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Die Rückkehr. Dulce Maria Cardoso
Читать онлайн.Название Die Rückkehr
Год выпуска 0
isbn 9783905951646
Автор произведения Dulce Maria Cardoso
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ich bringe mehr Bier und Zigaretten. Eigentlich wollte ich Wasser trinken, doch es gelang mir nicht, auch nur einen Tropfen hinunterzuschlucken. Ich versuche, nicht zu rennen, um nicht zu zeigen, dass ich Angst habe, doch ich weiß, dass ich hastig und ungelenk gehe, und dass Vater sich bestimmt für mich schämt. Das Bier und die Zigaretten werden erneut unter den Soldaten verteilt. Und da sagt Vater, meine Herren, er verabschiedet sich mit einem Kopfnicken und dreht den Soldaten den Rücken zu. Er legt mir die Hand auf die Schulter, damit ich dasselbe tue, ich habe Angst, dass wir beide den Waffen der Soldaten den Rücken zukehren, meine Beine machen nicht mit. Mutter und meine Schwester beobachten uns bestimmt durch die Sonnenblende des Zimmerfensters, ich weiß, dass ich mich umdrehen und anfangen muss zu gehen, ich darf mich nicht davor fürchten, den Waffen der Soldaten den Rücken zuzukehren, der Soldat mit dem viereckigen Gesicht ist gekommen, sich zu rächen, ich darf kein Feigling sein, ich muss nur Piratin folgen, sei alles im Leben, nur kein Feigling, Junge, ein Feigling verrät Vater und Mutter, enttäuscht die Freunde, tanzt nach der Pfeife seiner Feinde, ein Feigling ist schlimmer als ein Mörder, schlimmer als ein Dieb, ein Feigling hat keinen Herrn außer der Angst, hör mir aufmerksam zu, Junge, ein Feigling ist weniger wert als ein Toter, es gibt Geschichten über Tote, die wiederauferstehen, doch ein Feigling hätte sogar davor Angst, mein ganzes Leben lang habe ich den Ekel gehört, den mein Vater vor Feiglingen empfindet, ich darf kein Feigling sein.
He, du, der, der raucht, die Stimme gehört nicht dem Soldaten, der vor uns steht, he, du, der, der raucht, es war ein anderer Soldat, vielleicht der mit dem viereckigen Gesicht. Bevor das alles begann, konnte ein Preto eine Tracht Prügel einstecken, wenn er einen Weißen duzte, ganz zu schweigen von, he, du, der, der raucht. Die Soldaten lachen und Vater lacht erneut mit. Auf dem Jeep hat der Soldat mit dem viereckigen Gesicht immer mehr Spaß, jetzt ist der Moment gekommen, sich für den Fausthieb zu rächen, den Lee ihm gab, seine Augen sind nicht mehr halb geschlossen, ich bete zu Gott, dass die Soldaten weggehen, ich verspreche ihm, eine ganze Litanei herunterzubeten, eine von denen aus dem katholischen Radiosender, ich bete zu Gott, dass Onkel Zé kommt, Onkel Zé hilft dem unterdrückten Volk, er hat einen Ausweis und alles, was dazugehört, vielleicht hören sie auf ihn und lassen uns in Frieden, ich bete, dass der Soldat sich weder an das Fußballspiel noch an mich erinnert, ich bitte Gott um so vieles, doch Gott, wie immer, tauber als eine Tür, die Soldaten sind weiter da und sehr zufrieden mit der Angst, die sie uns einflößen. Der Soldat mit dem viereckigen Gesicht tut, als wäre seine Hand eine Waffe und zielt mit dem Zeigefinger auf mich. Er schießt, indem er den Knall des Schusses mit dem Mund imitiert, und lacht. Er hält weiter mit dem Zeigefinger auf mich, als würde er erneut schießen. Ich hasse Lee und Gegé, wo immer sie sich auch befinden, ich hasse die Nachbarn, die fortgegangen sind und uns hier zurückgelassen haben. Der Soldat, der vor uns steht, wendet sich an Vater, wir müssen dir ein paar Fragen stellen, die Augen des Soldaten werden noch schlammfarbener. Vater rührt sich nicht, sein großer Körper ist ganz aufgerichtet, die Hände geballt, ich fürchte mich vor dem, was Vater womöglich tut, in letzter Zeit war er nicht klar im Kopf, erst vorhin hat er die Dahlien der Tischdecke aufgeschlitzt, er legt mir den linken Arm auf die Schulter, leise sagt er, geh ins Haus und schließ die Tür ab.
Ich kann Vater nicht allein lassen, wir gehören zum selben Klub, ich bin kein Feigling, selbst wenn es mir nicht gelingt, das Zittern meiner Beine zu unterdrücken, geh hinein, beharrt Vater, er spricht zwischen den geschlossenen Zähnen hindurch, Piratin bellt, geh hinein. Der Soldat sagt, man hat uns darüber informiert, dass der Schlächter von Grafanil27 hier gewesen ist. Vater runzelt die Stirn und wendet sich um, hier?, fragt er überrascht. Der Preto mit dem viereckigen Gesicht zielt mit seinem Zeigefinger auf Vater, lässt seine Zunge erneut schnalzen, jetzt hat er uns beide mit seiner Fingerwaffe getötet, Vater beginnt leise zu lachen, dann lauter, er lacht, der Schlächter von Grafanil, hier, immer lauter lacht er. Vater kann nicht der Schlächter von Grafanil sein, und er weiß auch gar nichts über den Schlächter von Grafanil, Vater ist nicht herumgelaufen und hat Pretos getötet oder Hinterhalte gelegt. Noch nie habe ich Vater so lachen gesehen, sein Gelächter ist so stark, dass es sich nach vorn beugt, Ihr macht euch wohl über mich lustig, die Soldaten wissen nicht, wie sie auf das Gelächter reagieren sollen, Vater hätte nicht anfangen dürfen, so zu lachen, die anderen Pretos warten auf Befehle, Vater und ich, Seite an Seite, Piratin vor uns, um uns zu beschützen, ich schaue mich um, fast alle Besetzer der Häuser haben das Interesse verloren und sind wieder hineingegangen, die wenigen, die geblieben sind, schenken uns kaum Aufmerksamkeit, Vater setzt sich in Bewegung, er nähert sich dem Jeep, schaut mich gut an, er spricht laut wie zu einer Menschenmenge, sagt mir, was ihr seht, ich sage euch, was ihr seht, ihr seht einen Mann der sich in diesem Land zu Tode geschuftet hat, ich habe Kaffeesäcke abgeladen, mit dir, mit dir, er zeigt auf jeden einzelnen der Soldaten, mit deinem Vater, mit deinem Onkel, mit deinem Bruder, mit deinem Sohn, niemand hat in diesem Land mehr Kaffeesäcke abgeladen als ich, ich habe Tag und Nacht gearbeitet und jetzt, Vater hält inne, und als er weiterspricht, ist seine Stimme leiser, als falle ihm das Reden schwer, wird alles, was ich besitze, hier bleiben, schaut euch meine Hände an, es ist kein Platz für noch mehr Hornhaut an meinen Händen, und trotzdem bluten sie noch immer von den Jutesäcken, Vater streckt den Soldaten seine riesigen Hände entgegen, so viel Arbeit, damit jetzt alles hier bleibt, Vater zeigt auf das Haus, auf einen der Lastwagen, der weiter vorn steht, die Soldaten schweigen immer noch, es sieht aus, als wäre Vater dabei zu gewinnen, erinnert euch jedes Mal, wenn ihr euch an meinen Tisch setzt, an mein Gesicht, jedes Mal, wenn ihr durch das Tor zu meinem Haus geht, Vater wird lauter, das Gesicht des Mannes, dem alles weggenommen wurde, darf nicht vergessen werden, erinnert euch gut, wäre ich nicht so alt, könnte ich der Schlächter von Grafanil gewesen sein, wenn ich nicht Frau und Kinder hätte, wenn ich nicht so müde wäre, Vater greift nach der Waffe, die einzige Waffe, die ich besitze, habe ich hier, und ich habe sie nie benutzt, die Soldaten geraten in Bewegung, jetzt werden wir sterben, die Soldaten richten ihre Waffen auf uns, jetzt wird es geschehen, ich habe diese Waffe, um meine Familie zu beschützen, ich bin nicht der Schlächter von Grafanil, Vater flüstert jetzt fast, die Besetzer, die auf den Veranden geblieben waren, rufen andere herbei, alle warten jetzt darauf, uns sterben zu sehen, Vater erhebt die Stimme noch mehr, ich habe euch immer auf den Tag und auf die Stunde pünktlich bezahlt, ich habe Cachaça mit euch getrunken und Funge28 mit euch gegessen, ich habe nie eure Frauen oder eure Töchter missbraucht, ich habe euch Geld für Medikamente für eure Kinder gegeben, macht, was ihr wollt.
Vater legt erneut seinen Arm auf meine Schultern, komm, Junge, hab keine Angst, ihnen den Rücken zuzuwenden, doch ich habe Angst, es gelingt mir nicht, den Waffen der Soldaten den Rücken zuzukehren, Piratin springt erfreut um uns herum, mir gelingt es nicht, zu gehen, Vater gibt mir einen Schubs, die Soldaten werden schießen, die weißen Wände des Hauses verwirren mich noch mehr, jetzt begreife ich, warum die Vögel morgens im Cacimbo gegen die Wände prallen und sterben, Vater schubst mich erneut, ich kann nicht gehen, ich bin kein Feigling, ich kann nicht gehen, aber ich bin kein Feigling, sie werden schießen, wenn wir zu gehen beginnen, ich will nicht, dass Vater sich dafür schämen muss, dass er einen feigen Sohn hat, ich bin benommen, ich werde ohnmächtig werden wie damals, als ich das Wechselfieber hatte, ich muss gehen, komm, Junge, es gelingt mir nicht, Vater anzuschauen, Mutters Rosenkranz, die Waffen, der Soldaten, die auf unsere Rücken zielen, ich muss mich wie ein Mann benehmen, Piratin, die an der Treppe auf uns wartet, entschuldige, Vater, die Hauswände, die sich im Kreis drehen, das Haus, der Platz, wenn wir einen Schritt tun, werden sie uns töten, komm, Junge, Vater schubst mich, wir gehen nach Hause, ich kann nicht gehen, Vater, die Hauswände verschwinden, geh, Junge, plötzlich wird alles schwarz, die Beine knicken weg, ohne dass ich es verhindern kann, bestimmt haben sie geschossen, vielleicht bemerkt