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mit dem Beginn der Bundesliga auf Sendung gegangen war, konnte man Spielberichte vom ersten Spieltag verfolgen.

      Auf der Suche nach dem ersten Tor

      Borussia Dortmund, damals auch die »Kohlenpott-Brasilianer« genannt, war als amtierender Deutscher Meister in die Saison gestartet. Ehre, wem Ehre gebührt: Der BVB schoss auch in der Partie bei Werder Bremen das erste Tor der Bundesliga-Geschichte. Die Gelehrten streiten sich noch immer um den exakten Zeitpunkt. Manche sagen, es sei bereits nach ungefähr einer halben Minute gefallen, andere sprechen von ca. 50 Sekunden.

      Friedhelm, genannt »Timo«, Konietzka hieß der Schütze. Es soll ein schönes Tor gewesen sein. Das sagen jedenfalls die, die dabei waren im Bremer Weserstadion. Es gibt nämlich keine Filmaufnahmen von diesem historischen Treffer. Die einzige Kamera, die im Einsatz war, war noch nicht fertig aufgebaut. Es gibt noch nicht einmal ein Foto von dem Tor. Denn weil Dortmund arg ersatzgeschwächt in die Partie gegangen war, erwarteten die Fotografen eher einen Treffer von Werder und hatten sich fast alle hinter dem Gehäuse von BVB-Keeper Hans Tilkowski postiert. Es gibt lediglich Bilder von der Entstehung des geschichtsträchtigen Treffers – und vom Jubel der Dortmunder Spieler, als der Ball schon im Netz zappelte.

      Man muss sich das mal vorstellen. Heute ist jeder x-beliebige Treffer mehrfach in Zeitlupe zu sehen, und die Fotografen schicken Dutzende von Bildern sofort von ihrem Standort aus in die Redaktionen. Auf YouTube kann man sich im Internet Tausende von herrlichen Toren anschauen, aber ausgerechnet diesen Treffer nicht.

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      Der Moment nach dem ersten Tor in der Geschichte der Bundesliga: Die Dortmunder Lothar Emmerich (vorne) und Timo Konietzka jubeln, die Werder-Spieler liegen geschlagen am Boden. Ein Foto von diesem historischen Treffer selbst konnte trotz intensiver Recherchen nicht gefunden werden.

      Für mich ist das bis heute ein echtes Ärgernis. Ich habe ein großes Faible für historische Aufnahmen, und wir hätten natürlich schon des Öfteren nur zu gern in der Sportschau das erste Tor der Bundesliga-Geschichte gezeigt. Wir haben wirklich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um an bewegte Bilder oder wenigstens an ein Foto von Konietzkas Treffer zu kommen. Keine Chance.

      Der Torschütze selbst hat sogar eine Prämie ausgesetzt für denjenigen, der ihm ein Foto davon liefert. Auch das war vergebens. Die Recken von damals haben das Tor Jahre später noch einmal nachgestellt. Da waren es aber alles schon Herren über 60. Und es dauerte ziemlich lange, bis das legendäre erste Bundesligator – im doppelten Wortsinn – im Kasten war.

      So bleibt all denjenigen, die nicht dabei waren, nur die Beschreibung des Ruhrpott-Kickers Konietzka selbst vom ersten Tor der Bundesliga-Geschichte: »Wir spielten mit die Borussia in Bremen. Anstoß wir. Franz Brungs spielt auffe linke Seite Charly Schütz an. Der weiter auf Emmerich. ›Emma‹ kloppt dat Leder Vollspann inne Mitte. Mit die rechte Hufe hau ich dat Ding rein – 1:0.«

      Die Fans strömen in die Stadien

      Zum Spiel in Bremen, das Werder letztendlich noch mit 3:2 gewonnen hat, waren 32.000 Zuschauer gekommen. Im Schnitt besuchten 37.500 Fans die acht Spiele am ersten Spieltag. Schon das war gleich ein Riesenerfolg und hatte natürlich damit zu tun, dass die Fußballanhänger neugierig waren auf dieses neue Qualitätsgebilde Bundesliga. Endlich konnte man auch im Norden die Stars aus dem Süden sehen. Und umgekehrt freuten sich die Anhänger in München und Nürnberg auf Uwe Seeler & Co. aus Hamburg, Bremen oder Braunschweig.

      Aber es hatte vielleicht auch damit zu tun, dass damals fast alle Stadien mitten in der Stadt und nicht auf der grünen Wiese an der Stadtgrenze lagen. Die Fans kamen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn. Es gab überwiegend Stehplätze, und die Eintrittspreise lagen damals zumeist unter drei Mark. Das kommt einem unglaublich wenig vor. Aber ein Arbeiter verdiente in den frühen sechziger Jahren auch gerade einmal um die 600 Mark brutto. Und in den wenigsten Familien verdienten die Frauen etwas dazu. Dass die Frauen mit ins Stadion gingen, war übrigens auch eher eine Seltenheit. Fußball war bei der Gründung der Bundesliga eine ziemliche Männerdomäne.

      Das Catering steckte noch in den Kinderschuhen. Man ging ins Stadion, um Fußball zu schauen. Wenn die Schlangen an den Toiletten nicht allzu lang waren, dann blieb in der Halbzeitpause gerade noch Zeit, um sich eine Bratwurst zu holen. Denn von der zweiten Halbzeit wollte man natürlich keine Sekunde verpassen. Und die VIP-Logen waren – zum Glück – auch noch längst nicht erfunden worden.

      Knapp 20 Jahre später war ich einmal beim englischen FA-Cup-Final im Londoner Wembley-Stadion. Da saßen die Honoratioren in einem Glaskasten beim Dinner zusammen, mit bester Sicht auf das Spielfeld. Aber die meisten interessierten sich offensichtlich mehr für die Speisenfolge als für das unglaublich spannende Match zwischen den Queens Park Rangers und Tottenham Hotspur. Mein Chef Armin Hauffe sagte damals: »Wenn das bei uns auch so kommt, dann hat der Sport verloren.« Ich konnte überhaupt nicht fassen, was ich dort sah. Und es ist heute für mich noch so, dass ich in der Halbzeit zwar gern einen kleinen Verpflegungsstop einlegen mag, wo es möglich ist, aber alles daran setze, auch ja keine Sekunde des Spiels zu verpassen.

      »Ausländer« aus Buxtehude

      Übrigens bekam man damals fast ausschließlich gute deutsche Fußball-Hausmannskost geboten. Während heute im Kader eines Bundesligisten zumeist ein Dutzend ausländischer Profis stehen, waren es vor 50 Jahren gerade einmal drei Fußball-Gastarbeiter, die am ersten Spieltag in der neuen Bundesliga aufliefen: Der Österreicher Wilhelm Huberts schnürte die Fußballstiefel für Eintracht Frankfurt, der Niederländer Jakobus Prins stand beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag und der geniale Jugoslawe Petar »Radi« Radenkovic bei 1860 München im Tor. Gert »Charly« Dörfel, legendärer Linksaußen und Stimmungskanone beim Hamburger SV, zählte allerdings noch einen dazu: »Wir waren zehn Hamburger in der Mannschaft und ein Ausländer – das war Jürgen Kurbjuhn aus Buxtehude.« (Das ist eine Kleinstadt direkt vor den Toren Hamburgs!)

      Die meisten der insgesamt etwa 300.000 Zuschauer am ersten Bundesliga-Spieltag sahen übrigens die Partie von Hertha BSC im Berliner Olympiastadion. 60.000 Fans waren Zeuge des 1:1-Unentschiedens der Hertha, bei der ein gewisser Otto Rehhagel als beinharter Verteidiger spielte, gegen den damaligen Rekordmeister 1. FC Nürnberg. Selbst zu Preußen Münsters 1:1 gegen den haushohen Favoriten Hamburger SV waren 30.000 Zuschauer gekommen. Als »harte Nuss« bezeichnete Uwe Seeler den Traditionsklub aus Westfalen. »Uns Uwe«, Deutschlands mit Abstand bester Stürmer, wurde zumeist von mindestens zwei Preußen-Verteidigern eskortiert und konnte sich deshalb völlig überraschend an diesem ersten Spieltag nicht so richtig in Szene setzen.

      Der höchste Sieg gelang dem Meidericher SV, wie der MSV Duisburg damals noch hieß. Die Mannschaft von Trainerlegende Rudi Gutendorf gewann mit 4:1 auswärts beim Karlsruher SC. Helmut Rahn, Schütze des Siegtors beim WM-Finale 1954, hatte zum zwischenzeitlichen 3:0 getroffen. Der »Boss« war nach einem dreijährigen Engagement in den Niederlanden beim Sportclub Enschede extra zum Start der Bundesliga nach Deutschland zurückgekehrt.

      Der erster Doppeltorschütze der Bundesliga hieß übrigens Werner Krämer und spielte für den MSV. Er traf nach einer knappen halben Stunde zum 1:0 gegen den Karlsruher SC und erzielte seinen zweiten Treffer zum 4:1-Endstand in der 88. Minute. Zwei Minuten vor Timo Konietzka, der in Bremen nach seinem legendären ersten Bundesligatreffer in der Schlussminute zum zweiten Mal traf. Insgesamt fielen bei der Premiere der Bundesliga 22 Treffer. Tabellenführer war aber trotz des 4:1-Siegs nicht der MSV Duisburg, sondern der 1. FC Köln! Dabei hatte der FC gegen Saarbrücken nur mit 2:0 gewonnen. Genauso wie der FC Schalke 04, der mit dem gleichen Ergebnis den VfB Stuttgart bezwang.

      Damals gingen die Uhren noch anders, bzw. es wurde anders gerechnet. Hochoffiziell festgehalten in Paragraf 27 a des DFB. Danach war nicht die Tordifferenz ausschlaggebend, sondern der Torquotient. Dabei wurden die erzielten Treffer durch die Gegentore geteilt, und je weniger dabei herauskam, desto besser platziert war die Mannschaft. Geändert wurde diese Regel in Deutschland erst zur Saison 1969/70. Seitdem ist auch in der Bundesliga die Tordifferenz

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