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„Du derfst überhaupt nix oabatn“. Er hot eahm de richtige Medizin gebm.

      Zwoamoi is a r ausbrocha aus da Gefangenschaft, hamds eahm s Gwehr scha agsetzt. Danebm is oana gstandn, an ejtana, der hots a so gmocht (mit dem Kopf verneint), er soll na net daschoissn. Und er hotn net daschossn.

      D Muadda hot oiwei gsogt: „Es kinnts sogn wos mögts. Des richts ma r es net ei. I woaß`!“ Und d Leut hand so gscheit gwen und hamd s scha gsehng und hamd im Fernseh ghört, dass er gschtoam is. „Es kinnts sogn, wos mögts. Es bringts mi net o. I han a gsehng, er is bo meim Bett gstandn“.

      Mir ham ma ja sejba gsogt, des gibts goa nimma. Wei scha oiss dahoam gwen is normal.

       Sagerer Rosa, mitgeteilt 25.01.12

      „Der kommt! Ich habe ihn gesehen!“

      Und dann habe ich noch eine Geschichte von meinem Bruder über seine und unsere Erlebnisse, als er aus dem Russlandfeldzug wieder nach Hause kam.

      Der Krieg war schon lang, über ein Jahr lang, zu Ende. Wir haben von ihm nichts gewusst, über fünfzehn Monate lang nichts von ihm gehört. Mutter aber sagte immer, wenn die Sprache auf ihn kam: „Ich habe ihn gesehen! In der Nacht habe ich ihn gesehen. Er ist direkt vor meinem Bett gestanden!“

      Wir alle haben damals vor dem Bettgehen beten müssen, das war Pflicht. Aber nicht nur ein einziges Gebet, nein, sehr, sehr viele Gebete mussten wir aufsagen – und alle haben wir auswendig sagen können. Wenn wir die nicht gebetet hätten, hätten wir nicht ins Bett gehen dürfen. Ja, und dabei haben wir – unter anderem – auch immer für den Bruder, den Georg, gebetet.

      Eines Tages waren wir alle zusammen draußen auf der Wiese zum Mähen. Wir haben Gras zum Heuen gemäht. Während wir zur Rast im Gras beisammen saßen und Brotzeit machten – dazu hat man von zu Hause kalte Milch und eine kalte Suppe mitgebracht – hörte man aus der Ferne eine Männerstimme rufen: „Mutter!“ Die Mutter sprang mit einem Satz vom Boden auf und schrie: „Georg!“

      Fünfzehn Monate war nun der Krieg schon vorbei, man kann es beinahe nicht glauben – kommt da der Georg heim. Kaum zu erkennen war er für uns, keine Haare, keine Zähne, keine Schuhe – überhaupt nichts, nur noch Haut und Knochen! Ein Wunder, dass der überhaupt noch heim gefunden hat!

      (Georg ist zu Hause krank geworden, man hat ihn nämlich drinnen schon mit Malaria aus der Gefangenschaft entlassen. Bis Berlin wurde er mit Lastwagen transportiert und von Berlin bis zu uns hierher ist er zu Fuß gegangen. Auf der letzten Strecke von Deggendorf nach Hause haben ihn in Hengersberg Verwandte aufgegriffen. Die haben sich um ihn gekümmert, haben ihn über Nacht aufgenommen und ihn mit frischer Kleidung ausgestattet. Das alte Gewand wurde verbrannt, weil es von Läusen nur so gewimmelt hat darin.)

      Die Mutter ruft noch einmal: „Das ist der Georg!“ Wir alle haben unser Löffel weggeworfen, dass sie nur so in die Stauden geflogen sind. Keiner wusste nachher mehr, wo sein Löffel war, keiner hat ihn mehr gefunden. Und wir liefen dem Georg entgegen – und wirklich: er war es. Mutter hat ihn sofort erkannt, nur an seiner Stimme! Meine Güte, das war was!

      Und so hat sich bewahrheitet, was Mutter immer und immer wieder behauptet hatte: „Ihr könnt sagen, was ihr wollt. Ihr bringt mich nicht von meiner Meinung ab. Ich weiß, dass er kommt!“ Und das sagte sie auch dann noch, als die Leute alle plötzlich so gescheit waren, weil sie im Fernsehen und überall schon gesehen und gehört hatten, dass der Georg in Gefangenschaft gestorben sei. Und, wenn ich ehrlich bin, wir haben selber schon nicht mehr daran geglaubt, dass der Georg noch kommt. Die anderen waren ja alle schon daheim! „Ihr bringt mich von meiner Meinung nicht ab, er ist vor meinem Bett gestanden!“, so war immer die gleichbleibende Rede der Mutter.

      (Im gleichen Dorf galt noch ein anderer Mann als vermisst. In dessen Familie waren drei oder vier Kinder daheim. Und die haben alle voll Bangen auf ihren Vater gewartet. Der war nämlich auch in Russland. Der Georg ist nach Hause gekommen, deren Vater aber nicht. Alle standen draußen vor dem Haus und alle weinten. Das war eine Katastrophe!)

      Nachtrag:

      Georg fand schwer in den Alltag daheim zurück. Im Wirtshaus in Schöllnach ging die Rede: „Was willst denn mit dem? Der stirbt ja eh schon bald!“ Georg selbst ist in dieses Wirtshaus nie mehr hinein gegangen. Gesund ist er aber wieder geworden. Ein Arzt aus Schöllnach hat ihm die richtige Medizin verschrieben. Jetzt ist er 87 Jahre alt. Erschütternd sein Erlebnis in der russischen Gefangenschaft: zweimal versuchte Georg, auszubrechen. Immer wieder wurde er eingefangen und zurück gebracht. Bei einem dieser Ausbruchversuche hat ihm ein russischer Aufseher das Gewehr an den Kopf gesetzt, um ihn zu erschießen. Zum Glück war ein zweiter, dienstälterer Aufseher dabei, der verneinend mit dem Kopf schüttelte und somit seinem Kollegen bedeutete, nicht zu schießen.

       Do is da Teife mitganga

      Do is da Nochba obm, des Haus no uns do, iatz hand ja scha de Junga draaf, do hand zwoa Brüada do gwen. Da Nocharin sei Vadda, der is do gwen und sei Bruada und se hamd vo Grattersdorf ogstammt. Und der – des ganze Dorf is Zeuge gwen – de hand olle affiganga, weil da Maxl is zu seim Bruadan umaganga, zum Sepp. Und der is do umaganga und wia r a umakemma is, schreit a: „Aus iss! Aus iss! – Mit mir is da Teifi umaganga!“ Na hot s koa Mensch net glaubt. De ganzn Dorfleut hand affi, weil s sehng hamd mögn, ob des woah is. Und er hot nur owei gsogt: „Da Teifi is mitganga!“ Ja, wia kannt a des sogn? Ja, weil do, wo a ganga is, is des ganze Gros vobrennt – in ana Hufeisnform. Und i taat des net glaubm, wenn net die ganzn Dorfleut affiganga waarn. Und des hot aa mei Muadda gsogt. De Tritt hamds gsehng. Wia r a aaf Thann umaganga is. „Er hätt boid die hinter Haustür eigrennt, a so hot a si gfürcht“, hamds gsogt. A so is a dragrumpelt vor lauta Angst. Do hot a gsogt, „Sepp“, hot a gsogt, „mit mir is da Teifi umaganga!“ Des is hundertprozenti woah.

       Sigl Berta, mitgeteilt 25.01.2012

      Da ist der Teufel mitgegangen

      Beim Nachbarn droben, dem Haus hinter dem unseren, lebten einmal zwei Brüder (jetzt wohnen die Jungen schon dort). Das ganze Dorf war Zeuge von der Geschichte, die der Maxl, einer der beiden Brüder, erlebte. Auch der Vater des Nachbarn war dabei und sein Bruder. Beide stammten von Grattersdorf ab.

      Der Maxl war unterwegs zu seinem Bruder, dem Sepp. Er ging zu Fuß von dem Dorf da drüben zu uns herüber nach Thamm. Total erschöpft kam er hier an und er konnte nur noch schreien: „Aus ist’s! Aus ist’s! Mit mir ist der Teufel gegangen!“

      Das hat natürlich kein Mensch geglaubt. Alle Dorfleute sind deshalb hinauf gegangen, weil sie sehen wollten, ob das auch wahr sei. Der Maxl aber konnte sich nicht beruhigen. Immer wieder jammerte er: „Der Teufel ist mitgegangen! Der Teufel ist mitgegangen!“

      Ja, und wie kommt der dazu, dass er das überhaupt sagen kann? Jetzt kommt`s – überall da, wo der Maxl gegangen ist, war das Gras verbrannt. Aber die Trittstellen waren nicht einfach nur verbrannt – nein, die Schritte waren auch noch geordnet und sahen aus wie ein riesig großes Hufeisen. Das war schon sehr seltsam und auch ich selbst würde das nicht glauben, wenn nicht alle Dorfleute dorthin gegangen wären und es mit eigenen Augen gesehen hätten. Auch meine Mutter hat das felsenfest bestätigt. Alle haben sie die verbrannten Schritte sehen können.

      Da hat man dann schnell verstanden, dass es der Maxl mit der Angst zu tun bekam auf seinem Weg herüber nach Thamm und dass er beinahe die Haustüre eingerannt hätte, so sehr hat er sich gefürchtet. Und sein Leben lang hat er erzählt, dass der Teufel mit ihm gegangen sei.

      Diese Geschichte ist hunderprozentig wahr.

      ’s Nochtgläut

      Und do is da Vadda – dem is sei ersts Wei gschtoam, des is a große Liebe gwen, a ganz a große Liebe – und dem is beim erstn Kind s Wei gschtoam, samtn Kind. Und mei Großmuadda

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