. Waren Wetten bis dahin nur im Zockerparadies