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Engel holt die Großmutter

      Wir schliefen noch in der oberen Stube, damals, als Großmutter starb. An dieser Stelle, so her in diese Richtung, ist das Bett der Großmutter gestanden und an dieser Stelle, hier her, ist unser Bett gestanden.

      Die letzten Nächte im Leben meiner Großmutter waren für meine Mutter nicht leicht. Sie spürte, dass es mit der Großmutter zu Ende ging und setzte sich, so oft sie Zeit dafür fand, zu ihr ans Bett, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war. Großmutter war eigentlich keine gutmütige Frau, sie war eher grantig und unzufrieden.

      Es wurde Nacht, meine Mutter und ich lagen im selben Bett, sie auf der äußeren, ich auf der inneren Seite. Großmutter lag im anderen Bett daneben. Ich muss tief und gut geschlafen haben, denn ich habe überhaupt nicht bemerkt, dass die Großmutter in dieser Nacht gestorben war. Erst am nächsten Tag in der Früh hat Mutter es mir gesagt. Sie nahm mich gleich mit nach unten in die große Stube, damit ich nicht länger bei der Verstorbenen verbleiben musste.

      Inmitten des ziemlich aufgeregten Treibens setzte sich Mutter an den Tisch. Alle merkten, dass etwas Besonderes in der Luft lag, es wurde mäuschenstill. Und sie erzählte, dass Großmutter in der Nacht sehr unruhig war. Sie hat immer schneller und immer schneller geatmet. „Auf einmal“, – genau so hat Mutter gesagt – und ich hab es zuerst nicht glauben können, aber sie hat es immer wieder gesagt und jetzt glaube ich es doch – „auf einmal ist das Fenster aufgegangen und ins Zimmer herein ist ein Engel geflogen. Und jetzt, jetzt hört genau zu, weil ich habe es ganz genau und ganz deutlich gesehen: der Engel sah exakt so aus wie unsere kleine Anna, die im Alter von zweieinhalb Jahren gestorben ist.“ So hat meine Mutter erzählt, in ruhigem Ton und beinahe ein bisschen dieser Welt entrückt.

      Die kleine Anna hat also in dieser Nacht die Großmutter zu sich geholt.

       I kann koa Leich a`schau

      Seit damois, wia d Großmuadda gschtoam is, han i koa Leich nimma aschau kinnt. Wei do is en andan Tog de kemma, woaßt scha, de wo de Leichn azoign toant, und e da Stum obm, do hand o grod a poar Balkn gwen und Brettl drüwa, und des hot a so ghutscht. Und do hamds hibei a so a broats Brett higlegt und do hamds Großmuadda affiglegt, dass Bett herrichtn hamd kinna, dass se s aafboahn hamd kinna dann. Und d Muadda hot gsogt, i derf net aufigeh. Owa, wia hoit Kinder neugierig hand, i han hoit aa net gfoigt. Oiso, neunzg Prozent han i eh owei gfoigt, owa do han i net gfoigt und i bin aufiganga. Gej, und wia i do aaf des Brett higeh, iatz fangt des s Hutschn a. Iatz is sie owagfoin und mit oam Oam aaf mein Fuaß affi – i han so stoak gschrian – und i han seither koan Gschtoama mehr agschaut – mei Muadda is gschtoam, de han i net agschaut, mein Vaddan han i net agschaut. I kann s nimma a`schau.

       Sigl Berta, mitgeteilt 25.1.2012

      Ich kann keine Leichen anschauen

      So weit, so gut! Der Tod meiner Großmutter hatte aber weitreichende Auswirkungen auf mich und mein späteres Leben. Seit diesem Tag fällt es mir nämlich furchtbar schwer, die toten Körper von Verstorbenen anzuschauen. Die Gründe dafür liegen in dem Geschehen, das sich unmittelbar nach dem Hinscheiden meiner Großmutter ereignete.

      Gleich am nächsten Tag kam die Frau ins Haus, welche die Großmutter wusch und ankleidete. Dies alles geschah droben in der Stube. Dort befanden sich ein paar Balken auf dem Fußboden, über denen Bretter lagen, die nicht befestigt waren. Wenn man da unvorsichtig daraufgestiegen ist, sind die Bretter entweder in die Höhe geschnellt oder umgekippt oder man konnte gar auf ihnen schaukeln. Genau auf solch einen wackligen Unterbau hat man ein breites Brett gelegt, ganz nahe an der Wand, worauf man behutsam die tote Großmutter bettete, um in der Zwischenzeit das Totenbett ordentlich vorzubereiten, in dem sie dann aufgebahrt werden sollte.

      Ich selber befand mich die ganze Zeit über in der Küche. Meine Mutter hatte mir verboten, in die obere Stube zu gehen. Aber – ich habe nicht gehorcht. (Anm.: Ich war meiner Mutter gegenüber eigentlich immer gehorsam. Nur dieses eine Mal habe ich nicht auf sie gehört.) Ich schlich mich leise und unbemerkt hinauf in die obere Stube.

      Und – wie`s der Teufel haben will, gleich nachdem ich das Zimmer betreten hatte, berührte ich versehentlich mit meinem Fuß genau das Brett, auf dem die Großmutter lag. Das Brett neigte sich zur Seite und Großmutter fiel auf den Boden. Doch nicht nur das – sie fiel so, dass ein Arm sich aus ihrer gekreuzten Haltung löste und auf meinem Vorderfuß zu liegen kam. Ich habe geschrien wie am Spieß.

      Seit dieser Zeit kann ich keine verstorbenen Menschen mehr anschauen. Meine Mutter ist gestorben – ich habe sie nicht angeschaut, mein Vater ist gestorben – auch ihn habe ich nicht angeschaut. Ich bringe das beim besten Willen nicht mehr fertig.

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