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die NFL in zwei Divisionen aufzuteilen, deren jeweilige Sieger am Saisonende in einem Endspiel gegeneinander antraten. Die Vorläuferidee des Super Bowl war geboren. Die NFL East bestand damals aus den New York Giants, Brooklyn Dodgers, Boston Redskins, Philadelphia Eagles und Pittsburgh Pirates. Die NFL West aus den Chicago Bears, Portsmouth Spartans, Green Bay Packers, Cincinnati Reds und Chicago Cardinals. Im ersten »richtigen« Finale triumphierten erneut die Bears, sie bezwangen die Giants vor eigener Kulisse mit 23:21.

      Finanziell lukrativ war Profifootball in den USA aber weiterhin nicht. Viele Teams nagten am Hungertuch und standen am Rande ihrer Existenz. Durch die Weltwirtschaft skrise im Laufe der 1920er Jahre, gepaart mit dem Börsencrash 1929 an der New Yorker Wall Street, magerte die NFL immer mehr ab. In nur sechs Jahren reduzierte sich die Anzahl ihrer Teams rasant, von 22 im Jahr 1926 bis runter auf acht im Jahr 1932. Ligaboss Carr hatte in der Zwischenzeit klar Schiff gemacht und die finanziell in Not geratenen Mannschaften rausbefördert. Ihm war Qualität wichtiger als Quantität. Und er wollte Spannung. Das Positive daran: Die verbliebenen Mannschaften standen wirtschaftlich auf festem Fundament. Und Carr hatte ein Auge darauf, dass nur noch Teams neu hinzukamen, die seriös haushalteten. Er konnte nun auch seinen Plan, die NFL vorwiegend in US-Großstädten zu etablieren, konkretisieren. Auf einem Ligameeting vor der Saison 1933 wurde beschlossen, drei neue Franchises aufzunehmen: die Pittsburgh Pirates, die Philadelphia Eagles und die Cincinnati Reds. Letztere wurden 1934 wieder rausgeworfen, weil sie ihre Mitgliedsbeiträge nicht bezahlen konnten. Aber die Pirates, die 1940 in Pittsburgh Steelers umbenannt wurden, und die Eagles gibt es bis heute.

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      Bronko Nagurski war auch als Wrestler aktiv.

      In Pittsburgh war Art Rooney (*1901, †1988), auch »The Chief« (»Der Chef«) genannt, der starke Mann. Ein talentierter Boxer und Baseball-Spieler, der einen niedrigen vierstelligen Betrag auf den Tisch legte, um ein NFL-Team gründen zu dürfen. Während die Steelers lange erfolglos in der Liga vor sich hindümpelten, entwickelten sie sich ab den 1970er Jahren prächtig und fuhren sechs Super-Bowl-Siege ein. Das Besondere: Seit 1969 bis heute hatten in Pittsburgh nur drei Head Coaches das Sagen (mehr dazu in Kapitel #3). Eine gute Freundschaft pflegte Art Rooney zu Bert Bell (*1895, †1959). Auch der blätterte – gemeinsam mit Lud Wray (*1894, †1967), dem ersten Head Coach der Boston Braves (das sind die heutigen Washington Redskins) – ein paar Tausend Dollar hin, damit seine Philadelphia Eagles die Starterlaubnis für die NFL bekamen. Wray wurde zum ersten Cheftrainer des Franchises, flog aber schon 1935 wegen Erfolglosigkeit wieder raus. Den Posten übernahm nun Bell, der sich aber auch weiter ums operative Geschäft kümmerte und aufgrund der schlechten sportlichen Situation bis Ende dieses Jahrzehnts mit massiven finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Genau wie Rooney. Daher heckten die beiden Kumpels etwas aus, was als »Pennsylvania Polka« in die NFL-Geschichtsbücher einging. In den Jahren 1940 und 1941 entwickelten sich zwischen den Eagles und den Steelers wilde Tauschgeschäfte, von denen sowohl die Spieler beider Teams als auch die Städte Philadelphia und Pittsburgh betroffen waren. Mittendrin war mit Alexis Thompson (*1914, †1954), ein weiterer Geschäftsmann. Höhepunkt des ganzen Durcheinanders: In der Saison 1943 schlossen sich die Steelers und die Eagles zu den »Steagles« zusammen. Hintergrund war der Spielermangel in der Liga aufgrund des Zweiten Weltkriegs.

      Nach dem Ende des Kriegs fand Bell eine neue Herausforderung. Er wurde zum NFL-Boss gewählt (siehe Kapitel #2). Die Eagles wurden 1949 von Thompson an die Happy Hundred verkauft. Eine Investorengruppe, von denen ein LKW-Magnat namens James Clark die meisten Teamanteile besaß. Heute sind solche Eigentümergruppen laut NFL-Satzung verboten (siehe Kapitel #11). Philadelphia konnte 1948, 1949 und 1960 den NFL-Titel gewinnen. In der Saison 2017 auch erstmals den Super Bowl. Seit 1994 ist dieses Franchise im Besitz von Jeffrey Lurie (*1951), einem Kinoketten-Erben, der zuvor unter anderem auch schon großes Interesse am Kauf der New England Patriots hatte. Aus der Historie heraus gehört das Kräftemessen zwischen den Eagles und den New York Giants zu den ältesten Teamrivalitäten der NFL. Die lautstarken und oft über die Stränge schlagenden Fans der Eagles sind ligaweit am gefürchtetsten. Das ergab eine Umfrage von »Sports Illustrated« im Jahr 2011 unter 321 NFL-Spielern. Im Lincoln-Financial-Field-Stadion wird auch schon mal der Weihnachtsmann mit Schneebällen beworfen. Eli Manning (*1981), Quarterback von Eagles-Erzrivale New York Giants, sagte im März 2019 bei »Newsday«: »Ein Neunjähriger auf der Tribüne hat mir seine beiden Mittelfinger gezeigt und was über meine Mutter gesagt. Ich musste seine Worte erst mal googlen. Ja, da herrscht eine andere Kultur.«

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      Zurück in die 1930er Jahre. 1934 erhielt ein Team den Namen, den es auch heute noch trägt. Die Rede ist von den Detroit Lions. Sie entstanden 1929 als Portsmouth Spartans, die ab 1930 in der Liga mitmischten. Portsmouth war damals die kleinste Stadt mit einem NFLTeam. Die Spartans mussten raus aus der Einöde, um wirtschaftlich zu überleben. Diese Aufgabe übernahm George Richards (*1889, †1951), Besitzer einer Radiostation in Detroit. Er machte die Spartans zu den Lions und hauchte ihnen in »Motor City« neues Leben ein. Gleich in ihrer Premierensaison durften die Lions an Thanksgiving mitwirken. Diese NFL-Spiele am amerikanischen Erntedankfest-Feiertag (immer am vierten Donnerstag im November) hatten schon damals Tradition. Sie wurden 1934 eingeführt und sorgten stets für mediale Aufmerksamkeit. Dass George Richards ein lokaler Radiosender gehörte, erleichterte den Start seines neuen Teams in Detroit natürlich zusätzlich. Er nutzte seine Kontakte und tütete einen Deal mit der National Broadcasting Company (NBC) ein, einem US-Hörfunk- und Fernseh-Netzwerk. Schon Tage vorm Kickoff wurde die Werbetrommel gerührt. Ergebnis: Das Stadion war ausverkauft und das Thanksgiving-Duell der Lions gegen die Chicago Bears am 29. November 1934 war das erste NFL-Spiel überhaupt, das landesweit im Radio übertragen wurde. Für die NBC am Mikro saß Graham McNamee (*1888, †1942), damals Amerikas bekannteste Stimme. Die Bears gewannen diese Partie 19:16. Die Lions genießen seit 1945 bis heute das Recht, jedes Jahr an Thanksgiving ein Heimspiel zu haben.

      Den NFL-Auftakt in Detroit kann man getrost als Erfolg bezeichnen. 1935 gewannen die Lions die Meisterschaft. 1952, 1953 und 1957 folgten weitere Titel. Absoluter Führungsspieler war damals Joe Schmidt (*1932), ein knallharter Linebacker, der insgesamt 13 Jahre für die Lions aktiv war und von 1967 bis 1972 auch den Posten des Head Coaches übernahm. Trainer in den »Goldenen Fünfzigern« war Buddy Parker (*1913, †1982). Der ehemalige Running Back, der mit den Lions 1935 schon als Spieler Meister wurde, coachte das Team zu den Titeln 1952 und 1953. Übungsleiter beim Triumph 1957 war George Wilson (*1914, †1978). Das ist bis heute der letzte Titel, den die Lions einfahren konnten. Ihre Fans warten nun schon seit über 60 Jahren auf einen neuerlichen Erfolg. Und das, obwohl sie von 2007 bis 2015 mit Calvin Johnson (*1985) einen der besten Wide Receiver aller Zeiten in ihren Reihen hatten. »Megatron«, so Johnsons Spitzname, fing in der regulären Saison 2012 Pässe für insgesamt 1.964 Yards. Das ist bis heute ein NFL-Rekord.

      Gab es zu Beginn der NFL noch einige schwarze Spieler und Funktionäre, wurden diese Anfang der 1930er Jahre zunehmend ausgeschlossen. Die Teambesitzer trafen die geheime Abmachung, keine Afroamerikaner mehr anzustellen. Zwischen 1933 und 1946 waren Weiße unter sich. Das änderte sich langsam erst wieder nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Washington Redskins waren das letzte NFL-Team, das auch wieder schwarze Spieler verpflichtete. Da war schon das Jahr 1962 angebrochen … Teambesitzer der Redskins war George Preston Marshall (*1896, †1969), ein Rassist. Er nahm Afroamerikaner erst dann, und auch nur widerwillig, wieder auf, als ihm der US-Kongress mit drakonischen Strafen drohte, falls er es nicht machen würde.

      Marshall gründete 1932 das NFL-Team Boston Braves, das er nur ein Jahr später in Boston Redskins umbenannte. 1937 zog dieses Franchise dann nach Washington um. Gleich im ersten Jahr feierte das Team in seiner neuen Heimat – angeführt vom legendären Quarterback Sammy Baugh (*1914, †2008), der als einer der Ersten den Pass im Angriffsspiel etablierte – die Ligameisterschaft. Genau wie 1942. Danach versanken die Redskins fast 30 Jahre lang ins sportliche Niemandsland. Für Schlagzeilen sorgte nur noch ihr Besitzer. Marshall, der von seinem Vater eine große Wäschereikette geerbt und bei den Redskins bis zu seinem Tod insgesamt

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